Hamburg. Das Team Rynkeby präsentiert sich am Sonntag bei den Hamburger Cyclassics. Über Sponsoren werden hohe Spendensummen generiert.

Mit dem richtigen Zeitmanagement ist fast alles möglich. Das beweist zumindest Markus Krieger am Wochenende. Nachdem der 46-Jährige an diesem Freitag mit der Familie aus dem Italien-Urlaub am Gardasee zurückkehrt, sind die folgenden zwei Tage genau durchgetaktet.

Am Sonnabend geht es zur Einschreibung, die Startnummer und den Teilnehmerbeutel abholen, ehe er am Sonntagmorgen mit seinem eigenen Radsportteam am 100-Kilometer-Amateurrennen der Cyclassics teilnimmt.

Cyclassics: Team Rynkeby verfolgt besondere Ziele

Während die meisten anderen Teams bei der 26. Ausgabe des Hamburger Radklassikers auch ein sportliches Ziel verfolgen, geht es Krieger und seinen zehn Mitstreitern um etwas anderes. Das Team Rynkeby Hamburg, das der Rechtsanwalt im vergangenen Sommer gegründet hat, sammelt mithilfe von Sponsoren Geld für die Deutsche Kinderkrebsstiftung.

„Wir haben nicht das Ziel, eine bestimmte Geschwindigkeit zu fahren. Wir wollen zusammen losfahren und zusammen ankommen. Es geht darum, alle mitzunehmen“, sagt Krieger. „Ich bin schon immer gerne Rad gefahren. Mich hat es aber gereizt, das mit dem Charity-Zweck zu kombinieren.“

Initiative entstand vor über 20 Jahren

Das Team Rynkeby entstand 2002 aus einer Initiative der gleichnamigen dänischen Saftfirma. Als ein lungen-kranker Rynkeby-Mitarbeiter eine Radtour von Dänemark nach Paris unternehmen wollte, stellte das Unternehmen für die Fahrt Säfte sowie 7000 Euro zur Verfügung – unter der Voraussetzung, dass mindestens zehn weitere Menschen an der Fahrt teilnehmen.

Als am Ende rund 5000 Euro übrig waren, spendete die Gruppe das Geld an die Kinderkrebsstation der Universitätsklinik Odense. In den kommenden Jahren wuchs das Projekt kontinuierlich, mittlerweile gibt es in neun europäischen Ländern insgesamt 62 Rynkeby-Teams, darunter fünf in Deutschland.

Krieger investiert bis zu 20 Stunden pro Woche

„Die größte Herausforderung ist, das Team bekannter zu machen und genug Leute dazu zu bringen, dem Team beizutreten“, sagt Krieger über die Gründung seiner Hamburger Dependance. „Anfangs habe ich Freunde und Bekannte gefragt, ob sie dabei sein wollen. Einige sind dann auch über Social Media auf uns aufmerksam geworden.“

Der Beginn einer neuen Saison erfolgt jeweils am 1. September. Dann sprechen die einzelnen Teams mögliche Sponsoren für das markante gelbe Teamtrikot an, das alle Fahrer tragen. 2500 Euro kostet ein Platz auf dem Trikot, auf der Hose ist es etwas günstiger. „Das ist für viele Unternehmen keine große Herausforderung“, sagt Krieger.

Ziel von bis zu 30.000 Euro Sponsorengeld

Weil sie im vergangenen Jahr erst spät mit der Sponsorensuche beginnen konnten, nahmen die Hamburger für dieses Jahr nur knapp 10.000 Euro ein. Im kommenden Jahr sollen es bereits 25.000 bis 30.000 Euro sein, zwischen zehn und zwölf Sponsoren sind dafür nötig.

Im vergangenen Jahr spendeten die 62 europäischen Teams insgesamt 10.476.148 Euro an verschiedene wohltätige Einrichtungen der jeweiligen Länder. Die Teammitglieder zahlen das einheitliche gelbe Fahrrad, die Trikots und Übernachtungskosten selbst, damit sämtliche Sponsorengelder gespendet werden können.

Jahreshöhepunkt ist stets die Fahrt zur Tour de France, bei der sich alle rund 2000 europäischen Rynkeby-Fahrer in Paris treffen. Bei den Cyclassics ist das Charity-Team in diesem Jahr das erste Mal am Start. Teile der Hamburger Mannschaft sind dort auch gemischt mit Mitgliedern anderer Standorte unterwegs.

Die Koordinierung ist für Markus Krieger wie ein zweiter Job. „Der zeitliche Aufwand ist gewaltig. Mit dem Training, der Sponsorensuche und der Organisation wende ich pro Woche bis zu 20 Stunden auf“, sagt er. „Mein Leben ist momentan alles andere als langweilig.“