Hamburg. Die deutsche Tischtennisikone tritt am 27. Dezember in der Sporthalle an. Das Event ist auch eine Bühne für den Inklusionssport.

Timo Boll steckt in der Zwickmühle. „Meine Familie hat schon geschimpft“, verrät der Ehemann, der Vater einer neun Jahre alten Tochter ist, mit einem Schmunzeln. Der Grund: Über die Weihnachtsfeiertage wird Deutschlands bekanntester Tischtennisspieler durchtrainieren müssen.

Am 27. Dezember trifft der Rekordeuropameister beim Event „Hamburg tischt auf – 2.0“ mit seinem Team Borussia Düsseldorf auf den Champions-League-Sieger 1. FC Saarbrücken. Spielort der Bundesliga-Spitzenpartie ist die Sporthalle Hamburg.

Timo Boll ist in Asien ein Superstar

„Hamburg ist für mich immer eine Reise wert“, erzählt Boll am Freitagvormittag auf der Pressekonferenz in den Räumen der Hamburger Helm AG. „Zum Geburtstag habe ich mal eine Reise nach Hamburg geschenkt bekommen. Als Kaffeenarr habe ich die vielen Röstereien hier besucht.“ Mit seiner Tochter habe er außerdem schon das Harry-Potter-Musical gesehen.

Was daran bemerkenswert ist? Boll ist ein Weltstar und gilt vor allem in China als eine der bekanntesten Deutschen. Die Helm AG ist mit dem gebürtigen Hessen eine Partnerschaft eingegangen, um den asiatischen Markt besser zu erschließen.

Ausrichter hofft auf Zuschauerrekord

Mit Boll als Aushängeschild erhofft sich der Ausrichter SC Poppenbüttel einen neuen Zuschauerrekord für ein Bundesligaspiel. Geklappt hat dieses Vorhaben schon einmal: Am 27. Februar 2015 kamen zur ersten Auflage von „Hamburg tischt auf“ 5500 Zuschauer in die 02-World, um die Partie von Bolls Borussia Düsseldorf gegen den TTC Fulda-Maberzell zu sehen. Um diese Bestmarke zu überbieten, müsste das Fassungsvermögen von 4700 Zuschauern allerdings durch eine mobile Tribüne erweitert werden.

„Ich hoffe, dass es nicht mein letztes Spiel in Hamburg sein wird. Ich möchte die Fahne noch weiter hoch halten“, sagt Boll, der gerade eine Schulterverletzung auskuriert hat. „Die Form wird jetzt nach und nach kommen. Ich bin gespannt, ob ich es zu Olympia in Paris schaffen werde.“

Boll hat enge Verbindung zum Inklusionssport

Der 42-Jährige steht am Freitag im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Unter den Gästen sind unter anderem auch der Hamburger Sport-Staatsrat Christoph Holstein (SPD) und HSV-Vorstand Jonas Boldt. Die Aufmerksamkeit weist der Superstar aber schnell von sich. Denn bei der zweiten Auflage des Tischtennisevents soll es auch um den Inklusionssport gehen.

Im Vorprogramm des Bundesligaspiels findet das Finale von Hamburgs inklusivem Tischtennisturnier statt. In Düsseldorf hat Boll eine enge Freundschaft zu Para-Olympiasieger Valentin Baus (27) und Para-Europameister Thomas Schmidberger (31) aufgebaut. „Sie sind für mich absolut beeindruckend und echte Vorbilder“, erzählt er. „Ich habe mich selbst mal in den Rollstuhl gesetzt. Da hatte ich überhaupt keine Chance.“

Karten sind ab sofort im Internet erhältlich

Lars Pickardt, Vorstand Leistungssport im deutschen Behindertensportverband, sieht das Turnier als große Möglichkeit für den Inklusionssport. „Es kann wirklich jeder mitspielen. Man braucht keine Sorge haben, dass man nicht akzeptiert wird.“ Unter hamburgtischtauf.reservix.de können sich Handicap- und Amateursportler für eine Teilnahme anmelden. Karten für die Veranstaltung in der Sporthalle gibt es an selber Stelle zum Preis von zehn Euro.

Und: Sein eingeschränktes Weihnachtsfest nimmt Timo Boll gerne in Kauf. „Ich glaube, es ist ein guter Zeitpunkt, dieses Event auszutragen. Da haben viele Leute Zeit, etwas zu unternehmen.“