Hamburg. Deutschlands beste Beachvolleyballer wollen beim Saisonauftakt in Katar in dieser Woche ihre Weiterentwicklung unter Beweis stellen.

Zwei bis drei Kilogramm mehr Muskelmasse bei jedem von ihnen. Das, sagt Julius Thole, sei die sichtbare Veränderung, die ihn und seinen Spielpartner Clemens Wickler vom Duo Thole/Wickler aus dem März 2020 unterscheidet. Was sich spielerisch getan hat; inwieweit sich der Erfahrungszuwachs aus dem seltsamen Corona-Jahr gewinnbringend auf ihr großes Ziel auswirkt, das mit den Olympischen Sommerspielen in Tokio (23. Juli bis 8. August) ansteht, darüber erhoffen sich Deutschlands beste Beachvolleyballer von diesem Dienstag an Aufschluss.

In Doha, der Hauptstadt Katars, steht das erste Viersterneturnier der Saison 2021 auf dem Programm. Für die Vizeweltmeister von 2019 ist es das erste internationale Kräftemessen seit der mit Rang 17 verpatzten EM in Lettland im September 2020, sieht man vom Einladungsturnier „Nations Clash“ in Düsseldorf Anfang Februar ab.

Und weil sie die Konkurrenz aus Übersee sogar seit mittlerweile eineinhalb Jahren nicht mehr auf der anderen Seite des Netzes gesehen haben, freuen sich die beiden Vorzeigeathleten des Eimsbütteler TV umso mehr auf die Herausforderung.

Thole/Wickler: Das sagt ihre Form

„Es ist derzeit kaum einzuschätzen, wo wir leistungsmäßig stehen. Deshalb wird dieses Turnier ein guter Gradmesser dafür, ob die Arbeit, die wir in den vergangenen Monaten geleistet haben, zielführend war“, sagt Wickler. Der 25 Jahre alte Abwehrspieler ist vor allem glücklich darüber, „dass wir ohne große Verletzungen oder Krankheiten durch die Vorbereitung gekommen sind“.

Im Vergleich zu der Phase vor einem Jahr, als man Anfang März noch davon ausging, nur noch viereinhalb Monate Zeit bis zu den Spielen zu haben, sei er physisch auf einem stabileren Level. „Vor einem Jahr musste ich in erster Linie körperlich in Form kommen“, sagt er, „nun hatten wir in den vergangenen Wochen im Trainingslager auf Fuerteventura Zeit, um spielfähiger zu werden.“

Thole/Wickler können befreit aufspielen

Das bedeutet, dass die deutschen Meister, die sowohl in der Weltrangliste als auch im Olympiaranking Rang sechs belegen, mit ihrem Coach Martin Olejnak (50) auf den Kanaren vor allem an der Blockabwehr gefeilt haben. „Ich glaube, dass wir dadurch noch unberechenbarer für die Gegner werden“, sagt Julius Thole. Als großen Vorteil erachtet der 23-Jährige, dass das Tokio-Ticket bereits gebucht ist. „Müssten wir uns noch qualifizieren, wäre der Druck deutlich höher, viele Punkte sammeln zu müssen. So können wir den Fokus mehr auf die spielerische Entwicklung legen.“

Was im Umkehrschluss natürlich nicht heißt, dass den beiden der Ehrgeiz fehlt, eine Topplatzierung anzustreben. „Aber es spielt sich vielleicht etwas befreiter, wenn man nicht ständig im Hinterkopf hat, dass man sich noch für Olympia qualifizieren muss“, sagt Wickler.

Dieser Druck steigt für diejenigen, die um ihr Tokio-Ticket bangen, noch einmal zusätzlich dadurch, dass niemand weiß, wie viele Qualifikationsturniere es überhaupt geben kann. Aktuell existiert lediglich ein provisorischer Kalender, den der Weltverband FIVB innerhalb der nächsten 14 Tage zwar verbindlich zu veröffentlichen gedenkt. „Aber eine Garantie, dass dann alles auch so kommt wie geplant, die gibt es in dieser Zeit nicht“, sagt Clemens Wickler, der die Wochen nach Doha mit Julius Thole in Deutschland verbringen wird. Ein weiterer Athletikblock ist ebenso geplant wie eine einwöchige Trainingspause.

Debatte über Turnier in Doha: Thole/Wickler zeigen Verständnis

Umso glücklicher sind beide, dass wenigstens in Katar Wettkampfbetrieb möglich ist. Dass das Turnier in der Diskussion stand, weil erstmals auch eine Frauenkonkurrenz stattfindet, für die es aber zunächst eine strikte Kleiderordnung inklusive eines Verbots für die auf der Tour üblichen Sportbikinis gab, haben sie natürlich verfolgt.

Für das Stuttgarter Duo Karla Borger/Julia Sude, das als Zeichen für den Kampf um Frauenrechte seine Teilnahme absagte, „haben wir Verständnis. Aber mittlerweile ist gesichert, dass alle tragen dürfen, was sie wollen. Deshalb sind wir einfach froh, dass wir hier spielen können“, sagt Wickler.

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Neben ihnen tut das bei den Männern noch das neue HSV-Perspektivduo Lukas Pfretzschner/Robin Sowa, das an diesem Montag in der Qualifikation aufschlägt. Bei den Frauen sind Laura Ludwig/Margareta Kozuch, Victoria Bieneck/Isabel Schneider (alle HSV) und Kim Behrens/Sandra Ittlinger (Bremen/München) im Hauptfeld dabei, das neue ETV-Duo Leonie Körtzinger/Sarah Schneider muss in die Qualifikation.