Hamburg. Die Judoka startet als einzige Hamburgerin bei den Kontinentalmeisterschaften in Sofia. Ihre ältere Zwillingsschwester muss passen.

Optimismus ist eine wichtige Eigenschaft im Leistungssport, aber noch wichtiger ist Realismus. Schließlich gehen alle mit dem Traum von einer Medaille in große Wettkämpfe, doch nur drei können sie gewinnen. Mascha Ballhaus ist Realistin und hat ihre Erwartungen vor der Judo-EM, die von diesem Donnerstag bis Sonntag in Bulgariens Hauptstadt Sofia ausgetragen wird, entsprechend heruntergeschraubt.

„Ich muss, auch wenn es eine Floskel ist, von Kampf zu Kampf schauen, schließlich sind in meiner Gewichtsklasse die Nummern zwei bis sechs der vergangenen Olympischen Spiele in Tokio am Start“, sagt die 21-Jährige vom TH Eilbeck, die im Limit bis 52 Kilo auf die Matte geht.

Judo-EM: Ballhaus optimistisch für Kämpfe in Sofia

Es sind die zweiten kontinentalen Titelkämpfe im Erwachsenenbereich für Mascha Ballhaus, die 2021 in Lissabon (Portugal) in Runde zwei ausschied. Seitdem habe sie am Bundesstützpunkt in München, wo sie lebt und trainiert, unter der brasilianischen Trainerin Erika Miranda sehr intensiv an ihrer Physis gearbeitet. „Ich bin deutlich kräftiger geworden, habe aber auch im taktischen Bereich viel dazugelernt.

Mit der Erfahrung des vergangenen Jahres im Rücken glaube ich, dass ich in Sofia auf jeden Fall weiter kommen kann als in Lissabon“, sagt die aus Glinde stammende Sportsoldatin, die mit ihrem dritten Platz beim Grand-Slam-Turnier in Paris im Oktober 2021 endgültig Vertrauen in die eigene Stärke fasste. „Das hat mir gezeigt, dass ich an guten Tagen mit der Weltspitze durchaus mithalten kann“, sagt sie.

Ballhaus ist ein von insgesamt zwei Hamburgern

Mascha Ballhaus, die neben dem Sport ein Fernstudium der Ernährungswissenschaften absolviert und am Freitag ihren Wettkampf bestreitet, ist die einzige Hamburgerin im deutschen EM-Aufgebot, bei den Männern ist mit Losseni Koné (21/SCALA/Klasse über 100 kg) ebenfalls nur ein Hamburger dabei. Renée Lucht (23/HT 16), die in der Klasse über 78 Kilo eingeplant war, fehlt wegen eines Kreuzbandrisses.

Maschas eine Minute ältere Zwillingsschwester Seija, die wegen ihrer Ausbildung bei der Bundespolizei zum TSV Großhadern wechseln musste, kann im 57-kg-Limit wegen einer Knieverletzung nicht antreten.

Judo-EM: Ballhaus stets realisitisch

Für die Geschwister, die im Judo viele Jahre Seite an Seite aufwuchsen, in der Bundesliga gemeinsam für Speyer antreten und in München zwar nicht mehr zusammen, aber doch nah beiein­ander wohnen, ist das eine ungewollte, aber keinesfalls ungewohnte Situation. Schließlich war Seija schon im vergangenen Jahr wegen eines Meniskusrisses mehrere Monate ausgefallen.

„Sie kämpft sich jetzt langsam wieder heran“, sagt Mascha, deren Saisonplanung bislang noch nicht über den Freitag hinausgeht. „Natürlich würde ich gern im Oktober bei der WM in Taschkent kämpfen. Aber dafür muss ich mich erst einmal bei der EM gut präsentieren und beweisen“, sagt sie. Da spricht die Realistin.