Hamburg. Nationale Titelkämpfe wurden wegen der unsicheren Pandemielage abgesagt. Sorge vor Verlust der Wettkampfroutine.

Wahrscheinlich wäre sie sowieso ausgefallen. Erkältungssymptome halten Julia Mrozinski seit einer Woche vom Training ab, auf das Ergebnis eines Corona-Tests wartete die 20-Jährige am Montag noch. Ob sie für die deutschen Meisterschaften im Schwimmen rechtzeitig fit geworden wäre, ist indes seit dem Wochenende Makulatur, denn am Sonnabend wurden die vom 29. Oktober bis 1. November in Berlin geplanten nationalen Titelkämpfe wegen der unsicheren Pandemielage abgesagt.

Ein harter Schlag war das, auch für die Bundeskaderathleten am Hamburger Stützpunkt. „Die Entscheidung des Verbandes kann ich voll und ganz verstehen“, sagt Cheftrainer Veith Sieber, „aber natürlich ist das doof für die Aktiven.“ Schließlich war die DM der einzig verbliebene Wettkampf, der in Mrozinskis Wahrnehmung diese Bezeichnung verdient hätte. Zwar gab es vor drei Wochen einen Stützpunktvergleich in Berlin, weitere solcher Formüberprüfungen sind angedacht, aber noch nicht terminiert. „Eine Dauerlösung ist das jedoch nicht. Um auf Leistungssportniveau weiterzukommen, brauchen wir internationale Vergleiche“, sagt die Freistilspezialistin, die 2021 in Tokio ihre ersten Olympischen Spiele erleben will.

Verlust der Wettkampfroutine

Sorge bereitet ihr und dem Team insbesondere der Verlust der Wettkampfroutine. „Man verliert das Gefühl dafür, was es bedeutet, sich auf Topniveau zu messen. Gerade mental ist diese Phase unglaublich hart und bringt mich an meine Grenzen“, sagt sie. Warum die Schwimmer im Vergleich zu anderen Sportarten, die längst wieder im Wettkampfbetrieb sind, deutlich vorsichtiger wirken, erklärt Julia Mrozinski mit der Ungewissheit um die Auswirkungen einer Covid-19-Erkrankung.

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„Wenn wir durch eine Infektion nur ein Prozent unserer Lungenfunktion einbüßen, wirkt sich das extrem auf das Leistungsvermögen aus“, sagt sie. Dass internationale Wettkämpfe dennoch möglich sind, zeige die aktuell in Budapest laufende International Swimming League, die privat finanziert wird und die Topstars der Szene über mehrere Wochen in einer Blase beherbergt. In ähnlicher Form müsse es das bald für alle geben, sagt Julia Mrozinski. „Sonst werden einige ihre Karrieren nicht weiterführen.“