Hamburg. Thorben Perry Bloem und Nuria Brockfeld „laufen“ beim Deutschen Jugendcup um den Titel. Beide Athleten träumen vom Klettern in Paris.

Speedklettern fühlt sich wie fliegen an“, beschreibt Nuria Brockfeld ihre Disziplin. Die 17-Jährige vom Deutschen Alpenverein Osnabrück ist ein Ausnahmetalent. Sie „läuft“ die weltweit einheitliche, 15 Meter hohe Wand mit fünf Grad Neigungswinkel in weniger als acht Sekunden hoch, jeder Griff sitzt. Am Sonntag (16 Uhr) „hebt sie ab“, stellt ihre vertikalen Sprintfähigkeiten an der mobilen Kletterwand in der Europa-Passage unter Beweis.

Nachdem in dem Einkaufscenter am Jungfernstieg bereits im vergangenen Jahr die deutschen Meisterschaften ausgetragen wurden, findet in diesem Jahr das Finale des Deutschen Jugendcups – einer Serie von sechs Events mit jeweils zwei Boulder-, Lead- und Speed-Wettkämpfen – statt. Die besten Athleten der weiblichen und männlichen Jugend A und B treten gegeneinander an. Bis zu 90 Zuschauerinnen und Zuschauer können den Wettkampf mit Showcharakter live erleben und die Nachwuchstalente aus den Obergeschossen anfeuern. Es gilt die 3G-Regel.

Brockfeld erreichte in Russland die Silbermedaille

Brockfeld hat gute Chancen auf den Titel, Druck spürt sie trotzdem nicht, freut sich auf die besondere Atmosphäre und das Publikum. „Ich habe schon alle Saisonziele erreicht und einfach nur mega Bock auf den Wettkampf. Das ist mal etwas anderes als in einer Kletterhalle“, sagt sie. Highlight ihrer Saison war die Jugend-WM in Russland vor wenigen Wochen. Dort sprintete sie zur Silbermedaille.

Ähnlich erfolgreich war Thorben Perry Bloem aus Braunschweig. Bei der Junioren-WM wurde er Dritter im Bouldern, „mein bisher größter Erfolg“, sagt er. Der 16-Jährige führt das Feld im Jugendcup an und hofft, seinen Titel aus dem vergangenen Jahr am Sonntag zu verteidigen. Bloem ist zwar auch an der 15 Meter hohen Wand mit einer Bestzeit von 6,2 Sekunden richtig schnell unterwegs, er bevorzugt aber das Klettern mit Hindernissen.

Thorben Perry Bloem schon früh auf Felsen geklettert

Seine Eltern ließen ihn schon als kleines Kind seine ersten Felsen besteigen, erzählt er. „Für mich ist Bouldern in Braunschweig leichter zu trainieren, da wir hier keine Speedwand haben. Es macht aber auch einfach unglaublich Spaß. Die Abwechslung im Wettkampf hat man beim Speed in dem Maße nicht.“

Langweilig wird Speedexpertinnen wie Brockfeld trotzdem nicht. Sie liebt die Schnelligkeit, den Rausch im Rennen. „Ich bin zwar in meinem Tunnel, aber sehe trotzdem meinen Gegner – und das pusht“, sagt sie. Dennoch gilt es, ganz bei sich zu bleiben. „Wenn ich denke, das wird gerade ein guter Run, verkacke ich meistens.“

Bloem und Brockfeld haben große Ziele

Beide Athleten träumen von noch prominenteren Kletterwänden, möchten 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris um Medaillen kämpfen. In Tokio fanden erstmals olympische Wettkämpfe im Sportklettern statt, in drei Jahren soll Speed als Solodisziplin Premiere feiern. Lead (mit Seil und höheren Wänden) und Bouldern verbleiben in der Kombination. Für ihren „Climb to Paris“ schlagen die norddeutschen Kletterer bereits jetzt Haken in die Wand: Thorben Perry Bloem legt seinen Fokus im Training verstärkt auf Bouldern und Lead. Brockfeld zog Anfang des Jahres ans Sportinternat in Köln, um im Bundesstützpunkt zu trainieren. „Das war die beste Entscheidung überhaupt“, sagt sie heute.

Ihre Heimat vermisse sie selten. Sie möchte langfristig in der Domstadt bleiben, freut sich aber auf ihren Ausflug in den Norden am Wochenende. Brockfeld und Bloem treffen nicht erst in der Europa-Passage aufeinander, bereits am heutigen Sonnabend legen sie ihre Kletterschuhe im DAV Kletterzentrum in Lok­stedt an, wo der Jugendcup im Leadklettern ausgetragen wird.