Nürnberg. Deutschland verpatzte den Auftakt in der WM-Qualifikation gehörig. Der Hamburger Justus Hollatz sorgte für ein optisches Highlight.

Deutschlands Basketballer und der neue Bundestrainer Gordon Herbert haben sich sportlich blamiert und zum Auftakt der WM-Qualifikation einen gewaltigen Fehlstart hingelegt. Ein von zahlreichen Ausfällen geschwächtes Rumpfteam verlor am Donnerstag in Nürnberg mit 66:69 (34:30) gegen Außenseiter Estland und ist nach dem ersten von sechs Gruppenspielen schon schwer unter Druck.

Beste deutscher Werfer vor 1000 Zuschauern waren Christian Sengfelder (21) und Kapitän Robin Benzing (13), doch gegen die besonders von der Dreierlinie starken Esten reichte es nicht. Kaspar Treier und Kristian Kullamae (je 15) waren für die Gäste am erfolgreichsten. Damit startet Herbert mit einer massiven Hypothek in seine Amtszeit. Um nach dem Fehlstart im Rennen um die 32 WM-Tickets zu bleiben, ist ein Sieg für Benzing und Co. am Sonntagabend (20.00 Uhr/Magentasport) in Polen schon fast Pflicht.

Deutschlands Basketballer unterliegen Estland: Rückstand nach kurzer Zeit

Herbert, der im deutschen Basketball die Großprojekte Heim-EM 2022 und WM 2023 in Japan, Philippinen und Indonesien verantworten soll, hatte nur wenige Topspieler zur Verfügung. Alle sieben NBA-Profis sind nicht dabei, die Spieler von Meister Alba Berlin und Pokalsieger Bayern München spielten am gleichen Abend in der Euroleague. „Natürlich ist es nicht einfach“, sagte Vizepräsident Armin Andres. Ausreden gibt es aber nicht. „Die WM ist ein ganz wichtiges Event, ein Muss sozusagen.“ Die Ansage verdeutlicht, wie schwer eine Heimniederlage gegen den vermeintlich schwächsten Gruppengegner zum Start wiegt.

Schon der Start verlief nicht nach Plan. In kürzester Zeit geriet das deutsche Team mit 0:6 in Rückstand. Die vom jungen Aufbauspieler Justus Hollatz angeleitete Mannschaft leistete sich sehr viele leichte Ballverluste, mehrere Schrittfehler waren sinnbildlich für die verkorkste Anfangsphase. Wichtig war Routinier Benzing, der acht schnelle Punkte beisteuerte. Nach einem Dreier im ersten Viertel streckte der 32-Jährige demonstrativ die Zunge raus, er riss das junge Team immer wieder mit.

Hollatz sorgte für ein optisches Highlight

„Man merkt, sie wollen und der Kampfgeist ist da. Man will was bewegen, hat aber noch nicht das Zusammenspiel. Deshalb ist es noch etwas holprig“, stellte Andres bei Magentasport fest. Es war ein Nationalteam, das sich ohne das Fehlen fast aller Leistungsträger komplett neu finden musste.

Die Partie blieb auch im zweiten Viertel enorm umkämpft, Deutschland verließ sich auf seine Klasse. Towers-Spielmacher Justus Hollatz traf sicher von der Freiwurflinie und sorgte mit einem Dunk zum 26:22 für ein optisches Highlight. Trotz der 34:30-Halbzeitführung war der Guard aber nicht zufrieden: „Wir sind ein bisschen schwer ins Spiel reingekommen. Es war chaotisch offensiv, ein bisschen wild“, sagte Hollatz in der Pause. Insgesamt erzielte der Hamburger neun Punkte.

Nach dem Wechsel wurde es kein Stück einfacher. Zwar setzte Karim Jallow mit einem unbedrängten Dunk das erste Ausrufezeichen, doch Estland wollte einfach nicht nachlassen. Der Gegner, der 2018 noch mit 43:86 gegen Deutschland verloren hatte, traf diesmal Dreier um Dreier und setzte sich im dritten Viertel zeitweise mit sechs Punkten Vorsprung ab. Bundestrainer Herbert wirkte an der Seitenlinie ratlos. Im Schlussviertel entwickelte sich ein packendes Duell mit mehreren Führungswechseln. Am Ende blieben die Esten cool und setzten sich in letzter Minute durch.