Peking. Die 13. paralympischen Winterspiele sind in Peking eröffnet worden. Es sind Spiele im Zeichen des Angriffskriegs auf die Ukraine.

Als der chinesische Präsident Xi Jinping um 21.02 Uhr Ortszeit die traditionelle Eröffnungsformel sprach, schien die heile Welt der Paralympics von Peking für einen Moment perfekt. Dabei liegt schon mit Beginn längst ein dunkler Schatten auf den Spielen. Statt im Zeichen des Friedens startet das Sportfest der Behindertensportler ganz unter dem grauenvollen Eindruck des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine - der Sport wird längst überlagert.

Sei es der Ausschluss der russischen und belarussischen Athleten, die Menschenrechtslage in China oder schlicht das Dauerthema Corona. So ganz unbeschwert lief da auch die deutsche Mannschaft angeführt von den Fahnenträgern Anna-Lena Forster und Martin Fleig kurz nach der so gebeutelten ukrainischen nicht ins „Vogelnest“ ein. Auch auf sie warten sicher extrem komplizierte Spiele - die Brennpunkte beschäftigen alle Nationen.

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„Das 21. Jahrhundert ist eine Zeit von Frieden und Diplomatie, nicht von Krieg und Hass“, sagte IPC-Präsident Andrew Parsons energisch. Der olympische Friede müsse sowohl während der Olympischen als auch der Paralympischen Spiele „respektiert und geachtet“ sowie „nicht verletzt werden“, so der Brasilianer weiter: „Paralympische Sportler wissen, dass ein Gegner kein Feind sein muss und dass man zusammen mehr erreichen kann.“

Ukrainische Teilnehmer sei "ein Wunder"

Ein erstes Zeichen in diese Richtung setzte die ukrainische Mannschaft angeführt von Fahnenträger Maxim Warowji. Die Teilnahme der 20 Sportler und acht Guides sei „ein Wunder“, sagte der nationale Verbandspräsident Waleri Suschkewitsch. Viele der Teilnehmer seien beim Einmarsch Russlands nur knapp den Bomben entkommen, fürchteten wie Millionen Landsleute ernsthaft um ihr Leben.

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„Für uns ist es eine Frage des Prinzips, hier zu sein, es ist ein Symbol, das zeigt, dass die Ukraine lebt“, sagte Suschkewitsch: „Unsere Anwesenheit hier bei den Paralympischen Spielen ist nicht nur eine Anwesenheit. Sie ist ein Zeichen dafür, dass die Ukraine ein Land war, ist und bleiben wird“, sagte Suschkewitsch weiter.

Zumindest in Peking entwickelte sich die Causa Russland für die Ukraine positiv. Die Zulassung als neutrale Athleten machte das IPC gut 20 Stunden später wieder rückgängig, es folgte der Ausschluss. Und der bleibt auch bestehen. Das Russische Paralympische Komitee (RPC) verzichtet mangels Erfolgsaussichten auf den Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS, mit einer heftigen Schelte wurde die Abreise der Sportler angekündigt.

Bundeskanzler Scholz schreibt Grußwort an DBS-Team

Für Bundeskanzler Olaf Scholz „überschattet der kriegerische Überfall“ Russlands auf die Ukraine auch „die Unbeschwertheit des Olympischen Sports“. Deshalb sei es „in diesen dunklen Tagen gut, dass die Sportlerinnen und Sportler mit den Paralympics den Gedanken des Olympischen Friedens in die Welt hineintragen“, schrieb der Kanzler in einem Grußwort an das Team des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS).

Für die deutschen Fahnenträger erfüllte sich bei der Eröffnungsfeier ein kleiner Lebenstraum. Forster sprach von einer „großen Ehre“, Fleig schwärmte von „etwas ganz Besonderem. Wenn man die Namen durchgeht, sich in der Reihe zu positionieren, ist ein ganz krasses Gefühl“, so der 32-Jährige.

Hinter ihnen liefen vor rund 30.000 Zuschauern als drittletzte Nation zehn weitere Sportler, vier Guides und zahlreiche Betreuer ins Nationalstadion ein. Fünf Athleten und ein Guide verzichteten wegen ihrer Wettkampfstarts auf den Einmarsch. Forster nahm die Belastung auf sich, trotz der Chance aufs erste Gold am Samstag (3.00 MEZ/ZDF) in der Abfahrt.

Das deutsche Team will die Eröffnungsfeier auch als Aufbruch ins Sportliche nutzen, für die Medaillenmission sollen alle anderen Brennpunkte nun zur Nebensache werden. „Jetzt treten wir hoffentlich in unbelastete Spiele ein“, gab DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher die Marschroute aus. So ganz wird das vermutlich auch nach Entzünden des Feuers nicht gelingen. (sid)