Hamburg. Deutschland verliert beim 21:28 in Hamburg zum zweiten Mal binnen vier Tagen mit sieben Toren gegen Weltmeister Dänemark.

Es gab zwei Personen, die einem am Sonntagnachmittag in der Hamburger Barclays Arena besonders leidtun durften. Zum einen war das Deutschlands Torhüter Andreas Wolff, der mit 15 Paraden gegen Handball-Weltmeister Dänemark einen gewohnt starken Auftritt zeigte, bei der 21:28 (10:14)-Niederlage aber anerkennen musste, dass seine Leistung allein nicht reicht. Und zum anderen Hallensprecher Kevin Gerwin, der die 12.123 Zuschauer in der ausverkauften Halle immer weiter bei Laune halten musste, obwohl das Spiel längst entschieden war.

„Heute haben wir gesehen, dass wir von einer Mannschaft wie Dänemark ziemlich weit weg sind“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason enttäuscht. Bester Werfer einer vor allem im Angriff erneut schwachen deutschen Mannschaft war Spielmacher Juri Knorr (Rhein-Neckar Löwen) mit neun Toren.

Handball: Grundstimmung der Teams war schon vor dem Spiel deutlich

Die Partie war Teil des EHF Euro Cups, an dem neben Deutschland und Dänemark mit Europameister Schweden und dem EM-Zweiten Spanien die vier bereits für die EM (10. bis 28. Januar 2024) qualifizierten Nationen teilnehmen. In zehn Monaten will Deutschland im eigenen Land um die Medaillen mitwerfen. Der Auftritt am Sonntag ließ die Zweifel an diesem Ziel nicht kleiner werden. Obwohl Dänemark mit einem B-Team spielte, unter anderem fehlten die Rückraumstars Mikkel Hansen und Rasmus Lauge sowie Ausnahmetorhüter Niklas Landin, war die Auswahl des Deutschen Handballbunds (DHB) ohne Chance.

Schon vor dem Spiel war deutlich, in welcher Grundstimmung beide Teams angereist waren. Während Gislason nach der 23:30-Hinspiellehrstunde am Donnerstag im dänischen Aalborg konsequent Abwehr und Angriff trainieren ließ, gönnte Nikolaj Jacobsen seinen Weltmeistern am Freitag einen freien Tag.

Den Skandinaviern mangelte es nicht an Qualität

Zwei Dänen nutzten den Tag zu einem Abstecher zur SG Flensburg-Handewitt, um auf halbem Weg zwischen Aalborg und Hamburg einen spektakulären Doppeltransfer perfekt zu machen. Neben Kreisläufer Lukas Jörgensen (23/Vertrag bis Sommer 2026) wechselt im Sommer auch Rückraumspieler Simon Pytlick (22/bis Sommer 2027) von GOG
zum Bundesligatopclub. Zusammen kamen beide am Donnerstag gegen Deutschland auf acht Tore. Allein Pytlick ließ sich das Team von Trainer Maik Machulla laut Medienberichten 540.000 Euro kosten – für die dänische Liga ist diese Ablösesumme ein Rekord.

Am Sonntag fehlte Pytlick in Hamburg wegen Belastungssteuerung, doch auch ohne ihn mangelte es den Skandinaviern, die insgesamt ohne acht Weltmeister angereist waren, nicht an Qualität. „Dänemark hätte bei der WM gleich zwei 16er-Kader aufstellen können und wäre mit beiden Mannschaften mindestens ins Halbfinale gekommen“, sagte Gislason.

Ohne Innenblockstabilisator Julian Köster fehlte Deutschland die Stabilität

Doch auch trotz der dänischen Klasse musste sich die DHB-Auswahl über die eigene Leistung ärgern. Wie im Hinspiel gab es im Angriff 25 Fehlwürfe. „Man hat gesehen, dass wir aus den meisten Fehlern, die wir am Donnerstag gemacht haben, nicht gelernt haben“, sagte der Berliner Rückraumspieler Paul Drux über diese unterirdische Statistik. „Wir haben uns das Leben vorne selbst zu schwer gemacht, indem wir viele Bälle weggeworfen haben.“ Gislason fand noch deutlichere Worte. „Unsere Angriffsleistung bricht uns in beiden Spielen komplett das Genick. Wir haben extrem wenig Druck aus dem Rückraum machen können, unser Spiel war in keiner Phase so richtig flüssig. Wir haben auch zu wenige Zweikämpfe gewonnen“, sagte der Isländer.

Ohne Innenblockstabilisator Julian Köster (Gummersbach), der bereits vor dem Spiel erkrankt abgereist war, fehlte Deutschland in beiden Partien auch in der Abwehr die Stabilität. „Durch die Erkrankung von Köster konnten wir nur die 6-0-Abwehr trainieren. Wir hatten am Donnerstag gute Phasen und dann wieder riesige Löcher. Heute fand ich die Abwehr insgesamt etwas besser“, sagte Gislason.

Handball: Noch rund zehn Monate bis zum EM-Eröffnungsspiel in Düsseldorf

Ob zukünftig wieder Hendrik Pekeler für die Nationalmannschaft infrage kommt, ist derweil weiter offen. Der 2,03-Meter-Mann vom THW Kiel soll nach seinem Achillessehnenriss zunächst wieder zu alter Stärke zurückfinden. „Er muss erstmal die Belastung in der Bundesliga und in der Champions League beim THW schaffen, um bei uns einsteigen zu können“, sagte Gislason.

Noch rund zehn Monate bleiben bis zum EM-Eröffnungsspiel in der Fußballarena von Düsseldorf. „Wie weit wir in zehn Monaten sind, kann ich heute nicht sagen“, sagte Gislason und versprach zum Abschied: „Ich bin mir sicher, dass es bei der EM besser ist als das, was wir heute gezeigt haben.“

Tore Deutschland: Knorr (Rhein-Neckar Löwen) 9/3, Stutzke (Bergischer HC) 4, Häfner (MT Melsungen) 3, Drux (Füchse Berlin) 2, Golla (SG Flensburg-Handewitt) 2, Dahmke (THW Kiel) 1.Tore Dänemark: Jakobsen 6/2, Gidsel 4, Mensing 4, Kirkelökke 3, Lassen 3, Sommer Arnoldsen 3/1, Bergholt 2, Jörgensen 1, Rasmussen 1, Nielsen 1.Schiedsrichter: Konjicanin/Konjicanin (Bosnien und Herzegowina).
Die deutschen U-21-Junioren
besiegten Dänemark im Vorspiel mit 32:26 (15:11). Bester deutscher Werfer war Rückraumspieler Max Beneke (19/1. VfL Potsdam) mit sechs Toren. Bereits das Hinspiel am Donnerstag in Dänemark hatte Deutschland mit 31:28 gewonnen.