Hamburg. Die ETV Piranhhas Hamburg spielen mit den Frauen und Männern in Berlin um den Titel im Floorball. Besondere Rolle für einen Spieler.

Gemeinsam feiern werden sie so oder so. Schließlich ist das, was die Floorball-Bundesligateams der ETV Piranhhas Hamburg an diesem Wochenende erleben dürfen, ein Highlight, auf das der Verein lange warten musste. 2010 schafften es die Männer zum bislang einzigen Mal, den Pokal nach Eimsbüttel zu holen. Und nun, wenn am Sonnabend und Sonntag in der Berliner Max-Schmeling-Halle die Final-Four-Endrunden ausgetragen werden, sind sie sogar mit Frauen und Männern vertreten. „Für den ETV ist das eine richtig coole Geschichte, die Vorfreude ist riesig“, sagt Kubilay Durasi.

Die Geschichte dieser Endrunde an dem 24-Jährigen zu erzählen, ist nur logisch, schließlich ist er das Bindeglied zwischen beiden Teams. Nicht nur, dass er bei den Männern als Abwehrchef an der Seite von Paul Dall die Defensive zusammenhält. Er ist zudem auch Cheftrainer der Frauen – und deshalb in Berlin als Doppelagent gefordert. Von Glück muss man deshalb reden, dass am Sonnabend zwischen dem Halbfinale der Frauen gegen MFBC Leipzig/Grimma (11.45 Uhr) und dem Semifinale der Männer gegen UHC Weißenfels (17.15 Uhr) immerhin das zweite Frauen-Halbfinale liegt. „So kann ich die Frauen coachen und mich dann auf unser Spiel vorbereiten, wobei eine professionelle Vorbereitung sicherlich anders aussieht“, sagt er und grinst.

Final Four im Floorball: reiner Nischensport

Da Floorball in Deutschland aber nun mal kein Profi-, sondern ein lupenreiner Nischensport ist, ist Kubilay Durasi Zeitdruck gewohnt. Schließlich hat er im Alltag nicht nur die beiden Erstliga-Trainingseinheiten unterzubringen. Der in Hamburg geborene Sohn türkischer Eltern, die als Kleinkinder nach Deutschland gekommen waren, ist auch noch Trainer der männlichen U 15 der Piranhhas und der U-17-Nordauswahl. Außerdem studiert er Biologie und Sport auf Lehramt, arbeitet beim ETV im Sportbüro am Empfang, gibt Nachhilfe und leitet an mehreren Grundschulen Floorball-AGs.

Letzteres liegt ihm besonders am Herzen, schließlich kam er selbst ebenfalls über eine solche Neigungsgruppe mit seinem Herzenssport in Berührung. Als Drittklässler an der Grundschule Kielortallee war das. „Ich bin seit meinem dritten Lebensjahr im ETV, habe auch Judo gemacht, Fußball und Tischtennis ausprobiert, aber in Floorball war ich sofort verliebt“, sagt er. Was er an der rasanten Mischung aus Hockey und Eishockey besonders schätze, sei, „dass die Grundlagen total einfach zu erlernen sind, man aber Jahre intensiven Trainings braucht, um die Feinheiten richtig draufzuhaben.“ Als Teenager habe er ein- bis zweimal pro Tag trainiert, um richtig gut zu werden.

Durasi schaffte es mit 17 in den Bundesligakader

Mit 17 schaffte er es in den Bundesligakader, musste sich dort unter deutlich Älteren behaupten. Auch das, glaubt er, habe zu der aggressiven und intensiven Spielweise beigetragen, für die er in der Liga berüchtigt ist. „Ich war immer der Kleinste, Jüngste, Schmächtigste. Da muss man lernen, sich zu durchzusetzen“, sagt er. „Wenn ich für die Nationalmannschaft unterwegs war, kam es regelmäßig vor, dass sich Spieler, die mich als Gegenspieler hassen, wundern, dass ich eigentlich ein sehr umgänglicher Mensch bin“, sagt er. Als Mitspieler beliebt, als Gegenspieler gefürchtet – Kubilay Durasi mag dieses Wechselspiel: „Wenn es für die Stürmer angenehm wäre, gegen mich zu spielen, hätte ich als Verteidiger doch etwas falsch gemacht.“

Das stimmt zweifelsohne, und weil sich das Konditionswunder („Ich bin früher viel geschwommen, daher habe ich meine Ausdauer“) durch soziales Engagement im Verein hervortut, war es auch keine Überraschung, dass er sich freiwillig als Interimscoach meldete, als die Frauenmannschaft im Sommer ohne Trainer dastand. „Eigentlich wollte ich es nur für ein, zwei Monate machen. Aber nun haben wir ein richtig gutes Team gefunden“, sagt er. Als Assistenzcoach unterstützt ihn sein Abwehrkollege Paul Dall, die beiden teilen sich die Trainingseinheiten unter der Woche auf, damit die zeitliche Belastung im Rahmen bleibt. Schließlich soll auch seine Beziehung nicht zu kurz kommen. Seine Freundin ist Cheerleaderin in Norderstedt und hat zum Glück viel Verständnis für seine sportlichen Leidenschaften.

Wie weit er es am Wochenende bringen kann mit seinen beiden Eisen im Feuer? Eine Goldmedaille will Kubilay Durasi mindestens aus der Hauptstadt mitbringen. Die Chance schätzt er für die Frauen, die im Viertelfinale den in der Bundesliga punktgleichen Tabellenführer Dümptener Füchse ausschalten konnten, etwas höher ein. Mit den Männern geht es gegen Serienmeister Weißenfels, der als Tabellenführer aber auch nur einen Punkt Vorsprung auf den ETV hat. „Ich habe in meinen sieben Jahren im Herrenbereich noch nie gegen sie gewonnen. Aber wir sind auf Augenhöhe und endlich mal dran“, sagt er.