Hamburg. Mehr als vier Busse Hilfsgüter: Marta Kucharska und Maks Kopersky vom Großflottbeker THGC begleiteten einen Hilfstransport nach Polen.

An Hockey zu denken, das fällt ihnen nach den Erfahrungen der vergangenen Tage alles andere als leicht. „Andererseits ist es auch ein Privileg, auf den Platz gehen und alles rauslassen zu können. Das macht den Kopf frei“, sagt Marta Kucharska. Und ein freier Kopf ist in diesen Tagen, in denen ihr Heimatland Polen von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine überrannt wird, rares Gut.

Marta Kucharska ist an diesem Freitag in Begleitung ihres Landsmanns Maks Kopersky zum Gespräch mit dem Abendblatt gekommen, um von dem zu erzählen, was sie erlebt haben, seit Russland die Ukraine angegriffen hat. Die 29-Jährige spielt seit fünf Jahren im Tor der Hockey-Bundesligadamen des Großflottbeker THGC, der 22-Jährige ist seit dieser Saison im Zweitligateam des GTHGC aktiv. Beide leben auf dem Vereinsgelände an der Otto-Ernst-Straße in getrennten Apartments – und bekamen so hautnah mit, wie die Welle der Hilfsbereitschaft anrollte, kurz nachdem am 24. Februar die ersten Bomben fielen.

Ukraine-Krieg: Hamburger Hockeyspieler reisen nach Polen

„Es war Wahnsinn. Kurz nachdem unser Verein einen Hilfsaufruf gestartet hatte, war das Clubhaus gefüllt mit Hilfsgütern“, sagt Kucharska, die wie Kopersky aus der Umgebung Posens stammt. Zunächst war der Plan gewesen, das Material mit nur einem Kleinbus an die polnisch-ukrainische Grenze zu transportieren. „Plötzlich hatten wir vier Busse, die aber immer noch nicht alles aufnehmen konnten“, sagt die Torhüterin.

Am Montagabend vergangener Woche waren sie und Abwehrspieler Kopersky die ersten Athleten aus einem Hamburger Bundesligaverein, die einen Hilfstransport ins Krisengebiet begleiteten. „Wir haben uns sofort freiwillig gemeldet, obwohl es keinen Plan gab, was wir tun würden. Aber uns war klar, dass wir in Polen als Dolmetscher helfen könnten“, sagt Kucharska.

Als Nationalspieler haben beide oft gegen die Ukraine gespielt, die Verbindung zwischen den Ländern sei schon dadurch intensiv, dass vor Kriegsausbruch gut eine Million Ukrainer als Arbeitsmigranten nach Polen gekommen waren. „Besonders mit der Westukraine, dem Gebiet um Lwow, bestehen besondere Beziehungen. Die Menschen, die von dort kommen, können wir auch gut verstehen, während die Verständigung mit denen aus dem Ostteil sehr schwierig ist“, sagt sie.

Kopersky legte binnen 36 Stunden 2200 km zurück

Während Marta Kucharska einen Transport nach Zielona Gora nahe der polnisch-deutschen Grenze begleitete und deshalb nur rund sieben Stunden pro Strecke unterwegs war, ging es für Maks Kopersky nach Rzeszow nahe der ukrainischen Grenze. „Wir haben dort auch zwei Familien aufgenommen, die nach Hamburg und Hannover wollten. Die Tour hat pro Strecke zwölf Stunden gedauert“, sagt er. Erst am Mittwochvormittag war der Tross zurück in Hamburg. „Aber wir würden es auf jeden Fall wieder machen. Alles, was wir geopfert haben, ist unsere Zeit. Die Flüchtlinge haben alles verloren. Das vor Ort zu erleben, ist extrem emotional“, sagen sie.

Bislang ist unklar, ob der Verein einen weiteren Transport organisiert oder diesen der Organisation Hanseatic Help überlässt und stattdessen weitere Sach- und Geldspenden sammelt. Kucharska und Kopersky, die beide beim Maleco-Farbwerk jobben und in der Vorbereitung auf die Rückrunde im Feldhockey stecken, wollen unbedingt weiter unterstützen. „Ob durch Telefonate mit Polen, um Dinge zu organisieren, oder auf andere Weise, wir müssen etwas tun, denn die Ukraine wird noch sehr lange unsere Hilfe brauchen“, sagen sie.

Wer die Ukraine-Hilfe des Hamburger Sports unterstützen will, findet alle nötigen Informationen im Internet unter vereine-helfen.org.