Hamburg. Mittelfeldspieler Tino Teschke ist seit 22 Jahren im Verein und erklärt, wie der Rücktritt Moritz Fürstes seine Rolle verändert hat.

Zwei Wochen bleiben ihm noch, dann muss Tino Teschke seine Bachelorarbeit abgegeben haben. Und weil der Bundesliga-Hockeyspieler des Uhlenhorster HC sich gern bis auf den letzten Drücker Zeit lässt, ist noch ein Berg an Arbeit zu erledigen für den 26-Jährigen, der Sport und Geografie auf Lehramt studiert mit dem Ziel, auf dem Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (CvO) sein Referendariat zu absolvieren. An jener Poppenbütteler Schule also, an der seine Mutter Katja Putzer-Teschke Französisch und Sport lehrt, er sein Abitur machte, seit einem Jahr einen Lehrauftrag in Geografie hat und mit seiner Schwester Jana (30), die Nationalspielerin war und am CvO Englisch und Sport unterrichtet, einen Schwerpunktkurs in seinem Lieblingssport leitet.

Zu beklagen, dass in die stressige Uniphase nun an diesem Wochenende zwei Stadtderbys mit Entscheidungscharakter fallen, fiele Tino Teschke dennoch nicht ein. Einerseits, weil er Druck braucht, um seine Bestleistung abzurufen. Andererseits, weil er gerade großen Spaß an der Entwicklung des Vereins hat, dem er seit seinem vierten Lebensjahr angehört. Der UHC ist in der Feldbundesliga aktuell das beste von fünf Hamburger Herrenteams und kann mit Siegen über den Harvestehuder THC (Sa., 15 Uhr) und den Großflottbeker THGC (So., 13 Uhr, jeweils Wesselblek) seinen Platz für das im Frühjahr 2021 anstehende DM-Viertelfinale fixieren.

Tino Teschke ist der dienstälteste UHC-Herrenspieler

Eine Entwicklung ist das, die Cheftrainer Benedikt Schmidt-Busse (43) zwar erhoffen, aber keinesfalls fest einplanen konnte, als er im Sommer 2018 den Umbruch einläuten musste. Das Karriereende von UHC-Vereinsidol Moritz Fürste (35) war eine Zäsur, weil es die Statik des Teams komplett veränderte. Zwei Jahre später zieht Mittelfeldspieler Teschke ein positives Fazit. „Ich war auch einer derjenigen, die sich hinter Mo versteckt haben. Wenn du das Alphatier der Alphatiere neben dir hast, lässt du Dinge eben auch mal laufen“, sagt er. „Heute kann ich sagen, dass ich von seinem Rücktritt auch profitiert habe, weil ich gezwungen war, eine wichtigere Rolle zu übernehmen.“

Tino Teschke, der sich zu seiner Verbundenheit zu den Fußballern des HSV mit einem Schweißband bekennt, das er in jedem Spiel am Handgelenk trägt, ist der dienstälteste UHC-Herrenspieler. Seit neun Jahren zählt er zum Bundesligakader. Allein schon deshalb sei es für ihn selbstverständlich, Führungsaufgaben zu übernehmen, was sich seit Wiederbeginn des Spielbetriebs Anfang September auch darin widerspiegelt, dass er zum Mannschaftsrat zählt. Als Vertreter der älteren Generation (über 23) wohlgemerkt, die Hälfte des Teams ist jünger als 23 Jahre alt.

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In der Mischung aus erfahrenen Leitwölfen wie Abwehrchef Jan-Philipp Rabente (33) und Toptalenten wie Michel Struthoff (17) sieht der Hallenspezialist die Stärke des UHC in der Nach-Fürste-Ära. „Dadurch dass wir die Verantwortung, die Mo oft allein getragen hat, auf viele Schultern verteilt haben, sind wir schwerer ausrechenbar“, sagt er. Die Schwankungsbreite in den Leistungen sei zwar bisweilen noch zu extrem, wie am vorvergangenen Wochenende, als man am Tag nach einem desaströsen 0:4 in Krefeld beim deutschen Meister und Tabellenführer Mülheim 3:1 siegte. „Aber das macht es den Gegnern schwer, sich auf uns einzustellen.“

Das große Ziel, endlich den ersten Feldmeistertitel zu holen, hat auch die neue UHC-Generation verinnerlicht. „Dafür betreiben wir den ganzen Aufwand“, sagt Tino Teschke, „aber wir müssen Schritt für Schritt gehen und erst einmal das Final Four erreichen.“ Zwei Siege am Derbywochenende wären wichtige Schritte auf diesem Weg.