Wolfsburg/München. Hansi Flick manifestiert seinen Wunsch, den Rekordmeister zum Saisonende verlassen zu wollen. Erste Bayern-Profis reagieren.

Trainer Hansi Flick will den FC Bayern München zum Saisonende verlassen. Das kündigte der Coach des deutschen Rekordmeisters am Sonnabend nach dem 3:2 (3:1) in der Fußball-Bundesliga beim VfL Wolfsburg an.

„Ich habe dem Verein gesagt, dass ich am Ende der Saison den Vertrag auflösen möchte“, sagte Flick dem NDR. „Ich habe nur den Wunsch geäußert. Denn ich weiß auch, dass ich noch einen Vertrag habe. Mir war wichtig, dass die Mannschaft das von mir erfährt, denn es ging schon einiges an Flurfunk herum“, sagte Flick auf der Pressekonferenz.

Bundestrainer? Flick nennt DFB als "Option"

Der 56-Jährige hat beim FC Bayern noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023. Er gilt als aussichtsreicher Kandidat auf die Nachfolge von Joachim Löw als Bundestrainer. Die Zukunft sei „überhaupt nicht klar“, sagte Flick am Sonnabend bei Sky. Es habe noch kein Gespräch gegeben, was die deutsche Nationalmannschaft betrifft. „Natürlich ist der DFB eine Option, die jeder Trainer überlegen muss“, sagte Flick.

Bierhoff und DFB-Präsident Fritz Keller hatten zuvor betont, dass sie keinen Trainer mit einem laufenden Vertrag ansprechen würden. Löw hört nach 15 Jahren nach der EM (11. Juni bis 11. Juli) als Bundestrainer auf.

Experte Matthäus: Flick wird Löws Nachfolger

Lothar Matthäus erwartet indes eine schnelle Einigung Flicks mit dem Deutschen Fußball-Bund. „Ich bin sicher, dass da ein Kontakt besteht. Alleine aus den gemeinsamen vergangenen Zeiten. Mir kann keiner erzählen, dass die in den letzten fünf, sechs, sieben Wochen nicht mehr telefoniert haben“, sagte der Rekordnationalspieler bei Sky.

„Jetzt werden die Gespräche ernsthaft werden. Das muss für den DFB jetzt aktuell sein“, sagte Matthäus. „Für mich ist es ganz klar gewesen, vor Wochen schon, dass Flick aufhört und ein Angebot vom DFB bekommen wird“, sagte Matthäus und ergänzte: „Tendenz: Er wird Nachfolger von Joachim Löw.“

Bayern wollen Flick nicht ziehen lassen

Flick war als Co-Trainer von Löw 2014 in Brasilien Weltmeister geworden. Bei den Bayern hatte er das Amt im November 2019 übernommen und danach sechs Titel geholt.

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Zuletzt hatte er nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Paris Sant-Germain lange über seine Zukunft gesprochen und sich überraschend auch zu den Debatten um den Bundestrainer-Posten geäußert. Die Bayern hatten aber immer wieder signalisiert, dass sie Flick eigentlich nicht ziehen lassen wollen.

Das ist Hans-Dieter Flick

Geboren

24. Februar 1965 in Heidelberg

Vereine als Spieler

SV Sandhausen (1982-85), Bayern München (1985-90), 1. FC Köln (1990-93)

Erfolge als Spieler

Deutscher Meister 1986, 1987, 1989, 1990, DFB-Pokal-Sieger 1986

Stationen als Trainer

FC Bammental (1996-2000), TSG Hoffenheim (2000-05), RB Salzburg (Co-Trainer, 2006), deutsche Nationalmannschaft (Co-Trainer, 2006-14), Bayern München (Co-Trainer, 2019), Bayern München (seit 2019). 

Erfolge als Trainer

Club-Weltmeister, Champions-League-Sieger, deutscher Meister, DFB-Pokal-Sieger, Supercup-Sieger, Uefa-Supercup-Sieger (alles 2021), Weltmeister 2014 als Co-Trainer von Joachim Löw

Sonstiges

Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund (2014-17), Geschäftsführer Sport bei der TSG Hoffenheim (2017-18)

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Geht Flick wegen Salihamidzic?

„Mir war es wichtig, dass die Mannschaft das von mir erfährt. Ich bin begeistert von dieser Mannschaft und diesem Team. Danke und Kompliment an den Verein, dass es für mich die Gelegenheit gab, so eine Mannschaft zu trainieren“, sagte Flick und fügte an: „Es war keine einfache Entscheidung für mich.“ Diese habe er nach „reiflicher Überlegung getroffen“.

Über die Gründe für seinen Wechselwunsch sagte er: „Das sind Dinge, die ich intern mit dem Verein besprochen habe.“ Vor allem mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic hatte es in dieser Saison wiederholt Differenzen gegeben.

Bayern-Profis reagieren auf Flicks Abschied

Die Bayern-Profis äußerten sich in ersten Reaktionen bewegt und verständnisvoll zu Flicks angekündigtem Abschied. „Das ist eine emotionale Geschichte gewesen für uns alle“, sagte Nationaltorwart Manuel Neuer bei Sky. Die Mannschaft müsse dies „so aufnehmen und verarbeiten“.

„Er hat natürlich auch sehr viel Energie gelassen in den letzten eineinhalb Jahren. Trainer beim FC Bayern zu sein, da braucht man schon grundsätzlich ein dickes Fell“, sagte Thomas Müller. „Es waren intensive Zeiten. Genau begründet hat er es nicht, das muss er uns auch nicht begründen.“

Der ebenfalls scheidende Bayern-Profi David Alaba kündigte in den sozialen Netzwerken an, gemeinsam mit und für Flick bis zum Ende der Saison alles geben zu wollen.

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Streich hält Lobeshymne auf Flick

Auch unter Flicks Bundesligakollegen gab es am Sonnabend Reaktionen auf die Vorgänge bei den Bayern. Freiburgs Trainer Christian Streich etwa würdigte Flicks Arbeit in München – wollte sich aber mit Ratschlägen zu dessen Zukunft zurückhalten. „Ich brauche den Hansi zu gar nichts ermutigen, weil er genau weiß, was er tut“, sagte Streich.

„Es ist beeindruckend, was er geleistet hat bei Bayern München, was er mit der Mannschaft geschafft hat. Ich glaube, er hat nicht wenige Leute überrascht, weil sie ihm das in dieser Form vielleicht nicht zugetraut hätten. Darüber freue ich mich sehr, weil er ein großartiger Trainer ist“, so Streich weiter.

„Jeder Verein oder Verband, der den Hansi als Trainer kriegt, kann sich glücklich schätzen. Das ist meine volle Überzeugung“, betonte Streich.