Hamburg. HSV und St. Pauli: Warum Hamburg im Finale der Club-Meisterschaft der Virtuellen Bundesliga auch in diesem Jahr den Ton angibt.

Wenn es an diesem Wochenende darum geht, den deutschen Fußballmeister an der Konsole zu küren, dann steht ein Gewinner bereits fest: Hamburg. Sowohl der Hamburger SV als auch der FC St. Pauli haben es, wie schon 2021, unter die besten acht der insgesamt 26 Teams geschafft, die am Sonnabend und Sonntag im Saisonfinale der Virtuellen Bundesliga (VBL) untereinander in Köln den virtuellen Club-Meister 2022 ausspielen.

Wer sich auf die Suche nach den Gründen für die Hamburger Dominanz im eFootball macht, stößt auf viele inter­essante Geschichten. Die erste erzählt von drei Hamburger Pionieren, die 1998 mit mTw einen der ersten deutschen eSport-Clans überhaupt gründeten – in einer Zeit, in der das Fußballsimulationsspiel Fifa so weit vom Mainstream entfernt war wie der HSV zu dieser Zeit von einem Abstieg aus der Bundesliga.

eFootball: Eleftheriadis schloss sich dem Clan an

Auch den jungen Hamburger Nicolas Eleftheriadis hatten die Gründer auf dem Schirm. Eleftheriadis galt als großes Talent, nach kurzem Zögern schloss er sich dem Clan an. „Ich wollte etwas in meiner Heimatstadt finden, um die Menschen auch zu sehen, mit denen ich zu tun habe“, erzählt er. Dreimal in Serie (2004 bis 2006) holte Eleftheriadis mit mTw als Teamkapitän den deutschen Meistertitel. Dann endete sein Studium – und damit seine Zeit als aktiver Fifa-Spieler.

Heute ist der 39-Jährige Chefcoach der eSports-Abteilung des Hamburger SV und auch in dieser Position wieder Teil einer Pioniergeschichte, weil längst nicht jeder Verein, der sich eine eSport-Sparte zugelegt hat, dies so professionell angegangen ist wie der HSV und der FC St. Pauli.

eFootball als gemeinnützige Sportart

„Im eFootball-Bereich gibt es riesige Abstufungen, was die Ernsthaftigkeit betrifft, mit der die Vereine das Thema angehen“, sagt Carl L. Kuhn, der bei der Hamburger Sportmarketing-Agentur Jung von Matt/Sports den Bereich eSport betreut. „Wenn man sich dann wiederum die Hamburger Vereine anschaut, dann stellt man fest, es trägt von unten bis ganz nach oben.“

Was die Geschichte eines weiteren Sonderwegs erzählt: die des Hamburger Sportbunds, der es den Vereinen seit 2019 ermöglicht, eFootball als gemeinnützige Sportart anzubieten – entgegen der Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbunds.

eFootball: Pöppe erzielt zwölf Einzelsiege

Es war die Geburtsstunde der Hamburger eFootball-Liga, in der auch die zweiten Teams des HSV (eZwote) und des FC St. Pauli spielen – und Talente nicht nur erkennen, sondern so weit zu bringen, dass sie wie Steffen Pöppe (24) an diesem Wochenende sogar das Team des HSV anführen, das komplett aus Talenten der eigenen Jugend besteht.

Mit zwölf Einzelsiegen war Pöppe in dieser Saison der Spieler mit den meisten Siegen in der Division Nord-West – dicht gefolgt von St. Paulis Mustafa Cankal (11). Beide werden nun am Wochenende auf eines der größten Fifa-Talente der Welt stoßen: Umut Gültekin, der seit 2020 für RB Leipzig spielt, allerdings in welchem Verein seinen Durchbruch schaffte? Richtig. Beim HSV.

Die virtuelle Club-Meisterschaft wird von Sport1 übertragen: am Sonnabend von 15.30 bis 18 Uhr, am Sonntag von 17 bis 19 Uhr.