Hamburg. Die Corona-Pandemie bringt die Landestrainer der Golf-Talente auf unkonventionelle Ideen. Die Spieler müssen weiter gefördert werden.

Virtuelle Weltreisen bei Google Earth, das ist für viele Menschen in dieser Pandemiezeit wenigstens ein kleiner Ersatz für die nicht möglichen Ausflüge an Sehnsuchtsorte. Genauso haben es auch die Nachwuchskader-Athletinnen und -Athleten der Hamburger und Schleswig-Holsteinischen Golfverbände getan, die als „Hanseatic Eagles“ gemeinsam gefördert und von insgesamt sechs Trainern betreut werden. „Auf viele Golfplätze durften sie ja nicht“, sagt Jens Weishaupt (43), der Landestrainer Jungen, „also haben sie die Aufgabe bekommen, sich am Rechner vorzubereiten.“

Seit dem zweiten Lockdown im Herbst 2020 sind die Golfplätze in Schleswig-Holstein geschlossen, wo viele Clubs aus dem Hamburger Golf-Verband ihre Anlage haben. Da geht nichts, auch nicht auf den Trainingsanlagen. In Niedersachsen und auf Hamburger Gelände war der Spielbetrieb unter Einhaltung der Corona-Regeln für maximal zwei Personen gleichzeitig erlaubt. „Die Kader haben keinen eigenen Club“, sagt Weishaupt, „der Trainingsbetrieb ist deshalb schwierig.“

Spielbetrieb beim Golfen unter Einhaltung der Corona-Regeln

Das gilt für die insgesamt 26 Jungen noch mehr als für die 30 Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren, für die Landestrainerin Esther Poburski (50) verantwortlich ist. Die konnten in Falkenstein, Hittfeld und in Altenhof bei Eckernförde mit einer Sondergenehmigung einmal in der Woche trainieren.

Die jungen Männer hatten immerhin auch die Möglichkeit, die Driving Range und den Kurzplatz des in Lemsahl-Mellingstedt gelegenen Golfclubs Treudelberg zu nutzen. Das ergänzende Athletiktraining, das einmal in der Woche auf dem Gelände der Stadtteilschule Am Heidberg durchgeführt wird, ist gestrichen.

Golf-Talente sollten Turnier in Sevilla spielen

Zwischen dem 15. Dezember 2020 und 11. Januar 2021 hat Esther Poburski ihre Sportlerinnen gar nicht gesehen. Seitdem wird improvisiert. „Wir haben für jede einen Plan A“, erzählt die ehemalige Tourspielerin, „und wenn der nicht funktioniert, dann denken wir eben um.“

In Europameisterin Emilie von Finckenstein (15/Falkenstein) und der zweimaligen deutschen Jugendmeisterin Philipa Gollan (15/Travemünde) betreut sie zwei herausragende Toptalente. „Beide sollten nächste Woche ein Turnier in Sevilla spielen, wir haben aber abgesagt“, sagt Poburski, „da lag der Inzidenzwert bei 400.“

Zahlreiche Zoom- oder Teams-Meetings für Jugend

Weishaupt geht es bei der Ausbildung der Jugend auch um das Lösen von „Aufgaben“, die der Platz und die Situation dem Spieler oder der Spielerin stellen. Dazu gehört auch, sich einen Plan für die Saisonhöhepunkte zu erarbeiten, an dem die Form optimal sein soll. Ständig „wertige Turniere“ spielen, das geht eben nicht, wegen Schule, Regeneration.

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„Wenn ein Nachwuchsathlet zu viel spielt, führt das am Ende dazu, dass er nur das macht, was er schon kann“, sagt Weishaupt. Fortschritt und eine persönliche Weiterentwicklung sind dann nicht möglich. All so etwas wird in normalen Zeiten auch auf Wochenendseminaren auf Gut Kaden vermittelt, „in diesem Winter hatten wir dafür zahlreiche Zoom- oder Teams-Meetings“, erzählen die Landestrainer. „Und wir haben sehr viel telefoniert und Nachrichten geschrieben.“

Golfclubs in SH dürfen ab 1. März öffnen

Ab 1. März, Stand jetzt, dürfen die Golfclubs auch in Schleswig-Holstein wieder öffnen. Ein Hoffnungszeichen, dass es bald auch für den Leistungssport-Nachwuchs wieder losgehen kann. Ein erster Höhepunkt soll am 1./2. Mai die erste DM-Vorqualifikation für die Mädchen in GC Holm und die Jungen im GC am Sachsenwald werden. Viel Zeit zur Vorbereitung ist da nicht – aber es gibt ja noch Google Earth.