Hamburg. Für die an Multipler Sklerose erkrankten Sportlerin sind die Titelkämpfe der erste Wettbewerb seit 13 Monaten.

Am Mittwoch ging es los – in aller Herrgottsfrühe. „Ich wollte gerne schon am Nachmittag aufs Wasser“, begründete Sylvia Pille-Steppat den Aufbruch im Morgengrauen Richtung Poznań (Posen). An diesem Freitag um 9 Uhr steht schon ihr Vorlauf bei der Ruder-EM in Polen an, das Finale am Sonntag. Die Para-Athletin ist eine von fünf Hamburgern, die vom Deutschen Ruder-Verband (DRV) für die kontinentalen Titelkämpfe nominiert wurden.

„Ich freue mich sehr darauf, ich habe schließlich seit der WM am 1. September 2019 in Linz an keinem Rennen mehr teilgenommen“, sagt die 52 Jahre alte Architektin. Damals wurde sie Fünfte im WM-Finale, sicherte den Startplatz für die Paralympics in Tokio. Aber die mussten aus bekannten Gründen auf 2021 verschoben werden. „Zwischen der Absage Ende März und Mitte, Ende Mai steckte ich in einem Loch“, erzählt die Ruderin des Wilhelmsburger RC. Erst als sie wieder regelmäßig zum Training aufs Wasser durfte, kam auch die Motivation zurück, nun eben die Vorbereitung für Tokio 2021 anzugehen.

Seit Mai zieht sie ihr Programm voll durch

Weil ihre Trainerin Stefanie Weigt aus privaten Gründen im Juli nach Berlin zog, wird sie jetzt von Charlotte Hebbelmann vom ARV Hanseat trainiert, die auch mit nach Posen kommt. Unterstützung gab es zudem von Markus Last, ­Rudertrainer des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein an der Akademie in Ratzeburg. Die Arbeit hat sich offenbar ausgezahlt. „Ich war beim letzten Leistungstest schneller als vor einem Jahr“, erzählt Pille-Steppat, „wir haben viel an der Technik gearbeitet sowie die Kraft und Dynamik verbessert.“

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Bis vergangenen Sonntag hatte sie sich im Trainingslager in Ratzeburg noch den letzten Feinschliff geholt, schon im August hatte es einen intensiven Lehrgang im Hamburger Landesleistungszentrum Allermöhe gegeben. Seit Mai zieht die an Multiple Sklerose (MS) erkrankte Sportlerin ihr Programm voll durch. Auch wenn in in ihrer Bootsklasse PR1 der Oberkörper festgeschnallt ist und es natürlich keinen Rollsitz gibt, ist eine wichtige Grundtechnik doch bei allen Ruderern gleich: „Es kommt darauf an, dass man so lange wie möglich mit dem vollen Blatt durchs Wasser zieht, das haben wir verbessert“, berichtet Pille-Steppat von ihren Fortschritten, „früher habe ich zu früh abgebrochen.“