Hamburg. Griechischer Publikumsliebling hält sich am Rothenbaum schadlos. In Paris ist ein Deutscher derweil aus dem Häuschen.
Tennis-Profi Stefanos Tsitsipas hat das Halbfinale bei den Hamburg European Open erreicht. Der 22-jährige Weltranglisten-Sechste gewann am Freitag am Rothenbaum gegen Dusan Lajovic mit 7:6 (7:5), 6:2. In der Vorschlussrunde muss der an Nummer zwei gesetzte Grieche am Sonnabend entweder gegen Alexander Bublik aus Kasachstan oder gegen Christian Garin aus Chile antreten.
Publikumsliebling Tsitsipas, der die Zuschauer nach dem Sieg mit einem standesgemäßen "Moin Moin"grüßte, tat sich gegen den 30-jährigen Lajovic schwer. Der Serbe hielt im ersten Satz sehr gut mit dem variablen Spiel von der Grundlinie mit. Tsitsipas sicherte sich den ausgeglichenen Durchgang erst im Tiebreak. Im zweiten Abschnitt hatte der Favorit keine Probleme mehr gegen seinen Gegner, der 2014 in Hamburg schon einmal im Viertelfinale gestanden hatte. Nach 1:36 Stunden verwandelte er den Matchball.
Vorjahres-Finalist Rubljow weiter dabei
Zuvor hatte der Russe Andrej Rubljow (Nr. 5) als erster Spieler die Runde der letzten Vier erreicht. Der 22 Jahre alte Vorjahres-Finalist setzte sich gegen den Spanier Roberto Bautista Agut (Nr. 4) durch. Rubljow trifft im Kampf um den erneuten Endspiel-Einzug auf Ugo Humbert aus Frankreich oder Casper Ruud aus Norwegen.
Lesen Sie auch:
Als letzte deutsche Einzel-Spieler waren bei dem mit rund 1,2 Millionen Euro dotierten Sandplatz-Event Yannick Hanfmann (Karlsruhe) und Dominik Koepfer (Furtwangen) im Achtelfinale gescheitert. Dabei war Koepfer im Achtelfinale an Bautista Agut gescheitert.
Bilder vom Rothenbaum-Turnier:
Zum Niederknien: die Hamburg European Open am Rothenbaum
Publikumsliebling: Tsitsipas erklärt sich
Nach seinem Sieg am Vortag war Tsitsipas gefragt worden, wie er sich die Zuneigung der Fans erkläre, obwohl er in diesem Jahr erstmals an der Hallerstraße aufschlägt. "Ich höre oft, dass ich extravagant spiele", antwortete er, indem er das extravagante Wort "flamboyant" benutzte, "außerdem glaube ich, dass die Leute anerkennen, dass ich immer kämpfe und niemals aufgebe."
Die ausgezeichnete einhändige Rückhand so aussehen zu lassen, als habe Roger Federer höchstpersönlich ihm seine Arme vererbt, gelingt Tsitsipas wie keinem anderen, was seinem Spiel die angesprochene Extravaganz verleiht. Zwar gleitet der 1,93-Meter-Mann nicht ganz so elegant über den Court wie der Schweizer Maestro, die Geschmeidigkeit der Bewegungen erinnert aber ebenso an den Grand-Slam-Rekordsieger (20 Titel) wie die Eloquenz vor Publikum und Presse.
Als Jugendlicher war Stefanos Tsitsipas von seinem Vater Apostolos, der ihn auch trainiert, vorm Ertrinken gerettet worden. Diese Nahtoderfahrung habe seine Sicht auf die Welt komplett verändert, erklärte er vor zwei Jahren der Zeitung "El Periódico". Seine Selbstverliebtheit, die in eine Social-Media-Sucht mündete, hat der Hobbyfotograf mittlerweile auch besser im Griff. Er habe sich, sagte er, in den vergangenen Monaten auf sein Tennis konzentrieren können und "hart daran gearbeitet, mich zu verbessern". Im besten Fall hat er noch zwei Matches, um den Hamburger Fans seine Weiterentwicklung vorzuführen.
French Open: Qualifikant Altmaier "so glücklich"
Unterdessen bekommt es Daniel Altmaier (22/Kempen) nach seiner erstmaligen Qualifikation für die French Open zum Auftakt mit dem Spanier Feliciano Lopez zu tun. Dies geht aus dem aktualisierten Spielplan des Grand-Slam-Turniers vom Freitag hervor. Altmaier hatte als einziger deutscher Profi den Weg durch die Quali geschafft, es gehen nun bei den Männern fünf deutsche Spieler an den Start.
"Ich bin so glücklich, das ist der erste Grand Slam meiner Karriere", sagte Altmaier bei Sky: "In der Vergangenheit hatte ich einige schwere Zeiten, insbesondere mit Verletzungen. Aber ich habe Spaß daran gehabt, mich zurückzukämpfen."
Sollte Altmaier die erste Runde überstehen, könnte es zum deutschen Duell mit Jan-Lennard Struff kommen. Der Warsteiner Struff trifft zum Auftakt auf den US-Amerikaner Frances Tiafoe.
dpa/sid/bj