Doha. Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Das Zulal-Hotel soll zeitnah bestätigt werden, der finale Kader muss noch nominiert werden.

Direkt an Gate A1 des Hamad International Airports dürften bei Hansi Flick selbst im fernen Doha am späten Freitag kurzzeitig Heimatgefühle aufgekommen sein. Ein Bayern-München-Fanshop in bester Lage wartete auf den früheren FCB-Trainer. Bayern-Hausschuhe für 70 Riyal (umgerechnet 17,50 Euro), ein Manuel-Neuer-Trikot für 440 Riyal (110 Euro) und Mia-san-mia-Weißbiergläser für 65 Riyal (16,25 Euro) standen dem früheren Bajuwaren als Last-Minute-Mitbringsel vor dem Rückflug zur Auswahl.

Letzteres ergibt allerdings nur in der Heimat Sinn, da ein Anstoßen auf die nun feststehende WM-Gruppe in Katar nach der Auslosung gar nicht möglich war. Seit Freitag hat der islamische Fastenmonat Ramadan ganz Katar lahmgelegt. Geschäfte, Restaurants und sogar Cafés haben erst nach Sonnenuntergang geöffnet – und Alkohol gibt es nicht einmal in den großen Hotels.

Weltmeisterschaft: Deutschland mit Spanien in einer Gruppe

Dabei schien sich Flick in den Stunden vor seinem Rückflug nach Deutschland gar nicht mal so sicher, ob er überhaupt auf diese Auslosung anstoßen wollte, die ihm und seiner Mannschaft neben Japan und dem Sieger aus dem Play-off-Spiel Neuseeland gegen Costa Rica dank Losfee Lothar Matthäus eben auch Angstgegner Spanien eingebrockt hatte. „Das ist natürlich der Hammer, dass wir in die Gruppe mit Spanien reingekommen sind. Spanien ist der Topfavorit auf den Titel“, sagte Flick – und witzelte: „Da muss ich mit Lothar noch einmal sprechen.“

Mit den anwesenden Medienvertretern wollte der Bundestrainer dann allerdings nicht viel länger sprechen. Während sich Dänemarks Nationaltrainer Kasper Hjulmand ein paar Meter weiter gefühlt für jeden internationalen Journalisten im Doha Exhibition and Convention Center (DECC) Zeit nahm und seine Freude über die Gruppe D mit Frankreich, Tunesien und dem Sieger aus der Partie zwischen Peru und dem Sieger aus Australien – Vereinigte Arabische Emirate kundtat, beließ es Flick bei einem Ratzfatz-Auftritt. Ja, eine spannende Gruppe. Japan? Eine schwere Aufgabe. An Costa Rica habe man seit 2006 gute Erinnerungen. Und ach ja, auch diese Menschenrechte seien natürlich wichtig. Rein, raus, fertig.

DFB-Direktor hatte Workshop in Doha

Der Verbleib mit der Nationalmannschaft in Katar im November und Dezember ist dagegen deutlich länger eingeplant – vor allem deutlich länger als bei der WM 2018, als Flick-Vorgänger Joachim Löw mit seinem Team nach der Vorrunde die Heimreise antreten musste. Mit zwei peinlichen Niederlagen gegen Mexiko und Südkorea im Gepäck, aber ganz ohne Mir-san-mir-Gläser.

Ähnliches bei der Winter-WM in Katar verhindern will auch Oliver Bierhoff, der noch einen Tag länger als Flick vor Ort blieb. Am Sonnabend hatte der DFB-Direktor noch einen Workshop in Doha, traf sich mit dem gerade erst gewählten DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf und Generalsekretärin Heike Ullrich und erörterte noch einmal die in Deutschland traditionell heilige Quartiersfrage.

„Das Campo Bahia war ganz besonders"

Dabei haben sich Bierhoff und Co. nach Informationen dieser Zeitung längst festgelegt: Spätestens bis zum 30. April soll die Option beim erst in der vergangenen Woche eröffneten Zulal Wellness Resort gezogen werden. „Das Campo Bahia war ganz besonders. Aber das Zulal hat auch gewisse Kriterien, die unsere Ansprüche erfüllen“, sagte Bierhoff auf Nachfrage – und schwärmte von dem Luxustempel ganz im Norden Katars: „Außerhalb haben wir den Vorteil, dass wir unsere Ruhe haben. Das war eigentlich immer unsere Philosophie, dass wir zwischen den Spielen ein wenig zur Ruhe kommen können und dass wir kurze Wege zum Trainingsplatz haben.“

Auch die Fifa half am Sonnabend kräftig bei der Entscheidungsfindung mit. So wurden gleich zwei Vorrundenspiele der Deutschen (gegen Spanien und Neuseeland/Costa Rica) ins Al-Bayt Stadion in Al Khor gelegt, das logistisch für das DFB-Team optimal genau zwischen dem Zulal und Katars Hauptstadt Doha liegt. Lediglich Deutschlands erstes Spiel gegen Japan am 23. November (14 Uhr/ARD) wird in Doha im Khalifa International Stadion ausgetragen.

Finaler WM-Kader muss nominiert werden

Offen ließen am Wochenende aber sowohl Bierhoff als auch Flick, ob die deutsche Mannschaft vor dem Start der WM noch ein Mini-Trainingslager im arabischen Raum absolvieren wolle. Bis zum 11. November muss Flick zunächst seinen finalen WM-Kader nominieren, ehe er drei Tage später in die WM-Vorbereitung aufbrechen darf.

Viel Zeit hat er nicht – lediglich ein wenig mehr als bei seinem Turboauftritt nach der Auslosung. Zwischen Bundesliga und WM-Auftakt sind es bis zum ersten Vorrundenspiel genau neun Tage inklusive der Anreise. In dieser Zeit soll auch noch ein Testspiel absolviert werden. Bierhoff verriet, dass dafür ursprünglich auch mal Japan vorgesehen war. Ein Plan, den allerdings Lothar Matthäus und die sieben Fifa-Losfeen zunichtegemacht hatten.

Superduell mit Spanien steht vor Viertelfinale an

Neben den Diskussionen um das richtige Quartier dürfen sich Deutschlands viele Millionen Bundestrainer nun in den verbliebenen knapp acht Monaten noch auf ihr zweites Lieblingshobby freuen: den theoretischen Weg bis zum Finale im Lusail Stadion durchzuspielen. Im Achtelfinale dürften Belgien oder Kroatien auf die DFB-Auswahl warten, im Viertelfinale wäre ein Duell mit Rekordweltmeister Brasilien möglich.

Doch vorher steht natürlich auch noch das Superduell mit Spanien auf dem Programm. Bierhoff verriet, dass er mit Spaniens Nationaltrainer Luis Enrique bereits ein wenig über das Topspiel dieser WM-Vorrunde geflachst habe – dabei aber sicher nicht verraten hat, was ihm eigentlich in den Kopf kam: „Ich habe schon im ersten Moment gedacht: Na ja, Spanien ist jetzt nicht gerade unsere Wunschmannschaft. Gegen die hatten wir immer Schwierigkeiten.“

Weltmeisterschaft: Finalstadion liegt logistisch günstig

Die gute Nachricht ganz zum Schluss: Auch das Finalstadion im Doha-Vorort Lusail liegt nicht einmal 100 Kilometer entfernt vom wahrscheinlichen DFB-Quartier Zulal logistisch günstig. Flicks Hoffnung: Diese Weißbiergläser von Dohas Flughafen würde er dort am 18. Dezember schon ganz gerne einweihen. Und nicht einmal der Ramadan würde dazwischenfunken.