Hamburg. Hamburger Ruderer Tim Ole Naske will sich bei deutschen Kleinbootmeisterschaften in Brandenburg für den Skull-Nationalkader empfehlen.

Klar, da waren die norddeutschen Meisterschaften Ende September im Regattazentrum Allermöhe, bei denen er alle im Skullbereich möglichen Titel – Einer, Doppelzweier, Doppelvierer – gewann. Da waren auch die Langstreckentests Anfang Dezember in Dortmund und am vorvergangenen Wochenende in Leipzig, bei denen es darum ging, die persönliche Leistungsfähigkeit auf dem Ergometer und über die Sechs-Kilometer-Distanz nachzuweisen.

Aber so richtig herauszufinden, ob er sein Pausenjahr körperlich aufgeholt hat? Das wird Tim Ole Naske erst an diesem Wochenende möglich sein. Auf dem Beetzsee in Brandenburg stehen von diesem Freitag bis Sonntag die deutschen Kleinbootmeisterschaften im Rudern an.

Ein Termin, der unspektakulärer klingt, als er ist, schließlich gibt das Abschneiden der Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Ausschlag dafür, wer in der Saison 2023 für Deutschland bei internationalen Wettkämpfen an den Start gehen darf.

Rudern: Alle Skuller starten im Einer

Die Skuller – das sind diejenigen, die in jeder Hand ein Ruder haben – starten allesamt im Einer. Die Riemer, zu denen als prominentester Hamburger der dreimalige Achter-Weltmeister und Olympiazweite Torben Johannesen (28/RC Favorite Hammonia) zählt, sind im Zweier ohne Steuermann gefordert.

Zwar zählen natürlich auch Trainingseindrücke für die endgültige Besetzung der Boote, aber wer sich in Brandenburg am besten in Szene zu setzen versteht, der hat auch die besten Chancen, den Weg in Richtung des Saisonhöhepunkts zu gehen.

WM in Belgrad ist Saisonhöhepunkt

Das ist in diesem Jahr die WM vom 3. bis 10. September in Serbiens Hauptstadt Belgrad, auf der die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris ansteht. Erstes Zwischenziel ist die EM in Bled (Slowenien/25. bis 28. Mai), es folgen die Weltcups in Varese (Italien/16. bis 18. Juni) und Luzern (Schweiz/7. bis 9. Juli).

Umbesetzungen in den Booten sind zwar jederzeit möglich, aber in den Trainerteams nicht beliebt, da man möglichst mit einer Stammformation durch die Saison zu kommen versucht. Deshalb sind die Kleinbootmeisterschaften als Fingerzeig so bedeutsam.

Tim Ole Naske, der nach Olympia 2021 in Tokio körperlich und mental derart erschöpft war, dass er sich für eine einjährige Wettkampfpause entschied, sieht sich nach dem Wiedereinstieg ins volle Teamtraining im November in der nötigen Form, um sich seinen Platz im Kader zu sichern.

Naske hat hart gearbeitet

„Ich habe das Pausenjahr sehr gut verkraftet, fühle mich fit, meine Leistungsparameter auf dem Ergometer waren solide, im Training habe ich gut gearbeitet“, sagt der 26-Jährige von der RG Hansa. Nun muss er diese Arbeit in Resultate umsetzen.

Die Querelen im Deutschen Ruderverband (DRV), die im vergangenen Jahr insbesondere nach dem schwachen Abschneiden bei der Heim-EM in München und der WM in Racice (Tschechien) hochgekocht waren, sind für den als kritischer Athlet bekannten Hamburger aktuell kein Thema.

„Manche können sich immer über den DRV aufregen. Aber momentan sind wir Athleten gefordert, unsere Leistung zu bringen und uns darauf zu konzentrieren, die besten Rennen zu fahren, die drin sind. Das ist zumindest mein Ziel für das Wochenende.“

Qualität im Skuller-Team höher als 2022

Wozu es dann reicht, bleibt abzuwarten. Die Qualität im Skuller-Nationalteam schätzt der angehende Jurist, der sein Studium bis Olympia 2024 auf Eis gelegt hat, in dieser Saison deutlich höher ein als im vergangenen Jahr.

Mit Naske kommt auch der Gießener Marc Weber (25) aus einem Pausenjahr zurück, zudem stößt in Jonas Gelsen (21/Frankfurt am Main) ein sehr talentierter Nachwuchsathlet zum A-Kader, der in Leipzig die Langstrecke gewinnen konnte. „Das ist wichtig, dass die Leistungsdichte höher wird, wir brauchen diesen Konkurrenzkampf“, sagt Naske.

Er selbst hat, nachdem er in Tokio mit dem Doppelvierer nur Rang acht belegt hatte, ein neues Ziel. Der Doppelvierer, in dem Favorite-Hammonia-Neuzugang David Junge (25) seinen Platz aus der vergangenen Saison verteidigen möchte, ist nicht mehr Hauptobjekt seiner Begierde.

Lieber würde er mit Max Appel (27/Magdeburg) den Doppelzweier bilden, der Ende April in Hamburg ausgefahren wird. „Aber am Ende entscheide ich das nicht selbst“, sagt er, „ich kann nur alles geben, um den Trainern zu zeigen, wozu ich bereit bin.“