Hamburg. Das Ziel sind 1000 Kilometer in einem Monat. Wie macht dieser 35 Jahre alter Hamburger das, obwohl er lange kein Jogger war?

Ihn kann nichts mehr stoppen. Für Jan Brüggen ist das Laufen mittlerweile zu so etwas wie seinem Beruf geworden. Der 35-Jährige aus Winterhude hat seit dem 2. Juli 2019 jeden Tag mindestens eine Runde (7,33 Kilometer) um die Außenalster gedreht. Das sind 668 Tage in Folge. Allein im April lief Brüggen bereits 970 Kilometer und steht nun kurz davor, in seiner „alster running“-Community die magische Marke von 1000 gelaufenen Kilometern in einem Monat zu knacken. „Ich kann einfach nicht still sitzen“, sagt er. Doch wie kommt es dazu, dass der Hamburger so viel läuft?

In jungen Jahren spielte Brüggen Fußball und Handball, mit Joggen hatte er nicht viel am Hut. Im Alter von 14 Jahren driftete er dann in die Partyszene ab und sein Leben war fortan geprägt von Alkohol, Nikotin und Drogen. 18 Jahre lang hing Brüggen dort fest, ehe er mit 32 Jahren mit dem Laufen begann und es auch dadurch schaffte, der Situation zu entfliehen. Die Alkohol- und Drogensucht wich der Laufsucht. Seit Juli 2019 läuft Brüggen nun jeden Tag mit dem festen Ziel vor Augen, die 1000 Tage vollzumachen.

Doch das ist nicht das einzige Ziel, das der gelernte Logistiker verfolgt. Seine Lebenswandlung hat ihn auch dazu gebracht, sich beruflich noch einmal neu zu orientieren und so beginnt der 35-Jährige im August eine Ausbildung zum Sozialpädagogen. Bis diese beginnt, hat Brüggen also noch viel Zeit und diese will er nutzen. In der Community „alster running“ läuft er mit vielen weiteren Hamburgern um die die Außenalster. Am Schuh tragen dabei alle einen Chip, der bei der Umrundung die Zeit und die Streckenlänge erfasst.

Hamburger will 1000 Kilometer in einem Monat laufen

Brüggens Ziel war es, im Monat April einen neuen Streckenrekord aufzustellen und binnen der 30 Tage 880 Kilometer zu laufen. Dafür lief er jeden Tag morgens und abends jeweils zwei Runden um die Außenalster. „Aber da war noch mehr drin. Das habe ich schnell gemerkt“, erzählt Brüggen dem Abendblatt.

So kam es, dass er auch mal einen Marathon lief und schnell ein neues Ziel vor Augen hatte: 1000 Kilometer in einem Monat. Und diese 1000 Kilometer wird Brüggen am 30. April tatsächlich erreichen. Der Läufer mit den zweitmeisten Kilometern im April hat übrigens knapp die Hälfte der Strecke des 35-Jährigen. Ein beachtenswertes Ergebnis, das aber zeigt, wie außergewöhnlich die Leistung Brüggens ist.

Wenn er sich nicht verletzt, dann läuft er auch morgen

Bei seinen Runden ist der angehende Sozialpädagoge übrigens nur noch selten allein. Fast immer begegnet ihm ein Community-Mitglied, das seinen unglaublichen Erfolg begleiten will und eine kleine Strecke mit ihm mitläuft. „Man kennt sich mittlerweile und begegnet sich ständig. Ich nenne es immer das Facebook der Läufer“, so Brüggen.

Da ihm sein Monatsrekord um die Alster so schnell keiner wegnehmen dürfte, kann sich der 35-Jährige nun voll und ganz auf sein 1000 Tage Ziel fokussieren, bei dem er an jedem Tag mindestens 1,6 Kilometer gelaufen sein muss. So schreibt es zumindest das Streetrunning vor, das Brüggen betreibt. Brüggen selbst ist zuversichtlich, das zu schaffen, sollte ihn keine schwerwiegende Verletzung plagen. Doch die blieb auch bisher immer aus.