Hamburg. Schwergewichtler Ammar Riad braucht zwei Siege, um sich für Olympia zu qualifizieren.

Der Weg, den er gehen musste, um in Schlagdistanz zu seinem Lebenstraum zu gelangen, war lang und hart. Aber nun, da ihn noch zwei Siege von seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio (23. Juli bis 8. August) trennen, will sich Ammar Riad für all die Arbeit und die Entbehrungen belohnen.

„Mehr als Olympia geht nicht. Seit 2016 ist das mein größtes Ziel, und ich bin sicher, dass ich es erreichen werde“, sagt der Hamburger Schwergewichtsboxer, der bei der Europaqualifikation in Paris vom Freitag bis zum kommenden Dienstag um sein Ticket nach Japan kämpft.

Boxer flüchtete nach Hamburg

Bislang ist mit Federgewichtler Hamsat Schadalow (22/Berlin) nur ein deutscher Boxer für Tokio qualifiziert. Neben Ammar Riad steigt noch der Kölner Superschwergewichtler Nelvie Tiafack (21) in Paris in den Ring. Alle anderen Kandidaten waren im März 2020 beim Qualifikationsturnier in London gescheitert, ehe es wegen des weltweiten Corona-Ausbruchs abgebrochen werden musste. Zudem können mit Ornella Wahner (27/Schwerin/Feder), Nadine Apetz (34/Köln/Welter) und Christina Hammer (30/Dortmund/Mittel) drei Frauen noch die Qualifikation schaffen.

Ammar Riad, der unter dem Nachnamen seines Großvaters (Abduljabar) als Kapitän des Bundesliga-Boxteams Hamburg Giants bekannt geworden war, nun aber nur noch auf den eingängigeren Nachnamen seines Vaters (Riad) hört, lebte bis 2010 im Irak. Nach seiner Flucht nach Hamburg kämpfte er sich in verschiedenen Jobs durch, Boxen war eher ein Hobby, bis er 2018 nach seiner Einbürgerung für die deutsche Nationalmannschaft startberechtigt war.

Große Entwicklung bei Ammar Riad

Seitdem hat sich der 25-Jährige unter seinem Hamburger Heimtrainer Christian Morales von einem ungestümen Haudrauf zu einem technisch und taktisch versierten Boxer entwickelt, der sich allerdings nicht in den vom deutschen Verband bevorzugten Defensivstil einreihen will.

„Ich bin froh, dass mir mein Nationaltrainer Ralf Dickert ein bisschen Freiraum lässt“, sagt Ammar Riad, der in Paris wegen der strikten Corona-Beschränkungen auf Morales verzichten muss. „Das ist okay, ich habe schon einige Kämpfe ohne ihn gemacht. Im Ring ist man letztendlich sowieso allein“, sagt er. Im Achtelfinale geht es am Sonnabend gegen den Israeli Konstantin Pinchuk. Der Halbfinaleinzug reicht, um sich nach Tokio durchzuschlagen. „Ich habe viele der Olympiakandidaten schon geboxt und weiß, dass ich alle schlagen kann“, sagt er, „jetzt will ich zeigen, dass ich zu den Besten gehöre.“