New York City. Hamburgs Topspieler ist zum ersten Mal im Halbfinale des Grand-Slam-Turniers – eine dreistündige Energieleistung.

Der Urschrei nach dem Matchball war vermutlich bis nach Manhattan zu hören: Nach einem Stotterstart, vielen Fehlern und einer kämpferischen Glanzleistung hat Alexander Zverev zum ersten Mal in seiner Karriere das Halbfinale der US Open erreicht.

Deutschlands Topspieler, an Nummer fünf gesetzt, rang den Kroaten Borna Coric nach einer mehr als dreistündigen Energieleistung mit 1:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:1), 6:3 nieder und trifft nun auf den Spanier Pablo Carreno Busta, der den Kanadier Denis Shapovalov in einem hart umkämpften Fünfsatz-Match mit 3:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:4), 0:6, 6:3 bezwang.

Schon einen Schritt weiter als Zverev ist Laura Siegemund (Metzingen). Die 32-Jährige erreichte zusammen mit der Russin Wera Swonarewa als erste Deutsche seit Claudia Kohde-Kilsch 1985 bei den US Open das Finale im Damendoppel. Das Duo schlug die ungesetzten Russinnen Anna Blinkowa und Weronika Kudermetowa (Russland) 5:7, 6:3, 7:5.

Boris Becker monierte Zverevs Spielweise

Zverev startete überraschend verhalten und viel zu passiv ins vierte Grand-Slam-Viertelfinale seiner Karriere. Coric, Nummer 27 der Setzliste, spielte genau das Tennis, das Zverev nicht mag: Er zwang seinen Gegner in lange Ballwechsel und nahm immer wieder clever das Tempo aus dem Spiel.

Zverev reagierte wie von Coric erhofft. Der 23-Jährige machte Fehler über Fehler, zudem wirkte er seltsam emotionslos und ließ sich weit hinter die Grundlinie zurückfallen. „Je länger der Ballwechsel, umso schlechter für Sascha“, stellte Eurosport-Experte Boris Becker fest und monierte Zverevs „viel zu passive Spielweise“.

Zverev-Streit mit Schiedsrichterin

Und noch eins passte nicht in Zverevs Spiel: Der Aufschlag, vor allem der erste, in den letzten Spielen ein sicherer Erfolgsgarant, ließ den Hamburger weitgehend im Stich. Mit drei Doppelfehlern im vierten Spiel des ersten Satzes kassierte Zverev das erste Break zum 1:3, nach 24 Minuten war der erste Satz mit 6:1 bei Coric.

Im fünften Spiel des zweiten Durchgangs zeigte Zverev erstmals Emotionen. Er legte sich mit Stuhlschiedsrichterin Eva Asderaki an, weil diese ihm angeblich einen korrekten Punktgewinn nicht zugesprochen hatte.

Zverev kämpfte sich zurück ins Match

Wenig später regte sich Zverev darüber auf, dass Coric in einem Satz zweimal den Platz verließ, um seine durchgeschwitzten Sachen zu wechseln. „Das kannst du doch hier machen“, rief er Coric zu. Dessen Antwort: „Ich musste auch die Hose wechseln.“ Becker gab Zverev recht: „Ich würde durchdrehen.“

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Trotz aller Widernisse schaffte Zverev den Satzausgleich. Nach 1:40 Stunden machte er den Punkt zum 7:5 im Tiebreak. „Das war so wichtig“, sagte Becker, blieb aber bei seiner Kritik: „Er spielt immer noch zu passiv, vor allem auf den zweiten Aufschlag von Coric muss er mehr draufgehen.“

Dritter Satz dauerte eine Stunde

Eine Stunde dauerte der dritte Satz, es ging erneut in den Tiebreak, aber dieses Mal machte es Zverev mit dem 7:1 zur 2:1-Satzführung deutlich weniger spannend. Im dritten Durchgang sah sich Zverev wieder mehr in der Defensive, im fünften Spiel musste er zwei Breakbälle abwehren, holte sich dann aber seinerseits das entscheidende Break zum 5:3.

Im Dameneinzel steht Kerber-Bezwingerin Jennifer Brady (USA) als erste Halbfinalistin fest. Die 25-Jährige gewann gegen Julia Putinzewa (Kasachstan) mit 6:3, 6:2 und trifft nun auf die an Nummer vier gesetzte Naomi Osaka (Japan), US-Open-Siegerin von 2018, oder Shelby Rogers (USA).