Hamburg. Die 17-Jährige vom Club an der Alster trat in der Hamburger Verbandshalle gegen das Tennis-Wunderkind Julia Stusek an – und siegte.

Die Worte, die Ella Seidel nach ihrem Achtelfinalsieg beim W-60-ITF-Turnier in der Hamburger Verbandshalle fand, hatten den Anschein, als kämen sie von einer erfahrenen Grand-Slam-Gewinnerin. „Julia hat ein unglaubliches Match gespielt, sie war richtig gut“, sagte die Spielerin vom Club an der Alster über ihre erst 14 Jahre alte Gegnerin und prophezeite: „Sie hat auf jeden Fall eine große Zukunft vor sich.“ Tatsächlich gilt Julia Stusek, die von Seidel in einem mitunter hochklassigen Spiel 2:6, 6:3, 6:4 niedergerungen wurde, als Tennis-Wunderkind.

Seidels Worte wirkten deshalb etwas kurios, weil auch sie mit 17 Jahren noch ganz am Anfang ihrer Karriere steht. Ihre Einschätzung zu Stusek, die mit dem „Les Petits As“ jüngst das bedeutendste U-14-Turnier der Welt gewann, war aber durchaus nachvollziehbar. Die 14-jährige gebürtige Badenerin, die ein Privatgymnasium in Mannheim besucht und die meiste Zeit in der Schweiz mit der früheren Weltranglistenersten Martina Hingis und deren Mutter Melanie Molitor trainiert, begeisterte in Hamburg beim ersten Profiturnier ihres Lebens, nachdem sie sich mit einer Wildcard in der Qualifikation sensationell ins Hauptfeld gespielt hatte.

W-60-ITF-Turnier: Seidel die letzte verbliebene Hamburgerin

Unter den Augen von Bundestrainerin Barbara Rittner dominierte Stusek auch den ersten Satz, spielte abgeklärt und präzise. „Ich war im ersten Satz mental nicht so stark, habe viele leichte Fehler gemacht“, sagte Seidel, die nach einer Toilettenpause im zweiten Satz eindrucksvoll zurückkam. Mit jedem verlorenen Punkt wurde Stusek wütender, schimpfte mit sich und ihrer Trainerin, schlug den Schläger auf den Hallenboden und den Ball quer durch die Halle. „Ich achte eigentlich nur auf mich. Manchmal schaut man aber natürlich rüber und sieht, was in der Gegnerin vorgeht“, sagte Seidel, die hingegen fast das gesamte Duell über in sich ruhte.

Stusek verlor die Sicherheit in ihren ersten Aufschlägen, die zu schwachen zweiten Aufschläge feuerte die körperlich überlegene 17-Jährige mit doppelter Geschwindigkeit zurück. Als Seidel nach über zwei Stunden Spielzeit ihren zweiten Matchball verwandelte, schrie sie ihre Freude heraus. Nach dem Aus von Vereinskollegin Noma Noha Akugue (18) ist sie überraschenderweise die letzte verbliebene Hamburgerin im Turnier.