Hamburg. Nach langer Wettkampfpause treffen die deutschen Hockeyteams in der Pro League in Düsseldorf je zweimal auf Belgien.

Festtage wären das unter normalen Umständen an diesem Dienstag und Mittwoch in Düsseldorf. Belgien ist zu Gast, der amtierende Welt- und Europameister. Besser geht es nicht im internationalen Herrenhockey, einen attraktiveren Gegner könnte sich die Auswahl von Bundestrainer Kais al Saadi (43) für den Restart in der Hockey Pro League (HPL) nicht wünschen. Doch Covid-19, dieser Spielverderber, sorgt dafür, dass anstelle von überschäumender Vorfreude die Ungewissheit Regie führt. „Wir wissen nicht, was wir erwarten können“, sagt al Saadi, der im November 2019 das Amt von Stefan Kermas und dessen Interimsnachfolger Markus Weise übernommen hatte.

Seine Aussage bezieht sich indes rein auf den sportlichen Bereich. Welches Umfeld sie erwartet, darauf konnten sich die besten Hockeyspieler der Nation, darunter aus Hamburg Victor Aly (Großflottbeker THGC), Mark Appel (Club an der Alster), Tobias Hauke (Harvestehuder THC), Constantin Staib (Hamburger Polo Club) und Florian Fuchs (Bloemendaal/Niederlande), einstellen, seit sie sich am vergangenen Mittwoch zum ersten gemeinsamen Lehrgang seit Ausbruch der Corona-Krise in Düsseldorf trafen. „Wir sind nicht in einer Blase wie die Fußballer oder Basketballer. Wir können es uns nicht leisten, uns in einem Hotel abzuschotten“, sagt der Hamburger Chefcoach, „aber auch bei uns ist alles auf Risiko- und Kontaktminimierung angelegt.“

Alle Nationalspieler mussten einen Corona-Test machen

Zwei Tage vor der Anreise mussten alle Nationalspieler einen Corona-Test machen. Nur wer ein negatives Ergebnis vorweisen konnte, durfte anreisen – im Privatwagen. 24 Stunden vor dem ersten Duell wurden erneut alle getestet. Im Hotel werden Aufzüge nie mit anderen Gästen gemeinsam genutzt, gegessen wird separat. Zuschauer sind zu den Partien der Herren (jeweils 18 Uhr) und der Damen, die jeweils um 15.30 Uhr (alle live bei Dazn) ebenfalls auf Belgien treffen, nicht zugelassen. „Wir tun alles, um uns und andere zu schützen“, sagt al Saadi, der besonders die für das Hygienekonzept verantwortlichen Philip Ibe (Teamarzt) und Eric Langner (Teammanager) lobt. „Die machen einen unfassbaren Job: unaufgeregt, sachlich, menschlich und fachlich top.“

Anders als beim deutschen Damenteam, das sich während der Phase des Lockdown mehrmals pro Woche zu Online-Trainingseinheiten per Zoom verabredete, verzichtete al Saadi auf Teambuilding übers Internet. „Ich habe die Gruppe per Mail oder WhatsApp über alles informiert und ansonsten den persönlichen Kontakt über Telefon vorgezogen“, sagt er. Als Gruppentraining wieder möglich war, übten die Auswahlspieler dezentral an ihren Stützpunkten, an denen auch zwei Leistungsdiagnostiken durchgeführt wurden. „Athletisch sind die Jungs auf sehr gutem Niveau“, sagt der Bundestrainer, „da haben alle diszipliniert gearbeitet.“

Wettkampfpause hat sich extrem auf das Spielniveau ausgewirkt

Allerdings, und das hätten die ersten gemeinsamen Tage in Düsseldorf gezeigt, habe sich die siebenmonatige Wettkampfpause seit den HPL-Auftaktsiegen in Spanien Ende Januar (4:3 im Penaltyschießen und 5:1) extrem auf das Spielniveau ausgewirkt. „Dynamik und Engagement sind da, aber Technik, Zusammenspiel, Spielverständnis sind momentan ganz dünn, was allerdings nicht überraschend ist. Wir werden das mit Teamgeist und Kampf kompensieren müssen“, sagt al Saadi. Weil die Belgier, die auf Zentralisierung setzen und deshalb über Monate nicht wie gewohnt gemeinsam trainieren konnten, ähnliche Sorgen plagen, erwartet der Bundestrainer dennoch interessante Duelle.

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Ergebnisse stünden nicht im Fokus. „Entweder kriegen wir deutlich unsere Grenzen aufgezeigt, dann füllen wir unsere To-do-Liste. Oder wir halten gut mit, gewinnen vielleicht sogar. Dann füllen wir unser Selbstvertrauen-Konto. Mit beidem kann ich sehr gut arbeiten“, sagt al Saadi und ergänzt: „Mir ist wichtig, dass die Jungs Spaß haben und angstfrei in die Spiele gehen. Über Monate haben wir nicht geglaubt, dass es noch in diesem Jahr wieder losgehen würde. Deshalb ist es wie eine Befreiung, die wir genießen sollten, auch wenn die Rahmenbedingungen besondere sind.“ Es werden nicht die Feiertage, die diese Ansetzung unter normalen Umständen verspricht. Aber es ist immerhin wieder internationales Spitzenhockey.