Hamburg. Hamburgs Beachvolleyball-Vizeweltmeister Julius Thole und Clemens Wickler müssen Spielpraxis für ihre Olympiapremiere sammeln.

Ungewissheiten gibt es viele auf ihrem Weg zu olympischem Ruhm, aber ein Fakt macht Julius Thole dieser Tage Mut: Sein Spielpartner ist in Topform. „Clemens ist super drauf, er hat richtig gut gespielt“, lobt der 24-Jährige vom Eimsbütteler TV seinen zwei Jahre älteren Vereinskollegen Clemens Wickler. Am Sonntagabend unterlagen die Beachvolleyball-Vizeweltmeister aus Hamburg als internationale Gäste bei den Schweizer Meisterschaften in Kloten im Finale Florian Breer/Marco Krattiger in drei Sätzen. Dass sie noch nicht auf dem Niveau sind, das es braucht, um auch bei den Sommerspielen in Tokio vom 23. Juli an um die Medaillen mitzubaggern, lastet sich Thole selbst an.

Das Problem des einzigen deutschen Männerduos, das die Qualifikation für Japan geschafft hat, ist klar zu umreißen. Anfang März konnten sie in Doha (Katar) letztmals gemeinsam auf Viersterneniveau spielen, im Achtelfinale kam das Aus. Dann warf zunächst eine Blinddarmentzündung Ende März Wickler aus der Bahn, und kaum war der Abwehrspezialist wieder fit, erlitt Thole Ende Mai beim Training vor dem Weltserienturnier in Sotschi (Russland) eine Bänderverletzung im linken Sprunggelenk mit Beeinträchtigung der Kapsel.

Auch Ludwig/Kozuch schlagen in der Schweiz auf

Es folgten drei Wochen mit kaum Belastung. Seit gut einer Woche ist der 2,06-Meter-Mann wieder im Balltraining. „Ich möchte mich bei unseren Physios und Ärzten bedanken. Wir haben jeden Tag geackert, mit Gegenstromanlage, Ultraschall, Tapes und allem, was möglich war. Jetzt bin ich wieder in der Lage, richtig anzugreifen“, sagt der Jurastudent. Um so viel Matchpraxis wie möglich zu sammeln, ehe es am 18. Juli Richtung Asien geht, meldeten die beiden für das Turnier in Kloten.

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Die Generalprobe auf Viersterneniveau steigt von diesem Mittwoch an nun in Gstaad (Schweiz), wo sie gemeinsam mit Nils Ehlers/Lars Flüggen vom HSV direkt im Hauptfeld stehen. Bei den Frauen sind die Tokio-Paare Laura Ludwig/Margareta Kozuch (HSV) und Karla Borger/Julia Sude (Stuttgart) ebenso dabei wie Chantal Laboureur/Cinja Tillmann (Düsseldorf).

Wieder an die Abläufe gewöhnen

Abwehr-Ass Tillmann spielt auf eigenen Wunsch mit Laboureur und nicht mit ihrer Hamburger Stammpartnerin Svenja Müller (ETV), da das Duo dank seiner Punkte aus den Weltserienturnieren im April in Cancún (Mexiko) direkt im Hauptfeld steht. Müller tritt stattdessen mit ihrer Vereinskollegin Sarah Schneider, die sich von ihrer Partnerin Leonie Körtzinger (ETV) getrennt hatte, an diesem Dienstag im Country-Quota-Match gegen Kim Behrens/Sandra Ittlinger (Bremen/Berlin) an. Die Siegerinnen erreichen die Qualifikation, in der bei den Männern auch Alexander Walkenhorst/Sven Winter (Düsseldorf) und Philipp-Arne Bergmann/Yannick Harms (Hameln) aufschlagen.

„Für uns geht es in Gstaad darum, dass wir uns wieder an unsere Abläufe gewöhnen“, sagt Julius Thole, „Ergebnisse sind zweitrangig, wir brauchen Matchpraxis auf hohem Niveau.“ Aktuell fühle sich der seit zwei Wochen schwellungsfreie Fuß zwar stabil an, dennoch brauche er in den Tagen vor Tokio, die sie im Anschluss an Gstaad in Hamburg verbringen werden, noch viel Krafttraining.

Olympischer Spielmodus könnte ihnen zugute kommen

„Aktuell müssen wir auf Sicht planen, weil alles davon abhängt, wie der Fuß auf die Belastungen reagiert“, sagt er. Zugutekommen könnte beiden der olympische Spielmodus, der innerhalb der ersten Woche in der Gruppenphase lediglich drei Spiele mit je einem Erholungstag vorsieht. „Es bringt nichts zu klagen. Und wer weiß, andere hatten schon ähnliche Probleme und sind am Ende mit einer Medaille heimgekehrt“, sagt er. Auch das, immerhin: eine Gewissheit.