Hamburg. Der Ex-Nationalspieler traut Hamburgs Basketballern viel zu. “Towers haben die richtigen Leute geholt.“ Seine Prognose.

Der erste Auftritt der Veolia Tow­ers Hamburg in der 57. Saison der Basketball-Bundesliga hat Eindruck hinterlassen – trotz der 78:81-Niederlage am Mittwoch beim deutschen Meister und Pokalsieger Alba Berlin. Pascal Roller, der das Spiel für Magentasport als Experte begleitete, war jedenfalls angetan vom Spiel der Hamburger. Sein Urteil: „Die Towers haben die richtigen Leute geholt.“ Seine Prognose: „Bleibt die Mannschaft von größeren Verletzungsproblemen verschont, kommt sie in die Play-offs.“

Für die K.-o.-Runde qualifizieren sich die besten acht Teams der 18er-Liga. An diesem Sonnabend (18 Uhr/Magentasport) soll in der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena gegen den Mitteldeutschen BC aus dem sachsen-anhaltinischen Weißenfels der erste Wurf in diese Richtung gelingen. Bisher sind 2600 der 3400 Eintrittskarten verkauft. Die Abendkasse an der Halle öffnet um 17 Uhr. Tickets gibt es dort nur gegen Bargeld, ansonsten online.

Erste Auftritt der Veolia Tow­ers Hamburg hat Eindruck hinterlassen

Roller (45), 122 Länderspiele, WM-Dritter 2002, EM-Zweiter 2005, gehörte vor neun Jahren zu den Mitbegründern der Towers, verkaufte später seine Gesellschafteranteile, lebt aber weiter in Hamburg. Schon beim ersten Saisonspiel, sagt der ehemalige Spielgestalter im Gespräch mit dem Abendblatt, „war das Konzept des Trainers zu erkennen“.

Unter Raoul Korner spielten die Towers im Angriff sehr strukturiert, jeder kenne seine Rolle, jeder wisse, was er wann, wo zu tun habe. Das sei bei Vorgänger Pedro Calles anders gewesen. Beim Spanier, der größten Wert auf Abwehrarbeit legte, hätten die Towers in der Offensive eher unkoordiniert agiert, von der individuellen Stärke der einzelnen Spieler gelebt. Roller: „Das passt von der Philosophie zu einem qualitativ hochwertig besetzten EuroLeague-, weniger zu einem normalen Bundesligateam.“

Die Center Wohlfarth-Bottermannund Childs sind sehr gute Verteidiger

Das Spiel der Towers sei jetzt Guard-lastig, sagt Roller, in Berlin standen phasenweise drei Spielmacher gleichzeitig auf dem Feld. Die Korbwürfe sollen dann über die Außenpositionen erfolgen, die Center Yoeli Childs und EM-Held Jonas Wohlfarth-Bottermann, „beides gute Big Men“ (Roller), seien in Korners System speziell fürs Rebounding und die Defense vorgesehen. Wohlfarth-Bottermann habe schon bei der Europameisterschaft bewiesen, dass er einen oft praktizierten Standardspielzug, das Pick and roll („blocken und abrollen“), sehr gut verteidigen könne.

Die neuen Towers-Spielmacher James Woodard (kam aus Ludwigsburg) und Kendale McCullum (Gießen) wiederum haben ihre Fähigkeiten bereits in der Bundesliga – und auch in Berlin – demonstriert. Begeisterung löst bei Roller Ziga Samar (21) aus. Den Slowenen haben die Towers zur Weiterbildung ein Jahr von Alba Berlin geliehen bekommen. „Samar ist ein hoch interessanter Spieler. Für sein Alter wirkt er erstaunlich reif, kontrolliert und überlegt. Er versteht es wie der nach Spanien gewechselte Justus Hollatz, Ruhe ins Spiel zu bringen“, sagt Roller. In Berlin passte er zweimal den Ball durch die Beine des Gegners, warf diesen ein anderes Mal bei zwei Einwürfen an die Beine der Gegenspieler, wonach die Shot clock (Wurfuhr) wieder von drei auf 14 Sekunden Angriffszeit zurückgesetzt werden musste. Roller: „Das war clever gemacht.“

Probleme könnten die Towers mit ihrem bewusst klein gehaltenen Kader – Qualität vor Quantität – mit nur zehn auf höherem Niveau erprobten Profis wegen ihrer Doppelbelastung in Bundesliga und EuroCup bekommen, fürchtet Roller. „Im Regelfall fallen während einer Saison immer wieder Spieler nach Verletzungen länger aus.“ Für diese Situation werden die Towers jedoch vorgesorgt haben, glaubt Roller, „sie werden Spieler in der Hinterhand haben, die eventuelle Lücken füllen könnten“. Allerdings sei der Markt schwieriger geworden, die Preise sind gestiegen, gerade für die begehrten US-amerikanischen Importspieler. Auch die Konkurrenz in Europa hat zugenommen, selbst in Rumänien gibt es inzwischen Vereine, die höhere Gehälter als in der Bundesliga zahlen.