Hamburg. Nach Trainerkritik schießt der Torjäger die Hockeyherren des Harvestehuder THC zum 4:3-Sieg gegen Krefeld.

Wie schmerzhaft der Verzicht auf Zuschauer im Sport ist, dafür war der Wiederbeginn der Feldhockey-Bundesliga ein weiterer Beleg. Das rasante 4:3 der Herren des Harvestehuder THC gegen Krefeld, das Österreichs Nationalspieler Xaver Hasun mit einer willensstarken Einzelleistung knapp zwei Minuten vor Spielende sicherte, hätte den Hockeyfans zweifelsohne einen spannenden Sonnabendnachmittag beschert. Doch allein der Auftritt von HTHC-Chefcoach Christoph Bechmann wäre das Eintrittsgeld wert gewesen.

Der 49-Jährige ist bekannt für seine Verbalgewitter, die vor nichts und niemandem haltmachen. Wer den früheren Nationalstürmer aus persönlichen Gesprächen kennt, der darf regelmäßig verwundert sein über die Verwandlung, die dieser umgängliche Familienvater durchlebt, wenn er einen Hockeyplatz betritt.

In der Partie gegen Krefeld gipfelte seine Beleidigungsorgie in der nach einer vergebenen Strafecke über den Voßberg gebellten Ansage an Torjäger Michael Körper, er solle doch „endlich mal einen raushauen“. Dazu muss man wissen, dass der Österreicher zuvor bereits zwei Strafecken verwandelt hatte.

Harvestehuder THC: Die Moral war überragend

Körper, der seit elf Jahren für den HTHC spielt, nahm seinem Coach den Ausraster nicht krumm. „Natürlich ist es nicht schön, wenn man sich selbst über die vergebene Chance ärgert und dann so eine Ansage von draußen bekommt. Aber ich kenne Bechi lange genug, außerdem hatte er ja recht, sie war schlecht geschossen“, sagte der 34-Jährige. Eine Aussage, die sinnbildlich dafür steht, warum die Hamburger das als Sechspunktespiel ausgerufene Duell mit ihrem vor der Partie drei Punkte hinter ihnen liegenden Verfolger gewannen.

Trotz einer schwachen ersten Halbzeit inklusive 0:2-Rückstands und einer bitteren Fehlentscheidung der Schiedsrichter, die eine Körper-Ecke zum 3:2 nicht anerkannten, nach der Krefeld im Gegenzug zwölf Minuten vor Spielende erneut in Front ging, ließen sie sich nicht in ihrem Anrennen irritieren – und drehten die Partie verdient. „Die Moral war überragend. Vor allem hat sich die athletische Vorbereitung der vergangenen Wochen ausgezahlt, da waren wir Krefeld am Ende deutlich überlegen“, sagte Körper, der letztlich drei Eckentore zum Sieg beitrug und damit auch seinen Coach versöhnte.

„Die Punkte sind Gold wert"

„Die Punkte sind Gold wert. Auch wenn wir anfangs viel zu viele Fehler gemacht haben, war der Sieg verdient“, sagte Bechmann. Am kommenden Sonnabend könnten die Schwarz-Gelben im Heimderby gegen den Club an der Alster ihren Platz im Viertelfinale buchen, hätten bei einem Sieg bei dann noch vier ausstehenden Spielen zehn Zähler Vorsprung auf den Lokalrivalen, der seinen Auftakt ins Spieljahr 2021 mit einem 0:3 gegen den Berliner HC verpatzte.

„Wir hatten zu viele Fehler und zu wenige gute Situationen. Leider konnten wir unser Spiel heute nicht aufziehen“, sagte Alster-Cheftrainer Sebastian Biederlack. Dessen Auswahl steht aktuell auf einem Platz, der sie in die Play-downs zwingen würde, kann diesen aber mit einem Sieg im direkten Duell mit den nur einen Zähler besseren Krefeldern am 10. April noch aus eigener Kraft verlassen.

In der Damen-Bundesliga verpasste der HTHC mit zwei Remisen beim Rüsselsheimer RK (2:2) und gegen den Münchner SC (0:0) zwar die endgültige Qualifikation fürs Viertelfinale, hat aber bei noch fünf ausstehenden Spielen und 14 Zählern Vorsprung auf Verfolger München kaum noch etwas zu befürchten.