Hamburg. Hamburg gibt grünes Licht für die drei Top-Events und macht große Zugeständnisse – aber nicht bei den Corona-Auflagen.

Frank Thaleiser rückte das Laufplakat mit ein, zwei Handgriffen fast schon liebevoll in den Fokus der Fernsehkameras, dann verkündete er mit einem ungewohnt entspannten Lächeln: „Der 35. Haspa-Marathon wird nach anderthalb Jahren Verzögerung am 12. September gelaufen. Darauf haben wir uns mit der Stadt geeinigt.“

Nicht nur der Marathon feiert in Hamburg sein Comeback, auch der Ironman (29. August) und der Hamburg Wasser World Triathlon (18./19. September) stehen jetzt wieder fest im Terminkalender. „Das waren alles keine Selbstgänger“, sagt Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD), „wir wollten alle gemeinsam wieder einen Weg öffnen für unsere großen Veranstaltungen, die den Charakter der Sportstadt prägen.“

1G-Regel: Start bei Hamburgs Topevents nur mit vollständigem Impfschutz

Die Rückkehr zur noch fernliegenden Normalität folgt schrittweise und mit aller der Pandemie geschuldeten Vorsicht. Sowohl die Marathon Hamburg Veranstaltungs GmbH, deren Geschäftsführer Thaleiser ist, als auch Oliver Schiek, Deutschland-, Schweiz- und Österreich-Chef der Agentur Ironman, haben gegenüber den Behörden ihre Hygienekonzepte ständig nachgebessert und verfeinert.

In Hamburg, das gilt für alle drei Events, dürfen in diesem Jahr nur vollständig Geimpfte starten. Diese 1G-Regel reduziert die Teilnehmerzahlen erheblich – und das ist auch genauso gewollt.

Beim Ironman werden sich am Sonntag in acht Tagen wahrscheinlich noch 1500 Ausdauernde – ausgehend vom Jungfernstieg – auf die 3,8 Kilometer Schwimmen in der Alster, 180 Kilometer Radfahren auf einem Rundkurs Richtung Vier- und Marschlande und 42,195 Kilometer Laufen um die Binnen- und Außenalster begeben, 1000 weniger als vor zwei Jahren. Der Veranstalter akzeptiert auch kurzfristige Rücktritte.

Bis zu 6000 dürfen beim Marathon starten

Die Starterzahlen des Triathlons sind noch nicht bekannt, 3000 bis 5000 Dreikämpfer werden erwartet. Vor Corona waren es in der Regel um die 10.000 Jedermänner und -frauen. Aber: Der Wettkampf bleibt eine Station der Weltserie, vor allem wohl die europäische Triathlon-Elite wird sich in Hamburg bei Frauen und Männern zu Sprintrennen und der Mixedstaffel treffen.

Den Marathon dürfen in drei Wochen bis zu 6000 Läuferinnen und Läufer bestreiten. 8500 hatten sich einst angemeldet, 4460 von ihnen erfüllen derzeit den geforderten Impfstatus. Das Feld würde sich Stand heute in 2400 Marathonis, 1100 Halbmarathonis und 960 Staffelläufer unterteilen, die in 500er-Blöcken auf die Strecke laufen. Der Halbmarathon startet schon um acht Uhr auf der Glacischaussee in Höhe des Heiligengeistfeldes, Marathon und Staffeln eine Stunde später. Nachmeldungen sind weiter möglich.

Zelte auf dem Heiligengeistfeld dienen als Umkleidekabinen. Duschen, Massagen und ein Büfett werden diesmal nicht angeboten. Partys und Hotspots entlang der 42,195 Kilometer wird es nicht geben, dort, wo Menschenansammlungen vermutet werden wie an den Landungsbrücken am Hafen oder in Eppendorf, achten Ordner auf die Einhaltung der Corona-Regeln, Maske und Abstand. Im Zielbereich am Fernsehturm sind Zuschauende ausgeschlossen.

Hamburg kommt Veranstaltern bei Kosten weit entgegen

„Wir hätten gern auch Genesene und Getestete zugelassen, das wäre für uns einfacher gewesen, jetzt wird es der kleinste Marathon binnen 36 Jahren“, sagt Marathonchef Thaleiser, „letztlich sind wir aber froh, dass wir überhaupt stattfinden. Das ist das entscheidende Signal.“ Der dreimal verschobene Lauf stand Anfang August vor der endgültigen Absage für dieses Jahr, die entsprechenden E-Mails an die Teilnehmenden waren formuliert. Staatsrat Holstein intervenierte im Auftrag von Sportsenator Andy Grote (SPD) jedoch erfolgreich mit dem Angebot, weiter nach Lösungen zu suchen. Die wurden nun in den vergangenen 14 Tagen in zahlreichen telefonischen Schaltkonferenzen gefunden.

Wichtigster Punkt der Vereinbarungen: Die Stadt kommt den Veranstaltern weiter stark entgegen, geht mit ins wirtschaftliche Risiko. Thaleiser, sonst eher ein Mann kritischer Töne, nennt das Verhalten des Senats „vorbildlich“. Ein Drittel der auf rund eine Million Euro reduzierten Kosten trägt die Stadt, vor Corona belief sich das Marathon-Budget auf das Dreifache. Teilnehmer und Sponsoren steuern die restlichen Mittel bei.

„Wir haben immer klar kommuniziert, dass wir nicht nur die Vereine gut durch die Krise führen wollen, wir wollten auch keinen unserer Veranstalter verlieren“, sagt Holstein. Darin seien sich Sportsenator Grote, das Sportamt und er von Anfang an einig gewesen. Es sei immer besser, Geld dafür auszugeben, das etwas stattfinde, als später mit Geld eine Insolvenz verhindern zu müssen. Die drohte der Marathon GmbH zwar nicht, kann der Geschäftszweck aber nicht mehr erfüllt werden, werde es irgendwann schwierig, weiß Thaleiser.

Preis für Toiletten hat sich vervierfacht

Für die Organisation trifft das jetzt schon zu. Viele Dienstleister hatten mangels Aufträgen ihre Kapazitäten während der Krise heruntergefahren, allein die Beschaffung der mobilen Toilettenhäuschen wurde zur Herausforderung. Kostete deren Aufstellung vor zwei Jahren dank Sponsoren noch 30 Euro pro Klo, kletterte der Preis auf das Vierfache. Die Nachfrage übersteigt derzeit wegen der Hochwasserkatastrophen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz das Angebot. Auch für die Wasserversorgung an den Verpflegungsstellen musste diesmal eine Berliner Firma engagiert werden, weil die Hamburger den Auftrag nicht mehr annehmen konnte.

Allen Widrigkeiten zum Trotz plant Thaleiser den übernächsten Haspa-Marathon am 24. April 2022. Rund 7000 Anmeldungen liegen für die 36. Auflage vor, hauptsächlich von jenen, die das Rennen schon vor anderthalb Jahren gebucht hatten. „Wir planen auch für das nächste Jahr erst mal nur mit Geimpften“, sagt Thaleiser.

Auch ein Eliterennen könnte es dann wieder geben. Am 12. September werden nur wenige Läuferinnen und Läufer aus Äthiopien und Uganda das Tempo vorgeben. Global Sports, Thaleisers niederländischer Athletenpartner, sucht gerade in Afrika Kandidaten, die geimpft sind, nicht aus einem Virusvariantengebiet wie Kenia kommen und ein Visum erhalten. Leicht geht anders.