Hamburgs Wirtschaft drängt nach den gefeierten Spielen von London auf eine neue Bewerbung der Hansestadt. Dafür ist aber Geduld gefragt.

London/Hamburg. Die Begeisterung über die weltweit gefeierten XXX. Olympischen Spiele in London ist nach Hamburg übergesprungen und hat die Lust auf Olympia noch einmal gesteigert. Die Handelskammer hat jetzt wieder eine neue Bewerbung der Stadt ins Spiel gebracht. "Wenn die zweitgrößte Stadt der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt ein solches Großereignis nicht bewältigen soll, wer bitte schön dann?", sagte Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz dem Abendblatt während des Besuchs einer Hamburger Delegation in London.

+++ Kommentar: Mit Geld zu Medaillen +++

Dass die Wirtschaft wie bei Hamburgs gescheiterter Olympiakampagne vor elf Jahren erneut die Initiative ergreift, hält der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer nicht für ungewöhnlich: "Auch in London kam der entscheidende Impuls von den Unternehmen. Die 50 größten Firmen der Stadt hatten eine Ausrichtung Olympischer Spiele empfohlen. Sport und Politik haben dann darauf positiv reagiert."

Die Hamburger Politik hält sich mit derartigen Äußerungen noch zurück. Bürgermeister Olaf Scholz und Sportsenator Michael Neumann (beide SPD) aber stehen einer Kandidatur aufgeschlossen gegenüber. Sie sollte nur am Ende einer längeren Entwicklung erfolgen. Die hat der Senat mit der Verabschiedung einer Dekadenstrategie Sport vor einem Jahr angeschoben.

"Hamburg wird sich als Austragungsort von herausragenden nationalen und internationalen Sportgroßveranstaltungen bewerben", steht in einem Arbeitspapier des Senats. Zuvor will sich die Stadt weiter mit innovativen Konzepten aus Schul-, Breiten- und Spitzensport empfehlen. Am nächsten Sonntag etwa starten die besten Radrennfahrer der Welt bei den Vattenfall-Cyclassics, 22 000 Jedermänner haben dort gemeldet, ein Jugendrennen findet an den Tagen davor statt. Am 22./23. September wird mit dem E.on-Hanse-Alstercup ein neues Event für Ruderer und Schwimmer auf der Binnenalster präsentiert - mit dem in London siegreichen Deutschland-Achter.

Dass die SPD Olympische Spiele nicht als Ziel benennt, hat einen einfachen Grund. Eine deutsche Bewerbung für Sommerspiele steht derzeit nicht an. Der Deutsche Olympische Sportbund möchte nach der Vergabe der Sommerspiele 2020 im September 2013 zunächst eine Bewerbung Münchens für den Winter 2022 prüfen. Der Verband will dafür aber die Wahlen zum Bundestag, den Bayerischen Landtag und die dortigen Kommunalwahlen abwarten. Die drei Urnengänge sind für den September 2013 terminiert.

Sollte Istanbul den Zuschlag für den Sommer 2020 erhalten, sich gegen Madrid und Tokio durchsetzen, wären Sommerspiele in Deutschland nicht vor 2032 denkbar. Nach der Logik des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) kehrten die Spiele 2024 zu den Hauptgeldgebern (TV/Sponsoren) in die USA zurück, 2028 erhofft sich das IOC eine Kandidatur Südafrikas. Afrika ist der letzte Kontinent, auf dem Olympia bislang nicht ausgetragen wurde.

Hamburg müsste sich also gedulden. Ohnehin hätte im nationalen Wettstreit das hoch verschuldete Berlin bessere Aussichten und einflussreichere Unterstützer. Eine frühzeitige Positionierung Hamburgs hält die Handelskammer dennoch für gegeben. Und Schmidt-Trenz weiß, welche Fehler die Stadt vermeiden sollte. In London seien viele Touristen weggeblieben, weil die Stadt eine Überfüllung fürchtete. Dadurch brach der Umsatz von Hoteliers und Gastronomen gegenüber August 2011 um ein Drittel ein. Hamburg, da ist Schmidt-Trenz sicher, könnte den Ansturm der zusätzlichen Gäste mit einer durchdachten Organisation bewältigen.

Einen ersten Vorgeschmack auf die Reize Olympias erhalten die Hamburger am Mittwochmorgen. Dann treffen die erfolgreichen deutschen Olympioniken mit der MS "Deutschland" um 10 Uhr am Kreuzfahrtterminal in der HafenCity ein. Um einen begeisterten Empfang wird gebeten.