Hamburg. Ex-Boxprofis Vitali und Wladimir Klitschko sind die Gesichter des Widerstands. Auch Deutsche Verbände fordern harte Sanktionen.

Eine der mutigsten Reaktionen an diesem 24. Februar, an dem der russische Machthaber Wladimir Putin seinen Krieg gegen die Ukraine entfesselte und damit einen ganzen Kontinent schockierte, kam von Fjodor Smolow. Der 32 Jahre alte russische Fußball-Nationalspieler schrieb bei Instagram vor einem schwarzen Hintergrund „Nein zum Krieg“ und ließ seiner Botschaft ein gebrochenes Herz und eine ukrainische Flagge folgen.

Auch die Welt des Sports überwand ihre Schockstarre schnell und reagierte in großem Stil auf das, was in der vergangenen Woche während der Winterspiele in China, als Russland noch nicht gewagt hatte, den olympischen Frieden zu brechen, niemand für möglich gehalten hatte. Die prominentesten Protagonisten des ukrainischen Widerstands waren schnell ausgemacht: Die ehemaligen Schwergewichts-Boxweltmeister Vitali (50) und Wladimir Klitschko (45), die während ihrer aktiven Zeit von 1996 bis 2004 für den Hamburger Universum-Stall aktiv und anschließend mit ihrer eigenen Promotionfirma in Hamburg ansässig waren.

Ukraine-Krieg: Die Sportwelt steht hinter der Ukraine

Während sich Vitali als Bürgermeister von Kiew – dieses Amt hat er seit 2014 inne – um die Verteidigung der ukrainischen Hauptstadt kümmerte, wandte sich Wladimir, der vor drei Wochen freiwillig in die Reservearmee seines Heimatlandes eingetreten war, mit einem offenen Brief und einem Interview bei NTV an die Öffentlichkeit. „Wir müssen gemeinsam agieren und den Krieg stoppen. Dieser Krieg ist in der Ukraine, aber er wird weitergehen in Europa, wenn man ihn nicht aufhält, vielleicht sogar in der ganzen Welt“, sagte er und appellierte an die Führungen aller westlichen Demokratien: „Lassen Sie die Ukraine nicht an die imperialistischen Intentionen Russlands fallen. Die europäische Lebensweise ist bedroht, die Freiheit der Völker, über sich selbst zu bestimmen, ebenso wie die Demokratie.“

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Auf die Frage, was er zu tun bereit sei und wie er die Reaktion der ukrainischen Bürger einschätze, sagte der 2017 zurückgetretene Weltmeister in drei Verbänden: „Manche flüchten, andere wollen das Land verteidigen. Wenn dein Zuhause angegriffen wird, wo dein Leben ist, und auf einmal wird das weggenommen, wie reagiert man? Mit Härte, man lässt das nicht zu. Wir können nur die Stärke zeigen, dass wir gemeinsam den Frieden in Europa verteidigen wollen.“

Sportwelt legt abwartende Haltung komplett ab

Am Donnerstag legte die Sportwelt ihre abwartende Haltung der vergangenen Tage komplett ab, allen voran der zuletzt zögerliche europäische Fußballverband Uefa . Der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball Liga verurteilten den russischen Angriff „auf das Schärfste“. Auch die beiden Hamburger Zweitligisten forderten ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen. „Krieg ist keine Lösung. An keinem Ort. Zu keiner Zeit. Wir als HSV stehen für Frieden und eine freiheitliche Grundordnung. Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind bei allen betroffenen, leidenden Menschen“, twitterte der HSV.

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Leihspieler Giorgi Chakvetadze postete eine Ukraine-Flagge sowie ein Herz und die Worte „Freedom Ukraine“. Der 22-Jährige war acht Jahre alt, als der Kaukasuskrieg 2008 zwischen seinem Heimatland Georgien und Russland ausbrach. Auch der FC St. Pauli brachte sein Unverständnis zum Ausdruck. „Es herrscht Krieg mitten in Europa. Der Angriff Russlands auf die Ukraine erschüttert uns und macht uns fassungslos. Unsere Solidarität und unser Mitgefühl gelten den Menschen in der Ukraine“, teilte der Kiezclub mit.

Bei den in der kommenden Woche in Peking beginnenden Paralympischen Winterspielen werden Sanktionen immer wahrscheinlicher, sogar das zuletzt politisch zurückhaltende Internationale Olympische Komitee (IOC) verurteilte „mit Nachdruck“ den Bruch des olympischen Friedens „durch die russische Regierung“. Das IOC sei „tief besorgt über die Sicherheit der olympischen Gemeinschaft in der Ukraine“.

Auch der deutsche Sport zeigte klare Kante

Auch der deutsche Sport zeigte klare Kante. In einer gemeinsamen Stellungnahme mit dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) empfahl Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), „unseren Mitgliedsorganisationen, die Teilnahme an Wettkämpfen und Trainingsmaßnahmen in Russland und den Kriegsgebieten auszusetzen“. DOSB und DBS forderten Russland auf, „die kriegerischen Handlungen einzustellen“. Dass Russland wegen seines Vorgehens „sanktioniert werden muss mit den für solche Fälle vorgesehenen Strafen, halte ich für zwingend geboten“, sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher.

Mit der Eskalation in der Ukraine hat Putin bereits zum dritten Mal den olympischen Frieden gebrochen. Bereits während der Sommerspiele von Peking 2008 hatte er mit Waffengewalt in den Georgien-Konflikt eingegriffen. Sechseinhalb Jahre später annektierte er kurz nach den Winterspielen von Sotschi die Krim (2014). DBS-Chef Beucher will bezüglich möglicher Sanktionen gegen Russland beim gemeinsamen Flug nach China am Freitag das Gespräch mit dem Präsidenten des Internationalen Paralympischen Komitees, Andrew Parsons, suchen. Der Angriff Russlands richte „ein trauriges Schlaglicht auf diese Paralympischen Spiele“.

Vettel erklärt Startverzicht für das Rennen in Sotschi: "völlig schockiert“

Der deutsche Formel-1-Pilot Sebastian Vettel (34/Heppenheim) vom Team Aston Martin erklärte nach dem „furchtbaren Einmarsch in der Ukraine völlig schockiert“ seinen Startverzicht für das Rennen in Sotschi, das am 25. September im Terminkalender steht. Der Deutsche Skiverband (DSV) rief seine Sportlerinnen und Sportler von den geplanten Weltcupwettbewerben in Russland ab.

„Unsere oberste Prämisse ist: Der DSV geht keinerlei Risiko ein und verzichtet im Zweifel immer auf eine Teilnahme bei internationalen Veranstaltungen“, sagte Vorstandsmitglied Stefan Schwarzbach. Am kommenden Wochenende hätten die Skicrosser bei zwei Rennen in Sunny Valley im Ural antreten sollen. Darüber hinaus sollte Emma Weiß (22/Albstadt) am Aerials-Weltcup in Jaroslawl teilnehmen.