Hamburg. Die Mannschaftswettbewerbe haben bei Olympia in allen drei Disziplinen Priorität. Der Druck ist groß.

Die Umstände werden vollkommen andere sein als jemals zuvor, die Ansprüche an die deutschen Reiter jedoch bleiben dieselben wie stets vor Olympischen Sommerspielen. „Von uns werden angesichts der Vergangenheit Erfolge erwartet. Aber diesen hohen Anspruch stellen wir auch an uns selbst“, sagte Dennis Peiler, Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), anlässlich der virtuellen Auftaktpressekonferenz, in der die drei Teildisziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit einen Ausblick auf die vom 23. Juli bis 8. August anstehenden Medaillenwettbewerbe in Tokio gaben.

Drei- bis fünfmal Edelmetall, so lautet die Zielvereinbarung, die das DOKR mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) geschlossen hat. Vor fünf Jahren in Rio de Janeiro hatte es zweimal Gold (Dressur Team und Michael Jung in der Vielseitigkeit), zweimal Silber (Vielseitigkeit Team und Isabell Werth in der Dressur) und zweimal Bronze (Springreiten Team und Kristina Bröring-Sprehe in der Dressur) gegeben, was Platz eins in der Medaillenwertung ergab.

Monica Theodorescu muss mit dem Druck umgehen

Kein Wunder also, dass Monica Theodorescu (58) nun mit dem Druck umgehen muss, dass ihre Equipe als Medaillenbank gehandelt wird. „Natürlich wollen wir unseren Teamtitel verteidigen“, sagte die Dressur-Bundestrainerin, „aber mit Dänemark, Großbritannien und den Niederlanden ist die Konkurrenz stark.“

Das sieht auch Isabell Werth so. Die 51-Jährige aus Rheinberg, die im Team mit Jessica von Bredow-Werndl (35/Aubenhausen) und TSF Dalera BB sowie Dorothee Schneider (52/Framersheim) und Showtime FRH antritt, kann mit Bella Rose bei ihren sechsten Olympischen Spielen zum siebten und achten Mal Gold gewinnen, sieht angesichts der besonderen Umstände allerdings jegliche Prognosen als problematisch an.

„Mal schauen, wie wir damit klarkommen, dass uns Geisterspiele erwarten“, sagte sie. Dazu kommt eine Regeländerung, die allen Disziplinen zu schaffen macht. Um die Anzahl der Teilnehmenden zu reduzieren, wurden die Teams von vier auf drei Starter verkleinert, Streichergebnisse gibt es nicht mehr.

Springreiter Deußer kritisiert neuen Olympiamodus

Daniel Deußer gefällt das gar nicht. Der in Belgien lebende Wiesbadener startet mit Killer Queen als Weltranglistenerster ins Springturnier, hält den neuen Modus aber „für sehr gewöhnungsbedürftig. Gerade im Teamwettbewerb ist das sehr hart, wenn einer kein Resultat erzielt, ist gleich die ganze Mannschaft eliminiert“, sagte der 39-Jährige.

Dennoch sei er überzeugt davon, dass die Mannschaft, zu der auch Christian Kukuk (31/Riesenbeck) mit Mumbai, Maurice Tebbel (27/Emsbüren) mit Don Diarado sowie André Thieme (46/Plau am See) mit DSP Chakaria zählen, „stark genug ist, um die Medaillen zu kämpfen“.

Schwülheißes Klima werde kein Stolperstein sein

Das gilt auch für die Vielseitigkeits-Equipe, die zwar auf die verletzte „Grande Dame“ Ingrid Klimke (53/Münster) verzichten muss, was Bundestrainer Hans Melzer (70) als „schweren Verlust“ bezeichnete. Dennoch sollten Sandra Auffarth (34/Ganderkesee) mit Viamant du Matz, Michael Jung (38/Horb) mit Chipmunk und Julia Krajewski (32/Warendorf) mit Amande de B’Neville zur erhofften Erfolgsbilanz beitragen können.

Das schwülheiße Klima werde kein Stolperstein sein. „Die Stallungen sind klimatisiert, unsere Teamärzte sorgen für den Rest“, sagte Peiler. Am 14. Juli fliegen die aktuell in Aachen unter Quarantäne stehenden Dressurpferde, mit deren Wettbewerben die Reiterspiele am 24. Juli starten, via Lüttich nach Japan, die in Warendorf abgeschotteten Vielseitigkeits- und Springpferde folgen einige Tage zeitversetzt. Peiler: „Organisatorisch ist der Weg zum Erfolg geebnet.“