Hamburg . Der FC St. Pauli holte seit dem 3. Januar 23 Punkte mehr als der VfL Osnabrück. Sonntag treffen beide aufeinander.

Wer noch einmal die Zweitligatabelle nach dem ersten Januarwochenende hervorkramt und mit der aktuellen vergleicht, wird bei den meisten Mannschaften keine wirklich gravierenden Veränderungen in ihren Platzierungen feststellen. Bei genauerem Hinsehen allerdings stechen zwei Clubs hervor, deren Situation sich in den zweieinhalb Monaten seither extrem unterschiedlich entwickelt hat.

Auf der einen Seite hat der FC St. Pauli in dieser Zeit 24 Punkte aus zwölf Spielen gesammelt und sich vom direkten Abstiegsplatz 17 auf Rang elf verbessert. Auf der anderen Seite kam beim VfL Osnabrück in zehn Spielen nur ein einziger Zähler hinzu. Die Folge war der Absturz von Platz acht auf 16.

Sonntag: FC St. Pauli gegen VfL Osnabrück

An diesem Sonntag (13.30 Uhr/Sky und Liveticker bei abendblatt.de) treffen diese beiden Teams im Stadion an der Bremer Brücke in Osnabrück direkt aufeinander. Dabei ist trotz des grundsätzlichen Trends der vergangenen knapp elf Wochen gar nicht so klar, wie dieses kleine Nordderby ausgehen wird. Der Grund dafür ist, dass am vergangenen Wochenende beide Teams ihre Serien beendet hatten.

Die Osnabrücker erkämpften sich nach zuvor neun Niederlagen in Folge im ersten Spiel unter ihrem neuen Trainer Markus Feldhoff beim 1:1 in Nürnberg trotz erneuten Rückstands immerhin einen Punkt. Und St. Pauli ging beim 0:2 gegen Paderborn erstmals nach sechs ungeschlagenen Spielen leer aus. Mithin steht die Frage im Raum: War das eine Trendwende oder nur eine kurze Unterbrechung der Entwicklung?

„Es wird ein heißer Tanz, wie ich es von der Bremer Brücke gewohnt bin“, ahnt denn auch St. Paulis Trainer Timo Schultz, der dort selbst als Spieler eine ganz spezielle Erfahrung gemacht hat. „Ich habe da die einzige Rote Karte meiner Karriere gesehen“, verrät er.

Das Duell der Gegensätze

Wie nachhaltig der Effekt des Trainerwechsels bei den Niedersachsen sein wird, ist noch nicht absehbar. Bei den anderen beiden Zweitligaclubs, die diese Maßnahme in dieser Saison ergriffen haben, ist die Wirkung bisher ausgeblieben. Die Würzburger Kickers und der SV Sandhausen (je zwei Trainerentlassungen) zieren jedenfalls weiter das Tabellenende der Liga.

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Fest steht allerdings, dass es für Timo Schultz um einiges schwerer geworden ist, seine Mannschaft auf den Gegner einzustellen. „Nach einem Spiel wäre es übertrieben zu sagen, dass eine Handschrift des Trainers zu erkennen ist“, sagte Schultz am Freitag. Immerhin hat St. Paulis Coach bemerkt, dass sich die VfL-Spieler bei Standards ein wenig anders als zuvor unter Trainer Marco Grote verhalten.

Emotional allerdings wurmt die St. Paulianer diese Partie heute noch

Auch wegen der Veränderungen in der eigenen Mannschaft lässt sich also aus dem Hinspiel gegen Osnabrück Ende November, das St. Pauli mit 0:1 am Millerntor verlor, nicht mehr viel Verwertbares herausziehen. Emotional allerdings wurmt die St. Paulianer diese Partie, die damals die dritte von vier Niederlagen in Folge bedeutete, noch heute.

In praktisch allen statistischen Daten lagen die Hamburger seinerzeit vorn, nur eben nicht nach Toren. „Die Osnabrücker Mannschaft hat in der Hinserie komplett am Limit performt und war Spiel für Spiel richtig gut eingestellt“, erinnert sich Schultz. Kurz zuvor war der VfL sogar Tabellenzweiter gewesen und saisonübergreifend als einzige deutsche Profimannschaft zehn Spiele in Folge ungeschlagen geblieben.

Trainer Schultz fordert 100 Prozent Bereitschaft

Ein Urteil darüber, warum dem Osnabrücker Höhenflug der tiefe Fall in die Abstiegszone folgte, mag Schultz nicht fällen. Er verweist aber auch aus eigener Erfahrung darauf, dass es in der so ausgeglichenen Zweiten Liga meist nur Kleinigkeiten seien, die zwischen Erfolg und Misserfolg entscheiden. Bei seinem eigenen Team war es seit jenem 3. Januar und dem 1:2 in Fürth bis zum vergangenen Montag und dem 0:2 gegen Paderborn eben nur komplett andersherum als beim alten Nordrivalen VfL.

Für St. Paulis Mannschaft wird es jetzt darauf ankommen zu beweisen, dass die Niederlage gegen Paderborn nur ein Ausrutscher und nicht der Beginn einer neuen Negativentwicklung war. „Wir müssen von der Intensität her immer am Anschlag und von der Bereitschaft her immer bei 100 Prozent sein. Wenn das nicht so ist, bekommen wir Probleme. Wenn wir diese Basics nicht zeigen, bekommen wir in jedem Spiel Probleme, dann haben wir auch in Osnabrück keine Chance“, warnt Schultz, der erstmals die Marke von 40 Punkten als „unser Ziel“ formulierte.

Ein Schlüssel zum Erfolg wird aber auch sein, Osnabrücks überragenden Spieler Sebastian Kerk (je acht Treffer und Torvorlagen) unter Kontrolle zu halten. „Er hat einen überragenden linken Fuß und ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann“, weiß Schultz. Der 26-Jährige setzt den besagten linken Fuß bei Ecken und Freistößen ebenso gefährlich ein wie auch bei Schüssen aus größerer Distanz. Allerdings ist auch der frühere Juniorennationalspieler vom Abwärtsstrudel seines Teams nicht verschont geblieben und hat in den jüngsten neun Partien nur noch einmal getroffen.