Hamburg. So viele deutsche Meistertitel konnte Hamburger Amateurbox-Verband noch nie verzeichnen. Doch das soll nur der Anfang sein.

Als Christian Morales im März 2021 seine Vision erläuterte, das olympische Boxen in Hamburg zum Schwerpunktsport zu machen, wurde er von vielen belächelt. 20 Monate später kann der Landestrainer des Hamburger Amateurbox-Verbands (HABV) immerhin auf ein nationales Rekordjahr zurückschauen. Neun deutsche Meistertitel gewannen Sportlerinnen und Sportler aus HABV-Mitgliedsvereinen in der Saison 2022.

Zuletzt durften sich am vergangenen Wochenende bei den nationalen Titelkämpfen der Erwachsenen in Rostock Nina Radovanovic (31/Klasse bis 52 kg) und Superschwergewichtler Emanuel Odiase (24/beide SV Polizei) über Gold freuen.

Boxen: Morales lobt Beteiligung vieler Vereine an Titelflut

Zuvor hatten Ashab Ismailow (V/W Billstedt/bis 52 kg) und Shmavon Hovhannisjan (Kampf deines Lebens/bis 70 kg) in der Altersklasse U 15, Islam Agajew (HT 16/bis 54 kg) in der U 17, Nikolaos Kosmadakis (HNT/bis 60 kg) in der U 18, Miles Okay (Kampf deines Lebens/bis 51 kg) und Oleksii Plisak (SV Polizei/bis 60 kg) in der U 19 sowie Jerry Alabi (SC Condor/bis 92 kg) in der U 22 triumphiert. Was Morales besonders gefällt: dass sechs Vereine an der Titelflut beteiligt waren. „Das zeigt, dass unser Konzept in der Breite fruchtet“, sagt der 42-Jährige, der in der Verbandshalle am Braamkamp eine zwölf Personen große Kadergruppe trainiert.

Zum Aufgebot des Deutschen Boxsport-Verbands (DBV) zählen mit Miles Okay und Emanuel Odiase, die beide zum Entwicklungskader gehören, und Tokio-Olympiateilnehmer Ammar Riad (27) aktuell nur drei HABV-Mitglieder. „Ich hoffe, dass mit Veröffentlichung der neuen Kaderlisten des DBV zum 1. Januar noch ein paar mehr reinrutschen“, sagt Morales.

Mit Blick auf die Sommerspiele 2024 in Paris hält er Schwergewichtler Riad für den aussichtsreichsten Kandidaten. Allerdings trainiert der gebürtige Iraker, der nach Tokio auch zwei Profikämpfe bestritten hatte, nicht mehr bei Morales. „Wir haben uns einvernehmlich getrennt, er soll nun in Berlin bei Bundestrainer Ralf Dickert trainieren, wird aber weiter für Hamburg starten“, sagt der Landestrainer.

Boxen: Morales sieht sportlichen Erfolg als "wichtigste Währung"

Morales baut zudem auf Nina Radovanovic, die in Tokio noch unter der Flagge Serbiens Olympiafünfte geworden war und mit Ausnahmegenehmigung bei der DM in Rostock zeigte, dass ihr national niemand gefährlich werden kann. „Sie würde gern für Deutschland starten, wir arbeiten an ihrer Einbürgerung“, sagt Morales.

Sportliche Erfolge bleiben die wichtigste Währung, um das Ziel, Schwerpunktsport zu werden, zu erreichen. Aktuell wird der HABV vom Hamburger Sportbund auf niedrigster Stufe gefördert. „Wir arbeiten uns Stück für Stück nach vorn“, sagt der Landestrainer. Das Jahr 2022 darf als Startschuss gewertet werden.