Hamburg. Was den Kreisläufer des HSV Hamburg vor dem heutigen Spiel in Dormagen zum formstärksten Spieler macht.

Zu Wochenbeginn wurde Niklas Weller (27) bewusst, dass persönliche Auszeichnungen im Mannschaftssport auch umfangreiche Pflichten mit sich bringen können. Als die 2. Handball-Bundesliga den Kreisläufer des HSV Hamburg (HSVH) am Montag offiziell zum „Spieler des Monats Februar“ ernannte, freuten sich in erster Linie dessen Mitspieler. Denn durch den Titel muss der „König Februar“, wie ihn die Social-Media-Abteilung des HSVH umgehend taufte, seinen Teamkollegen in den nächsten Tagen richtig etwas bieten.

Dass es dabei nicht mit einem einfachen Kasten Bier getan ist, bewies Leif Tissier (21) alias „König Dezember“. Der HSVH-Spielmacher schmiss nach seiner Wahl zum Spieler des Monats ein mannschaftsinternes Kabinenfest, inklusive Musikprogramm, Getränken und selbst gemachtem Essen. „Noch ist nichts entschieden. Ich muss mal schauen, wie ich aus der Nummer wieder herauskomme“, sagt Weller und lacht. Bevor er mit der Partyplanung beginnen kann, tritt der 104 Kilogramm schwere Athlet an diesem Freitagabend (19.30 Uhr/sportdeutschland.tv) mit dem HSVH erst einmal beim TSV Bayer Dormagen an.

Knapp zwei Wochen nach dem beeindruckenden 29:22-Erfolg gegen den VfL Gummersbach können die Hamburger nicht nur im 15. Spiel in Folge ungeschlagen bleiben, sondern vor allem den Vorsprung an der Zweitliga-Tabellenspitze verteidigen. Dabei hat der HSVH durchaus Grund zum Optimismus. Niklas Weller ist seit Wochen in Topform, die Auszeichnung zum Spieler des Monats war für viele Beobachter nur eine logische Konsequenz.

HSV Handball: Niklas Weller ist "König"

„Ich freue mich natürlich für Ni­klas. Ich werde ihn noch mal darauf ansprechen, dass er etwas ausgibt. Als Mannschaft hilft uns die Auszeichnung aber relativ wenig“ sagt HSVH-Trainer Torsten Jansen über seinen Kapitän. Im Jahr 2021 war Weller in sämtlichen fünf Zweitligapartien jeweils bester Hamburger Torschütze. „Grundsätzlich ist es immer ein Beleg für das gute Zusammenspiel in der Mannschaft, wenn der Kreisläufer viele Tore macht“, sagt Weller.

Ein kurzer Blick auf die Statistik genügt jedoch, um Wellers beeindruckende Form zu erkennen. Gegen Elbflorenz Dresden warf er den HSVH mit neun Toren aus neun Versuchen beinahe im Alleingang zum Sieg, auch in den Spielen gegen die Aufstiegskonkurrenten VfL Gummersbach (acht Tore) und TuS N-Lübbecke (sieben) konnte ihn niemand aufhalten. „Er ist in einer sehr guten Verfassung, die er aber in jedem Spiel wieder bestätigen muss. Für die Vergangenheit kann er sich nichts kaufen“, sagt Jansen.

Auch an der Siebenmeterlinie setzt der Trainer mittlerweile auf Weller als ersten Schützen. „Viele Kreisläufer bestechen mehr durch ihre Abwehrstärke und Kraft als durch präzise Würfe. Beim Siebenmeter zählt aber auch die mentale Kraft“, weiß Weller, der die Rückraumspieler Lukas Ossenkopp (28) und Dominik Axmann (21) als etatmäßige Schützen verdrängt hat. „Dass ein Kreisläufer die Siebenmeter wirft, ist vielleicht ein bisschen ungewöhnlich. Aber das hat sich einfach so entwickelt. Lukas und Dominik machen es auch gut, sodass ich mich immer auf die beiden verlassen kann“, sagt Weller.

Wurf-Erfolgsquote von knapp 77 Prozent

Nachdem er seinen Vertrag Anfang Februar um zwei Jahre verlängert hatte, stieg auch die Formkurve deutlich an. Ende Dezember hatte ihm neben der ungeklärten Zukunft auch eine Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen zu schaffen gemacht. „Natürlich hatten die ausstehende Vertragsverlängerung und die Gedanken, die ich mir gemacht habe, einen Einfluss auf den Kopf. Dazu kam, dass ich ein bisschen angeschlagen war. Mittlerweile kann ich befreit aufspielen“, sagt das 1,89 Meter große Kraftpaket.

Mit einer Wurf-Erfolgsquote von knapp 77 Prozent führt Weller die Saisonstatistik aller HSVH-Stammspieler zurzeit klar an. „Ich fühle mich ganz gut und habe in jüngster Zeit auch echt gut gespielt. Trotzdem schaue ich immer noch auf die Fehler, die ich gemacht habe. Man kann immer etwas mitnehmen“, sagt Weller.

Nur defensiv hat der 27-Jährige auf dem schmalen Grat zwischen der im Mittelblock gebotenen Aggressivität und übertriebener Härte mitunter seine Probleme. In der laufenden Saison leistete sich Weller bereits 18 Zweiminutenstrafen, nach ihm folgen mit deutlichem Abstand Linksaußen Tobias Schimmelbauer (13 Strafen) und Co-Kapitän Ossenkopp (zehn). Zudem sah Weller bereits in drei Partien die Rote Karte. Zum Vergleich: Außer ihm musste kein einziger HSVH-Akteur in dieser Saison vorzeitig auf der Tribüne Platz nehmen.

Jan Forstbauer fehlt verletzt

In Dormagen möchte Weller bis zur Schlusssirene auf der Platte bleiben. „Das ist eine junge und hungrige Mannschaft, ähnlich wie wir. Die geben unabhängig vom Ergebnis immer Gas“, warnt Weller. Sollte er seine aktuelle Form konservieren können, stehen die Chancen nicht schlecht, dass der „König Februar“ auch im März weiter herrschen wird.

Jan Forstbauer (28) fehlt weiterhin verletzt. Nach seinem Hexenschuss konnte der Rückraumschütze noch nicht ins Mannschaftstraining einsteigen.