Hamburg. Runningback der Sea Devils sorgt mit vier Touchdowns fast im Alleingang für den 42:15-Sieg bei der American-Football-Europaliga ELF.

Es war eine Glanzleistung des gesamten Teams, dennoch wussten sie am Sonntagnachmittag bei den Hamburg Sea Devils alle, bei wem sie sich für den 42:15 (16:6, 7:3, 14:6, 5:0)-Heimsieg in der American-Football-Europaliga ELF gegen Düsseldorf Rhein Fire bedanken mussten. „Auch wenn heute alle einen Supertag hatten: Glen Toonga war fantastisch“, sagte Abwehrchef Kasim Edebali (32), mit acht Tackles und eineinhalb Quarterback-Sacks erneut Aggressive Leader seines Teams, über den Mann, der den vierten Sieg im fünften Saisonspiel mit vier Touchdowns ermöglicht hatte. Der 27 Jahre alte Runningback, der 175 Yards erlief, sagte: „So einen Tag habe ich noch nie gehabt, das bedeutet mir sehr viel. Zum Feiern bin ich aber zu müde, ich werde nach Hause gehen und schlafen.“

4128 Fans im Stadion Hoheluft gefiel der defensiv hochkonzentrierte und offensiv sehr effektive Auftritt, sofern sie Hamburg die Daumen drückten. Der historische Hintergrund des Duells trug zu der besonderen Atmosphäre bei. Im Jahr 2007, der letzten Saison des Europaablegers der US-Eliteliga NFL, hatten sich beide Teams zuletzt gegenübergestanden. Die Hamburger, die den letzten Titel in der NFL Europa holten, gewannen beide Partien, am 6. Mai im Volksparkstadion vor 22.980 Zuschauern mit 34:9, am 16. Juni in Düsseldorf mit 17:13.

Football: Sea Devils trotz Ausfällen im Team siegreich

Sea-Devils-Headcoach Charles Jones musste die Ausfälle der Cornerbacks Louis Müller (29/Schulter) und Jeremy Sarfo (28/in seinem Hauptberuf als Polizist gefordert), verkraften. Der Stärke der besten Defense der Liga tat das jedoch wenig Abbruch, auch wenn die Partie mit einem Rückschlag begann. Einen „Notpass“ von Quarterback Matt Adam über 56 Yards fing Düsseldorfs Widereceiver Nathaniel Robitaille trotz enger Bewachung durch Giovanni Nanguy (32) und trug den Ball rückwärts in die Endzone.

Doch bereits die nächste Spielszene stand sinnbildlich für das Fehlerfestival, das die Fans in der gesamten ersten Halbzeit zu sehen bekamen. Robitailles Extrapunkt-Versuch wurde vom Special Team der Sea Devils geblockt, Cornerback Barry Maruschke (28) trug das Spielgerät für zwei Punkte in die Düsseldorfer Endzone.

Düsseldorf Rhein Fire im Fehlerfieber

Die Verwirrung schien groß bei den Gästen, dennoch war das, was Jannik Seibel nur zwei Minuten später aufführte, einzig mit dem Wort Blackout zu beschreiben. Nach einem Punt der Sea Devils scheiterte der Cornerback beim Versuch, den Ball aufzunehmen, machte den Spielzug dadurch wieder scharf und brachte Hamburg zurück in Ballbesitz, den Toonga mit einem lockeren Ein-Yard-Touchdownlauf zur ersten Führung veredelte.

Auch wenn der zuletzt viel gescholtene Sea-Devils-Spielmacher Salieu Ceesay (24) versuchte, mehr auf das Passspiel zu setzen, was nur teilweise von Erfolg gekrönt war: Die Akzente setzte im ersten Durchgang einzig der bullige Ballträger aus Britannien. Glen Toonga marschierte kurz vor der ersten Viertelpause mit einem schönen Lauf über außen in die Endzone, im zweiten Viertel legte er mit einem Slalomlauf über 56 Yards seinen achten Touchdown der laufenden Saison nach. Düsseldorf mag das Feuer im Namen tragen, on fire aber war Hamburg.

Glen Toonga als Spielmacher

Dass auch er fehlbar ist, zeigte Toonga zu Beginn des dritten Viertels, als er den Gästen mit einem Fumble Ballbesitz ermöglichte. Matt Adam machte mit einem gescheiten Anspiel auf Robitaille deutlich, wie wichtig ein passstarker Quarterback sein kann. Cheftrainer Jones möchte dennoch das Vertrauen in seinen jungen deutschen Anführer beibehalten. „Er ist noch nicht konstant, aber er wird sich entwickeln, und wir werden ihm dabei helfen“, sagte er über Ceesay. Diese Hilfe soll im Besonderen John Shoop (52) leisten. Der langjährige NFL-Quarterback-Coach, am vergangenen Donnerstag für sechs Wochen unter Vertrag genommen, hatte am Sonntag seinen ersten Arbeitstag.

Seinen fünften Arbeitstag im Hamburger Dress rundete Glen Toonga ab, als er Mitte des dritten Viertels einen Inside-Run mit einem hübschen Spin Move garnierte und zum vierten Mal in die Rhein-Fire-Endzone marschierte. Und weil Simon Homadi (21) seinem Mitspieler genau zugesehen hatte und ebenso in der Mitte durch die indisponierte Düsseldorfer Defense brach, war die Partie bereits vor dem Schlussviertel entschieden, in dem sich der Schweizer Defensive Tackle Tim Hänni (26) mit einem Safety gegen Adam in Szene setzen konnte.

Acht Minuten vor Spielende bekam Back-up-Quarterback Moritz Maack (25) Gelegenheit, Spielpraxis zu sammeln und ein Fieldgoal von Eric Schlomm (31) zu bejubeln. Am kommenden Sonnabend (15 Uhr) sind die Sea Devils bei den bislang sieglosen Istanbul Rams zu Gast. Mit einer Leistung wie der vom Sonntag und einem ausgeschlafenen Glen Toonga dürfte die dann anschließende zweiwöchige Spielpause eine angenehme werden.