Hamburg. Die 51-Jährige ist die erste Frau an der Spitze des HSB. Sie setzte sich deutlich gegen Angela Braasch-Eggert durch.

Katharina von Kodolitsch ist neue Präsidentin des Hamburger Sportbundes (HSB). Auf der HSB-Mitgliederversammlung im Hotel Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee wurde die 51-Jährige mit 73,966 Prozent der Stimmen für vier Jahre gewählt.

Ihre Gegenkandidatin Angela Braasch-Eggert (72) erhielt 24,142 Prozent. Von Kodolitsch, ehemalige Vorsitzende der RG Hansa, Vizepräsidentin des Deutschen Ruderverbandes und Kommissionsmitglied des Weltverbandes Fisa, ist 73 Jahre nach HSB-Gründung die erste Frau, die an der Spitze der mit rund 500.000 Mitgliedschaften größten Personenorganisation der Stadt steht.

HSB-Präsident Jürgen Mantell trat nicht mehr zur Wiederwahl an

Der bisherige Präsident Dr. Jürgen Mantell (77) hatte sich nach sieben Jahren im Amt, zuvor zwei Jahre als Vizepräsident, nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. Mit Ralph Lehnert (62), seit 30 Jahren in verschiedenen Funktionen beim HSB tätig, und dem Architekten Bernard Kössler (58) scheiden zudem der HSB-Vorstandsvorsitzende und sein Stellvertreter zum 31. Dezember nach fünf Jahren aus. Lehnert geht in Altersteilzeit, Kössler wechselt zu Schulbau Hamburg. Daniel Knoblich (41), bisher Geschäftsführer der Hamburger Sportjugend (HSJ), und Christian Poon (46), Referatsleiter für Sportfinanzierung beim HSB,folgen ihnen vom 1. Januar an nach.

Sportsenator Grote schließt neue Einschränkungen für Breitensport nicht aus

Sportsenator Andy Grote hatte zu Beginn der Versammlung in seinem Grußwort an die Impfbereitschaft und die Solidarität der Hamburgerinnen und Hamburger appelliert und rief die Vereine auf, mit Aktionen und Maßnahmen die Impfquote in der Stadt weiter zu erhöhen. Bei Erwachsenen liegt sie aktuell bei 85 Prozent. Der SPD-Politiker schloss derweil nicht aus, die Maßnahmen bei einem weiterhin größer werdenden Infektionsgeschehen anzupassen.

Während im Profisport die 2G-Regel bereits Alltag ist, könnte auch im Breitensport künftig ungeimpften Personen der Zutritt verweigert werden. Einen neuen Sport-Lockdown soll es aber nicht geben. "Wenn sich die negative Entwicklung bei den Infektionen und bei den Folgen fürs Gesundheitswesen fortsetzt, dann werden wir die Ungeimpften zusätzlich über das, was wir heute schon haben, hinaus einschränken müssen in ihrem Zugang zu den Orten, wo Menschen aufeinandertreffen. Und dazu gehört auch der Sport", sagte Grote.

Neues Active-City-Konzept für 2022 angekündigt

Der SPD-Politiker kündigte in seiner Rede zudem an, dass seine Behörde Anfang 2022 ein neues, umfassendes Sportkonzept, eine Active-City-Strategie, vorlegen wird, das sich in der finalen Abstimmung mit anderen Senatsstellen befindet. Mit dem Programm soll die Dekadenstrategie fortgeschrieben werden, die in diesem Jahr ausläuft. In dieser waren unter dem damaligen Sportsenator Michael Neumann (SPD) im Sommer 2011 zehn Ziele der Hamburger Sportentwicklung beschrieben worden, die nun die Active-City-Strategie vertieft und konkretisiert.

Sportliche Infrastruktur in Hamburg soll verbessert werden

Ein Kernpunkt bleibt die Verbesserung der Infrastruktur, die Renovierung, Sanierung und der Neubau von Sportanlagen und Schulturnhallen. Bis 2027 wird die Stadt dafür innerhalb von rund zwölf Jahren etwa eine Milliarde Euro ausgegeben haben.

HSB verlor in diesem Jahr rund 20.000 Mitglieder

Ziel der Active-City-Strategie sei es darüber hinaus, sagte Grote, für noch mehr Sport und Bewegung in der Stadt zu sorgen, allen Hamburgerinnen und Hamburgern entsprechende Angebote zu machen, den Stellenwert des Sports weiter zu erhöhen, ihn bei allen Stadtentwicklungsmaßnahmen mitzudenken und dabei den Vereinssport in den Mittelpunkt zu stellen. "Die Vereine sind die Herzkammer der Active City", sagte Grote.

Mit rund elf Millionen Euro hat die Stadt während der Pandemie Vereine und Verbände mit Zuschüssen und Darlehen unterstützt, zuletzt wurden unter dem Motto "SportVERVEINtuns" über das Sportamt 20.000 Gutscheine über 80 Euro für Vereinseintritte online angeboten. Rund 16.000 Anfragen liegen bis heute vor, die Vereine lösten bisher 5400 ein. In diesem Jahr hatten die 818 Hamburger Vereine rund 20.000 Mitglieder verloren, die Zahl der Mitgliedschaften reduzierte sich damit auf knapp 500.000. Exakte Zahlen sollen im nächsten Monat veröffentlicht werden.

Stadt Hamburg in der Kritik für Abrechnungsverfahren

Kritik an der Stadt gab es dennoch, an der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (Basfi). Grund ist die Umstellung des Abrechnungsverfahrens für das Programm "Kids in die Clubs", das für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die monatlichen Vereinsbeiträge übernimmt (Abendblatt berichtete). Die Basfi beruft sich dabei auf eine bundeseinheitliche Neuregelung, an die man gebunden sei. Diese Position bekräftigte die Behörde am Freitagnachmittag in einem Gespräch mit HSB und HSJ ein weiteres Mal.

Reichte es bisher, einmal im Jahr diesbezügliche Entscheide bei den Vereinen vorzulegen, müssen sie künftig sofort nach Ablauf der Gültigkeit eingereicht werden, in einigen Fälle dann jeden Monat. Das führe nicht nur zu mehr Verwaltungsaufwand und Bürokratie, beklagten die betroffenen Clubs, auch drohte dadurch ein erheblicher Teil der Kinder und Jugendlichen wegzubleiben. Boris Schmidt (TSG Bergedorf) und Ulrich Lopatta (Walddörfer SV), zwei Vertreter der Großsportvereine, kündigten deshalb an, sie überlegten, aus dem Programm auszusteigen.