Hamburg. Welche Vorteile sich die Fördergemeinschaft der Olympiamannschaft verspricht und welche Aktionen sie zur Eigenvermarktung plant.

Dieser Freitag ist ein wichtiger für viele Hamburger Athletinnen und Athleten, die 2024 in Paris und/oder 2028 in Los Angeles um olympische Ehren kämpfen wollen. Der Beirat der Fördergemeinschaft Team Hamburg, bestehend aus dem zwei Personen umfassenden Vorstand der Stiftung Leistungssport und Ingrid Unkelbach, Leiterin des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein in Dulsberg, prüft die eingereichten Anträge der Aktiven.

Wessen Bewerbung angenommen wird, der darf sich für zunächst ein Jahr auf eine Basisförderung von 200 Euro monatlich freuen, die in den drei Kategorien Olympia-, Nachwuchs- und Perspektivkader auf bis zu 400 Euro anwächst, je näher die Olympischen Spiele rücken. Eine Summe, die marginal erscheint, für viele aber den Unterschied ausmacht, der sie das Wagnis Leistungssport eingehen lässt.

Olympia: Team Hamburg vermarktet sich selbst

Alexander Harms weiß um die Bedeutung der Fördergemeinschaft, die im vergangenen Jahr 20-jähriges Bestehen gefeiert hatte. Der 33-Jährige ist Geschäftsführer der Stiftung Leistungssport, die gemeinsam mit der Stadt Hamburg den finanziellen Grundstock von je 50.000 Euro im Jahr legt.

Er geht davon aus, dass die Rekordzahl von 84 geförderten Athletinnen und Athleten, die im März 2021 zum Team Hamburg zählten, in diesem Jahr nur marginal geringer ausfallen wird. 200.000 Euro Sponsorengelder sind entsprechend vonnöten, um die Bedarfe zu decken. Um diese Summe zu erreichen, geht das Team Hamburg einen neuen Weg. Erstmals seit neun Jahren verzichtet man auf eine externe Agentur und nimmt die Vermarktung in eigene Hände.

„Wir haben dafür ein eigenes Team aufgebaut"

„Wir haben dafür ein eigenes Team aufgebaut, das sich vollumfänglich um das Thema kümmern soll“, sagt Alexander Harms, der als Geschäftsführer der Stiftung dieses Team anführt. Mit der Eventexpertin Vivien Seifert und dem erfahrenen Sportberater Jörg Schonhardt stehen ihm zwei freiberufliche Spitzenkräfte zur Seite.

Zudem wurden zwei Absolventen der Macromedia-Hochschule Hamburg fest angestellt, die sich vor allem darum kümmern sollen, die menschlichen Geschichten hinter den Team-Hamburg-Mitgliedern in Wort und Bild zu erzählen und einer breiten Öffentlichkeit auf der Homepage stiftung-leistungssport.de und den Social-Media-Kanälen der Fördergemeinschaft zugänglich zu machen.

Team-Hamburg-Lounge war Anstoß zur Selbstvermarktung

Genau diese Geschichten, sagt Alexander Harms, seien es, mit denen das Team Hamburg greifbar gemacht werden könne. „Wir erleben immer wieder, dass Unternehmen viel eher dazu bereit sind, sich zu engagieren, wenn es eine Nähe zu den Sportlerinnen und Sportlern gibt und die Emotionen, die der Sport freisetzt, erlebbar sind“, sagt er. Der Anstoß dazu, die Vermarktung des Teams selbst zu organisieren, nachdem 2013 Sportfive eingestiegen und drei Jahre später von Upsolut Sports abgelöst worden war, sei die Team-Hamburg-Lounge in der Handelskammer gewesen, die man während der Sommerspiele 2021 in Tokio auf die Beine gestellt hatte.

„Das Feedback, das wir darauf bekommen haben, war extrem positiv. Wir sind von sehr vielen Seiten darauf angesprochen worden, sogar von der Vermarktung des FC Bayern“, sagt Harms. „Mit dieser Lounge haben wir einen Gegenwert geschaffen, der für die Unternehmen klar ersichtlich ist.“

Harms dankbar für Engagement der Agenturen

Bis zu 100 Gäste hatten im August vergangenen Jahres täglich auf der Dachterrasse der Handelskammer gemeinsam Sport geschaut. Mitglieder des Teams Hamburg wurden dort für ihre Leistungen geehrt, es gab Talkrunden und viele Möglichkeiten zum Netzwerken. „Wir haben das innerhalb von zwei Monaten in Eigenregie aufgebaut und betrieben. Das Projekt hat sich selbst getragen und war der Anstoß für uns, die Eigenvermarktung tatsächlich umzusetzen“, sagt Harms.

Er sei den Agenturen dankbar für ihr Engagement, sehe aber die Zeit für ein neues Vorgehen gekommen. „Die ­Chance, die wir sehen, ist die, dass wir den direkten Kontakt zu unseren Partnern haben und mit viel Herzblut unsere Ideen vorantreiben können, ohne dass ein externer Partner zwischengeschaltet ist“, sagt er. Dazu gehöre zum Beispiel ein eigenes Nachhaltigkeitskonzept für die Stiftung sowie in der Lounge regelmäßig Veranstaltungen durchzuführen – was Upsolut wegen Corona nicht umsetzen konnte.

„Mitglieder sind die besten Botschafter für die Stadt"

„Sponsoren brauchen Themen, mit denen sie sich identifizieren können, und Möglichkeiten, sich zu präsentieren. Das Team Hamburg hat leider keine Heimspiele, deshalb ist die Lounge der richtige Ort dafür“, sagt er. Zusätzlich müsse die Reichweite genutzt werden, die die Mitglieder des Teams durch ihre Auftritte in aller Welt böten. „Unsere Mitglieder sind die besten Botschafter für die Stadt. Das ist für viele Unternehmen interessant, und das müssen wir stärker herausarbeiten.“

Upsolut Sports unter Führung des zweimaligen Hockey-Olympiasiegers Moritz Fürste hatte unter dem Motto „20 für 2020“ zwischen acht und 16 Partner akquiriert, die jeweils 20.000 Euro im Jahr beisteuerten. Auf eine ähnliche Zahl von Partnerunternehmen – zehn bis 15 – hofft auch Alexander Harms. Zusätzlich dazu wird der „Team Hamburg Business Club“ intensiviert, in dem aktuell 25 Mitglieder je 1000 Euro pro Jahr zahlen. „Da wollen wir mittelfristig auf 100 kommen“, sagt er.

Olympia: App soll bei Vernetzung helfen

Mittels einer App sollen zudem alle Geförderten eng vernetzt werden, sich informieren und zu Veranstaltungen einladen. Außerdem soll das Netzwerk erweitert werden, indem die rund 400 ehemaligen Team-Hamburg-Mitglieder deutlich stärker eingebunden werden. „Wir wollen alle einbeziehen, um ein größtmögliches Gemeinschaftsgefühl zu schaffen“, sagt Harms. Das Ziel sei, dass zwar die Athletinnen und Athleten im Vordergrund stünden, aber klar wird: Das Team Hamburg sind wir alle.