Hamburg. Der souveräne Tabellenführer der Handball-Bundesliga kann beim Gastspiel in Hamburg vorzeitig Meister werden. Die Pläne von Jansen.

Kompliziert klingt der Plan, den Torsten Jansen ausgeheckt hat, nun wirklich nicht. „Tor machen und schnell zurück“, sagt der Trainer des HSV Hamburg (HSVH) in seiner gewohnt wenig ausladenden Art. Es sind diese fünf Wörter, die die Herangehensweise für das Bundesligaheimspiel gegen den SC Magdeburg, kommender deutscher Meister und amtierender Club-Weltmeister, an diesem Sonntag in der Sporthalle Hamburg (16.05 Uhr/Sky) auf den Punkt bringen.

„Wenn man sieht, dass sie Nettelstedt mit 18 Toren Differenz aus der Halle schießen, ist das schon beeindruckend“, sagt der 45-Jährige über den souveränen Tabellenführer. 28 Siege in 30 Ligaspielen sind Ausdruck der Magdeburger Dominanz. Sollte der zweitplatzierte THW Kiel im Nordderby bei der SG Flensburg-Handewitt (siehe Text rechts) nicht gewinnen, könnte sich der SCM mit einem Sieg in Hamburg vorzeitig die erste Meisterschaft seit dem Jahr 2001 sichern. „Ob wir am Sonntag oder dann hoffentlich später Meister werden, das ist uns eigentlich egal“, sagte SCM-Kapitän Christian O’Sullivan zuletzt.

Handball: HSVH will den SCM ärgern

Jansens Team, das den Klassenerhalt seit zwei Wochen sicher hat, will die Meisterkrönung noch hinauszögern. „Noch sind sie nicht Meister. Wir versuchen, sie so lange wie möglich zu ärgern“, sagt Jansen. Dass das alles andere als einfach wird, ist ihm jedoch bewusst. „Sie haben einen Wahnsinnslauf, sind hochfokussiert und ziehen ihr Ding 60 Minuten lang durch.“

Insbesondere der kompromisslose Tempohandball, den Trainer Bennet Wiegert seinem Team predigt, verzeiht keine Fehler. Beim Hinspiel Ende Dezember (26:34) bekam der HSVH die Magdeburger Stärke im Tempogegenstoß vor allem in der zweiten Halbzeit gnadenlos zu spüren. „In der ersten Halbzeit haben wir es dort gar nicht schlecht gemacht. In der zweiten Halbzeit waren es dann ein paar Fehler zu viel. Das bestrafen die eiskalt“, erinnert sich Jansen. Auch HSVH-Abwehrriese Manuel Späth kennt die Magdeburger Stärke genau: „Es gibt wenige Teams in Europa, die einen schnelleren Handball spielen. Da gilt es, das zu unterbinden.“

"Man muss es sehr aktiv angehen“

Im Angriff stechen beim SCM Spielmacher Gisli Kristjansson (22) und der Rückraumrechte Omar Ingi Magnusson (25) heraus. Nicht, weil beide besonders groß wären – mit jeweils 1,86 Meter haben die beiden Isländer alles andere als Rückraum-Gardemaß –, sondern weil sie mit ihrer Spielweise Gift für gegnerische Abwehrreihen sein können. „Man kann es gegen sie nicht hinten, aber auch nicht im Halbfeld lösen. Das ist das Paradoxon gegen diese Spieler. Man muss es sehr aktiv angehen“, weiß Jansen.

Vor allem Kristjansson sucht ständig den Durchbruch zur Nahwurfzone. Sein Spiel erinnert mitunter an einen Brummer, der wieder und wieder gegen eine Fensterscheibe scheppert und trotzdem einen neuen Anlauf wagt. Mit den zwei Unterschieden, dass der isländische Spielmacher einerseits deutlich mehr Spielintelligenz als eine Fliege besitzt – und andererseits die „Fensterscheibe“, die gegnerische Deckung, durch sein ständiges Anrennen regelmäßig zerbricht.

Handball: „Tor machen und schnell zurück“ ist die Devise

Auch Magnusson will den Durchbruch, findet aber mit Traumpässen auch häufig seine Nebenleute. Mit 200 Saisontoren und 113 Assists ist „Oma Inge“, wie sie ihn in Magdeburg nennen, mit Abstand bester Scorer dieser Saison. So banal es auch klingt: „Tor machen und schnell zurück“ ist nicht der schlechteste Rat für den HSVH.