Hamburg. Der Bundeskaderathlet vom Hamburger JT will bei der Judo-Europameisterschaft in Prag Spaß und eine Medaille.

Sich zu quälen, Tag für Tag, ohne zu wissen, wofür man es tut – Moritz Plafky ist überzeugt davon, dass es dieses Gefühl sein wird, an das sich viele Leistungssportler zurückerinnern werden, wenn sie irgendwann auf die Corona-Zeit zurückschauen. „Auch wenn wir als Bundeskaderathleten recht schnell in einen geregelten Trainingsbetrieb zurückkehren durften, muss ich sagen, dass es auch für mich nicht leicht war, immer wieder neue Motivation zu finden, weil es ja keine Wettkämpfe gab“, sagt der 24-Jährige.

An diesem Dienstag, wenn der in Lohmar (Rhein-Sieg-Kreis) geborene Spitzenkämpfer mit der deutschen Nationalmannschaft zur Judo-EM nach Prag reist, ist die Zeit des Wartens endlich beendet. Tschechiens Hauptstadt ist Gastgeber des ersten internationalen Wettkampfs seit Beginn der Pandemie, an dem deutsche Athleten teilnehmen. Auf den Grand Slam in Budapest (Ungarn) Ende Oktober verzichtete der nationale Verband. „Natürlich ist die EM der klare Saisonhöhepunkt für uns“, sagt Moritz Plafky, der am Donnerstag in der Klasse bis 60 Kilogramm auf die Matte geht, „wir wissen alle nicht, wo wir im internationalen Vergleich gerade stehen. Aber wir wollen endlich wieder kämpfen und Spaß haben.“

Drei Europa- und Weltmeisterschaften hat Moritz Plafky bestritten

Wie viel Spaß es ihm bereitet, sich im Wettkampf zu messen, das spürte der am Bundesstützpunkt in Köln beheimatete Auswahlathlet Anfang Oktober, als er mit dem Hamburger Judo-Team bei der Mannschafts-DM in Senftenberg (Brandenburg) den Titel holte. „Gemeinsam Erfolge zu feiern und die Stimmung zu genießen, das war eine coole Sache“, sagt er. 2018 war Plafky, der als Siebenjähriger von seiner Mutter zum Judo geschickt wurde und dabeiblieb, weil sich schnell Erfolge einstellten, von SUA Witten zum HJT gewechselt. „Auch wenn ich nicht oft in Hamburg bin, fühle ich mich dort sehr wohl“, sagt er. In Prag ist vom deutschen Meister noch Anthony Zingg (27/Klasse bis 73 kg) am Start, bei den Frauen wurde Miriam Butkereit (26/TSV Glinde/bis 70 kg) nominiert.

Je drei Europa- und Weltmeisterschaften hat Moritz Plafky bestritten, eine Medaille konnte er bislang nicht gewinnen. Wie weit es in Prag gehen kann, vermag er nicht einzuschätzen, da internationale Vergleiche zuletzt fehlten. Das EM-Vorbereitungs-Trainingslager in Österreich, an dem neben Kämpfern des Gastgebers auch Athleten aus Ungarn und Kroatien teilnahmen, sei zwar eine gute Standortbestimmung gewesen. „Aber im Wettkampf sieht alles ganz anders aus“, sagt Plafky.

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Und überhaupt ist alles auf das große Ziel ausgerichtet, die auf Juli/August 2021 verschobenen Olympischen Sommerspiele in Tokio. Seine ersten Spiele im Mutterland seines Sports zu erleben, das er schon mindestens zehnmal bereist hat, wäre für Moritz Plafky die Erfüllung seines Lebenstraums. „Japan ist ein Wahnsinnsland, der Stellenwert des Judo dort ist ganz besonders. Ich will unbedingt dabei sein“, sagt er.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat er alles auf seinen Sport ausgerichtet. Dank der finanziellen Unterstützung der Sporthilfe und seines großen Bruders, in dessen Baumpflegefirma Moritz Plafky nach der Karriere einsteigen möchte, kann er sich unter Profibedingungen vorbereiten. Unklar bleibt, wie viele Qualifikationsturniere es in der ersten Jahreshälfte 2021 geben kann. Aktuell belegt Plafky Rang 16 der Olympia-Rangliste, die besten 18 jeder Gewichtsklasse sind dabei. Die EM gilt nicht als Qualifikationsevent. „Trotzdem will ich in Prag das Optimum rausholen“, sagt er. Wettkämpfe machen schließlich am meisten Spaß, wenn man sie auch gewinnt.