Sydney. Zwei Wochen vor den Australian Open ist der Hamburger noch weit von der Topform vor seiner Verletzung entfernt. Findet er sie wieder?

Taylor Fritz hat einen Breakball. Der erste Aufschlag von Alexander Zverev landet weit im Aus, den zweiten serviert Deutschlands bester Tennisspieler mit bescheidenen 112 km/h ins Netz. Wenige Minuten später das gleiche Bild. Breakball Fritz, Zverevs erster Aufschlag im Aus, den zweiten serviert er mit nicht weniger bescheidenen 128 km/h – ins Netz.

Es sind gerade mal 21 Minuten gespielt beim United Cup in Sydney in der Partie zwischen Deutschland und den USA, da macht Taylor Fritz den ersten Satz mit 6:1 zu. Nach insgesamt 64 Minuten ist Zverev geschlagen, 1:6, 4:6 lautet das Ergebnis, und dass er diese fünf Spiele überhaupt gewonnen hat, verdankt er eher einigen unerzwungenen Fehlern seines Gegners als eigener Finesse.

Alexander Zverev zeigt vor Australian Open Nerven

Taylor Fritz, als aktuelle Nummer neun der Welt drei Plätze vor Zverev notiert, fand es anschließend schwierig, seine eigene Leistung einzuordnen: „Sascha kommt aus einer langen Pause, er ist ein bisschen eingerostet und hat mir viele freie Punkte überlassen.“ Aber er sei sicher, dass es nicht allzu lange dauern werde, „bis er seine Form wiedergefunden hat“.

Nun ist es aber so, dass die Zeit ein bisschen drängt. In zwei Wochen schon steht das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne im Kalender, bis dahin hat Zverev möglicherweise noch mehr zu tun, als er überhaupt bewältigen kann. „Unrealistisch und ein bisschen dumm“ wäre es, von großen Siegen oder gar dem Titel in Melbourne zu reden oder auch nur zu träumen, hatte er bereits nach seiner Auftaktniederlage in Sydney gegen den Tschechen Jiri Lehecka gesagt.

Findet Zverev nach der Verletzung seine Topform wieder?

Dass die aktuelle Situation an seinem Nervenkostüm nagt, zeigte sich im Match gegen Fritz. Wieder ein Fehler, wieder ein Ball im Netz, wieder ein erster Aufschlag neben der Linie, wieder falsch zum Ball gestanden, wieder zu langsam – Zverev schüttelte den Kopf, zuckte mit den Schultern, blickte hilflos in die Runde. Die ersten fünf Spiele gegen Fritz hatte er bereits verloren, als ihm endlich das 1:5 gelang - kein Maßstab für einen wie ihn.

Fraglich ist, ob er jemals wieder diese Form erreichen kann, mit der er im Sommer die Nummer eins der Weltrangliste im Visier hatte. Bis zu jenem 3. Juni im Halbfinale gegen Rafael Nadal in Paris war Alexander Zverev in der Form seines Lebens. Dem König der roten Asche lieferte er einen erbitterten Kampf auf Augenhöhe - und dann war Zverevs Tennisjahr nach einem langen Ausfallschritt abrupt beendet. Dreifacher Bänderriss im rechten Sprunggelenk, Zverev verließ im Rollstuhl den Platz.

Auf den er bisher nicht in jener überragenden Form von damals zurückgekehrt ist. Ein gescheiterter Comeback-Versuch beim Daviscup in Hamburg im September, den er wegen eines Knochenödems abbrechen musste, ein paar Schauturniere, ein sportlich wertloser Sieg gegen Novak Djokovic in Doha und nun die Niederlagen gegen Lehecka und Fritz in Sydney.

„Ich möchte wieder der Spieler werden, der ich schon mal war“, hatte er vor Beginn des United Cups gesagt. Alexander Zverev wird viel Geduld brauchen.