Hamburg. Für die Herren des Harvestehuder THC und des Clubs an der Alster ist vom deutschen Meistertitel bis zum Abstieg noch alles möglich.
Von der Wortschöpfung „Sechspunktespiel“ hält Christoph Bechmann grundsätzlich wenig, weil der Sieger eines Feldhockey-Bundesligaspiels unabhängig von der Bedeutung dessen nie mehr als drei Punkte erhält. Vor der Partie gegen den Crefelder HTC, mit der die Herren des Harvestehuder THC an diesem Sonnabend (15 Uhr, Barmbeker Straße) nach dem Komplettausfall der Hallenserie mit fast fünf Monaten Spielpause in die Rückrunde starten, hat der Cheftrainer seine Meinung allerdings kurzzeitig modifiziert.
„Mit einem Sieg würden wir unseren Vorsprung auf die Krefelder auf sechs Punkte ausbauen. Das wäre im Kampf gegen den Abstieg ein sehr wichtiger Schritt für uns. Insofern ist die Bezeichnung Sechspunktespiel angemessen“, sagt der ehemalige Nationalstürmer.
Um zu verstehen, warum dem Duell mit den Rheinländern solch immense Bedeutung zukommt, muss man den neuen Spielmodus kennen, den der Deutsche Hockey-Bund (DHB) mit den Vereinen für die längste Feldsaison der bisherigen Geschichte beschlossen hat. Nachdem die Rückrunde der Serie 2019/20 im Frühjahr 2020 coronabedingt nicht gespielt werden konnte, flossen die Ergebnisse aus der Hinrunde im Herbst 2019 in die Wertung ein. Die Spielzeit wurde im Spätsommer 2020 fortgesetzt und wird nun in diesem Frühjahr beendet. Zuschauer sind bis auf Weiteres natürlich nicht zugelassen.
Hockey: Feldbundesligen starten in den Saisonendspurt
Erstmals spielen die je zwölf Bundesligisten bei Damen und Herren in zwei Sechserstaffeln. Aus diesen erreichen die jeweils vier besten Teams das Viertelfinale, das im Modus „Best of 2“ überkreuz mit der Parallelgruppe ausgespielt wird und dem besser platzierten Team zweimal Heimrecht gewährt. Die Sieger der vier Viertelfinals bestreiten am 8./9. Mai die Final-Four-Endrunden in Mannheim. Die jeweils beiden schlechtestplatzierten Mannschaften spielen dagegen in Play-downs nach dem Modus „Best of 3“ zwei Absteiger aus.
Ein Blick auf die Tabellen zeigt, dass bei noch fünf ausstehenden Spielen bei den Herren in der Gruppe, in die der Hamburger Polo Club einsortiert ist, der TSV Mannheim und der Nürnberger HTC mit 20 respektive 24 Punkten Rückstand abgeschlagen die Play-down-Ränge belegen. In der anderen Gruppe dagegen steht der Großflottbeker THGC (zehn Punkte) als Play-down-Teilnehmer fest, während sich der HTHC (29), Krefeld (26) und der Club an der Alster (25) einen erbitterten Dreikampf um zwei Viertelfinalplätze liefern. Der Uhlenhorster HC (36), wie Großflottbek und der Polo Club am Auftaktwochenende spielfrei, hat diesen so gut wie sicher.
„Es ist also vom deutschen Meistertitel bis zum Abstieg noch alles möglich. Das ist eine verrückte Situation“, sagt Bechmann. Sein Credo ist deshalb, keine langfristigen Ziele zu setzen, sondern jedes einzelne Spiel als Entscheidungsspiel anzusehen. „Für die Jungs ist es mental sehr herausfordernd. Aber man muss sich davon freimachen, zu viel auf die Eventualitäten zu schauen“, so der HTHC-Coach. Sebastian Biederlack, ebenfalls langjähriger Nationalspieler und Cheftrainer der Alster-Herren, sieht es vor der Partie gegen den Berliner HC (Sa, 14.30 Uhr, Am Pfeilshof) ähnlich. „Natürlich befassen wir uns mit der Möglichkeit, die Play-downs spielen zu müssen“, sagt er, „aber unsere Zielsetzung ist eine positive, wir wollen ins Viertelfinale. Grundsätzlich sind wir aber auf alles vorbereitet.“
Auch die Damen starten an diesem Wochenende in den Saisonendspurt
Die Vorbereitung auf den Neustart verlief bei HTHC und Alster, die am 27. März im direkten Duell aufeinandertreffen, dank der neuen Teststrategie der Liga, die nun vor jedem Spiel Tests für alle aktiv Beteiligten (inklusive Schiedsrichter) vorschreibt und regelmäßige Kontrollen im Trainingsbetrieb dringend empfiehlt, störungsfrei. „Wir testen vor jedem Training, konnten deshalb auch Trainingsspiele gegen andere Clubs bestreiten.
Meine Einschätzung ist, dass die Mannschaft für den Wiederbeginn in sehr guter Verfassung ist“, sagt Biederlack, der mit Tobias Terber und Philip Rothländer zwei Langzeitverletzte zu beklagen hat, dafür aber auf die Rückkehrer Nik Kerner und Chris Newman bauen kann. Bechmann, dessen Team sich nicht verändert hat, sagt: „Wir haben über den Winter vor allem athletisch hart gearbeitet und sind für den Neustart gerüstet.“
Auch die Damen starten an diesem Wochenende in den Saisonendspurt. Heimspiele haben der HTHC, der am Sonntag (12 Uhr, Barmbeker Straße) den Münchner SC empfängt und einen Tag zuvor in Rüsselsheim antritt, und Großflottbek am Sonntag (14 Uhr, Otto-Ernst-Straße) gegen die Zehlendorfer Wespen. Alster spielt am Sonntag bei Rot-Weiß Köln, der UHC hat noch spielfrei. Spannend wird es für die vier Hamburger Clubs erst nach Hauptrundenende. Großflottbek steht als Play-down-Teilnehmer fest, die drei anderen haben ihre Viertelfinalplätze sicher.
bj