Hamburg. Der Torwart vom Harvestehuder THC ist bei der Europameisterschaft der deutsche Hoffnungsträger zwischen den Pfosten.

Viel Zeit blieb nicht mehr, das war ihm klar. Umso mehr hat sich Anton Brinckman darüber gefreut, dass er von Bundestrainer Rein van Eijk für die Hallenhockey-Europameisterschaft nominiert wurde, die für die deutschen Herren an diesem Donnerstag in der Sporthalle Hamburg mit den Partien gegen Belgien (12 Uhr/Livestream bei Hamburg 1) und die Niederlande (19.30 Uhr/Sport 1) beginnt. Es ist das letzte internationale Turnier für Rekordnationalspieler Tobias Hauke (35), und Anton Brinckman ist sehr glücklich darüber, das große Idol seines Heimatvereins Harvestehuder THC dabei als Teamkollege begleiten zu dürfen.

Hallenhockey: Brinckman freut sich auf Turnier in der Heimat

„Seit ich 2020 bei der Hallen-EM in Berlin mein erstes Turnier für die A-Nationalmannschaft spielen durfte, habe ich mir gewünscht, einmal mit Tobi gemeinsam für Deutschland aufzulaufen“, sagt der 22 Jahre alte Torhüter, „dass es sogar in unserer Heimatstadt klappt, macht diese EM für mich zu etwas ganz Besonderem.“ Seinem berühmten Mitspieler von hinten Kommandos zuzurufen, daran habe er sich in seinen ersten Bundesligawochen beim HTHC erst gewöhnen müssen. „Als junger Spieler willst du ja nicht so rüberkommen, als würdest du irgendwelche Hierarchien infrage stellen. Aber Tobi und die anderen Führungsspieler haben mir gesagt, dass es die Aufgabe eines Torhüters ist, seine Vorderleute zu dirigieren. Also mache ich das natürlich gern“, sagt er.

Er macht es mit Nachdruck und gleichermaßen einer Ruhe, die beeindruckt. Überhaupt ist die Entwicklung, die der Hamburger in den vergangenen Jahren genommen hat, ehrenwert. Im Feld zählt er zum erweiterten A-Kader, in der Halle ohne Frage zu den Top drei zwischen den Pfosten. Seine Reaktionsschnelligkeit ist eine Waffe, die zu seinem eher bulligen Körper nicht unbedingt zu passen scheint, seinen Teams aber schon oft Punkte gerettet hat.

Was Brinckman so am Hallenhockey fasziniert

Auch sein Spielverständnis hilft ihm, Situationen zu antizipieren. „Ich spiele lieber in der Halle, weil man mehr ins Spiel eingebunden ist. Auf dem Feld kriegt man in manchen Partien nur drei Bälle zu halten, in der Halle muss man in jeder Sekunde fokussiert sein. Das liebe ich“, sagt er in dem Wissen, sich bei der rasanten Variante unterm Dach entsprechend häufiger auszeichnen zu können.

Dass Anton Brinckman, der an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Medien und Information studiert, Keeper werden würde, war früh klar. Von seinem Onkel Andreas Arntzen (55), der 15 Jahre für den HTHC und die Nationalmannschaft Bälle hielt, hat er die Begeisterung für das Torwartspiel geerbt. Als Jugendspieler stand er bei fast jedem Heimspiel der HTHC-Herren an der Trainerbank und saugte die Atmosphäre auf, die er nun als Spieler genießt. „Mich fasziniert einfach diese Rolle, als letzter Rettungsanker Einfluss auf das Spiel nehmen zu können“, sagt er, „außerdem finde ich das ständige Zusammenspiel von An- und Entspannung spannend.“

Dazu komme, dass ihm seine kommunikative Art beim Dirigieren seiner Vorderleute helfe. „Ich bin seit der Altersklasse Knaben A Torwart und glaube, dass es die optimale Position für mich ist“, sagt er.

Generalprobe macht Brinckman Mut für Hockey-EM

Bei dieser EM ist Anton Brinckman, der die oft für aus dem Englischen kommend gehaltene Schreibweise seines Nachnamens nicht erklären kann, die klare Nummer eins im deutschen Tor, der Krefelder Joshua Onyekwue Nnaji (20) soll aber auch Spielzeit bekommen. Gemeinsam wollen sie die Abwehr zu einem Bollwerk und so die erfolgreiche Titelverteidigung möglich machen, um Tobi Hauke den goldenen Abschied zu schenken. „Das wird alles andere als leicht, die Spiele gegen Belgien und die Niederlande sind gleich eine Standortbestimmung“, sagt er.

Der 7:2-Sieg im letzten Testspiel am Dienstag gegen den amtierenden Hallenweltmeister Österreich allerdings hat Mut gemacht – und die Vorfreude auf das besondere Heimturnier noch einmal deutlich gesteigert.