Hamburg. Die Reporter-Legende schwärmt von ihrem Lieblingsclub und schwört dem großen Fußball ab – der macht Fuhrmann keinen Spaß mehr.

Wer Rolf Fuhrmann sucht, wird ihn finden. In seinem Lieblingsimbiss am Grindelhof. An den Stränden Frankreichs und Dänemarks zum Windsurfen. Im Fitnessstudio, das er dreimal wöchentlich besucht. Aber wohl kaum Fußball schauend vor dem Fernseher. „Wenn ich die Wahl habe zwischen Surfen und einem großen europäischen Endspiel oder der Endphase der deutschen Meisterschaft, dann bin ich auf dem Wasser“, sagt die Reporter-Legende im Abendblatt-Podcast „Millerntalk“.

Der Spaß am „großen Fußball“ ist dem Hamburger, der von 1992 bis 2007 für „Premiere“ und dessen Nachfolgesender „Sky“ am Spielfeldrand beinahe aller bedeutsamen Stadien Europas zu sehen war, ein wenig abhanden gekommen. Eine Ausnahme macht er allenfalls bei seinem Lieblingsclub FC St. Pauli, dessen Mitglied „Rollo“ seit mehr als drei Jahrzehnten ist.

Rolf Fuhrmann schwärmt über FC St. Pauli

Fuhrmann ereifert sich über Korruption und Bestechlichkeit der Sportverbände, die Chuzpe, diese Käuflichkeit nicht mal zu verdecken zu versuchen. „Da kriege ich Katar“, wortwitzelt er über die Vergabe der Weltmeisterschaft in den Wüstenstaat, die er nicht vorhat, sich anzuschauen. Klar in der Aussage, markant in der Stimme, um keinen lockeren Spruch verlegen – auch mit 72 Jahren hat Fuhrmann nichts von seinem Esprit verloren. Daher hat er sich während des Unruhestands einem Projekt gewidmet, dass er „immer schon im Kopf“ hatte. Fuhrmann schrieb ein Buch. Es trägt den erklärungsbedürftigen Titel „Der Kanzler, Otto, meine Oma und ich“. Die Erläuterung liefert er auf den Fuß: „Bei meiner Oma bin ich die ersten fünf Lebensjahre groß geworden. Otto Waalkes hat in unser ersten Jugenddis­kothek in Ostfriesland die Wände bemalt, und mit Olaf Scholz saß ich drei Jahre im Juso-Landesvorstand.

Apropos Ostfriesland: Sein „Landsmann“ Timo Schultz hat es vollbracht, dass der gebürtige Auricher die Spiele des FC St. Pauli wieder regelmäßig verfolgt. „Ich habe das lange Zeit nicht ertragen, wie die spielen, und die Partien nur im Ticker verfolgt. Aber jetzt ist das richtig guter Fußball. Timo macht das super, holt aus wenig Geld viel heraus. Wenn das so weitergeht, kann St. Pauli das Freiburg des Nordens werden.“ Und das wäre dann auch mal einen Besuch im Millerntor-Stadion wert. Man kann schließlich nicht das ganze Jahr über surfen.