Timmendorfer Strand. Beachvolleyballer des Eimsbütteler TV werden nach 2018 wieder deutscher Meister. Kozuch/Ludwig enttäuschen allerdings.

Vater Bernhard Thole reckte auf der Tribüne freudestrahlend beide Arme in die Höhe, klatschte wie die anderen 219 Zuschauer auf den drei Tribünen anerkennend Beifall, während auf dem Feld Sohn Julius Partner Clemens Wickler innig umarmte. Thole (23)/Wickler (25) gewannen in Timmendorf zum zweiten Mal nach 2018 die deutschen Beachvolleyballmeisterschaften – und 10.000 Euro Preisgeld. Es war der zweite Turniersieg in der jungen Karriere der Vizeweltmeister des Eimsbütteler Turnverbandes.

Im Endspiel besiegten sie HSV-Nationalspieler Nils Ehlers (26) mit dessen Ersatzpartner Eric Stadie (24/Berlin) in 43 Minuten mit 2:0 (21:12, 21:18) Sätzen. Ehlers’ Stammpartner Lars Flüggen (30) war in der vergangenen Woche erfolgreich am Knie operiert worden. Das Finale entschieden die Aktionen am Netz. Thole (2,06 m) blockte sieben Bälle, Ehlers (2,10 m) vier.

Am Dienstag geht es nach Utrecht

„Das war bisher emotional eine sehr schwierige Saison für uns. Da haben wir uns jetzt ein, zwei Bierchen verdient“, meinte Thole. Wickler empfand es als „extrem cool, in dieser schwierigen Zeit den Titel zu gewinnen“, der sei „richtig viel wert für uns“. Nachdem Olympia Ende März abgesagt wurde, „haben wir uns ein bisschen an der deutschen Meisterschaft festgeklammert. Das war ein Motivationsschub im Training.“

Am Dienstag fliegen Thole/Wickler ins niederländische Utrecht, wo in einem Einladungswettbewerb der „King of the Court“ ausgespielt wird. Dort treffen die beiden Hamburger erstmals wieder auf die russischen Weltmeister Wjatscheslaw Krassilnikow/Oleg Stojanowski und die norwegischen Weltranglistenersten Anders Mol/Christian Sørum.

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Nach mehreren Corona-Tests geht es anschließend zu den Europameisterschaften ins lettische Jürmala (15. bis 20. September). Jeweils vier deutsche Teams treten dort bei Frauen und Männern an. Ehlers, mit 100 km/h schnellster Aufschläger im Finale, muss sich dafür an einen weiteren neuen Partner gewöhnen, an den hochtalentierten bayerischen U-18-Europameister Simon Pfretzschner (18).

"Wir sind gut ins Spiel gekommen, dann habe ich aber zu viele Fehler gemacht. Das nervt tierisch", Laura Ludwig (34), Beachvolleyball-Olympiasiegerin  © dpa | Frank Molter

Im Frauenfinale blieb am Sonnabend der erwartete Hamburger Erfolg aus. Das an eins gesetzte HSV-Duo Margareta Kozuch/Laura Ludwig unterlag Sandra Ittlinger (26/München)/Chantal Laboureur (30/Friedrichshafen), der deutschen Nummer vier, nach 58 Minuten mit 1:2 (21:19, 16:21, 9:15) Sätzen. Ausgerechnet Olympiasiegerin und Weltmeisterin Ludwig baggerte im Finale wie im knapp gewonnenen Halbfinale gegen Kim Behrens/Cinja Tillmann (Münster), 15:13 im dritten Satz, ihrer gewohnten Form hinterher, schlug zahlreiche Angriffsbälle ins Aus, einige knapp, andere weit neben die Begrenzungslinien.

Ludwig war der Frust anzusehen

„Ich ärgere mich über mich selbst am meisten. Wir sind gut ins Spiel gekommen, dann habe ich aber viel zu viele Fehler gemacht, wurde immer unsicherer. Das nervt mich tierisch. Ich muss mich fast schämen, weil ich keine Lösungen gegen die taktischen Aufschläge von Sandra und Chantal gefunden habe, die kurz hinter dem Netz runterfielen“, sagte sie. Der Frust war ihr mit zunehmender Spieldauer anzusehen. Ludwig schien der Spaß abhandengekommen zu sein, sie strahlte keine positive Energie aus, sonst eine ihrer großen Stärken – und klagte später, dass es ihr emotional immer schwerer falle, ohne oder vor wenigen Zuschauern spielen zu müssen.

Hinterher aber tat ihr vor allem ihre Mitspielerin leid, die bisher noch keinen deutschen Titel im Sand gewinnen konnte. Bereits 2019 waren die beiden in Timmendorf Vizemeisterinnen geworden. „Ich hätte ihr das so sehr gegönnt. Jetzt machen wir das nächstes Jahr, das muss das Ziel sein“, sagte Ludwig (34). Ihre letzte von bislang sieben deutschen Meisterschaften feierte sie 2016 nach dem Olympiasieg in Rio mit ihrer damaligen Partnerin Kira Walkenhorst (29). Kleiner Trost für Kozuch (33): Für das schnellste Service (68 km/h) im von taktischen Aufschlägen geprägten Finale erhielt sie 1000 Euro Prämie.

Ziel bleiben die Olympischen Spiele

Das Umfeld des Hamburger Nationalteams spielte die Bedeutung der ärgerlichen Niederlage schnell herunter. „Unser Ziel bleiben die Olympischen Spiele 2021 in Tokio, unsere ganze Arbeit ist daraufhin ausgerichtet. Timmendorf war eine Zwischenstation“, sagte Frauen-Bundestrainerin Helke Claasen. Und Manager Andreas Scheuerpflug regis­trierte, „dass ,Maggie‘ im Turnier eine konstant gute Leistung gezeigt und sich weiterentwickelt hat. Das zählt jetzt. Um Laura mache ich mir keine Sorgen.“

Wie Thole/Wickler treten Kozuch/Ludwig diese Woche in Utrecht an, fliegen von dort zur EM. Ob das zweite HSV-Nationalteam Victoria Bieneck/Isabell Schneider ebenfalls in Lettland aufschlagen kann, bleibt abzuwarten. Wegen erneuter Rückenprobleme Bienecks musste das Duo das Spiel um Platz drei gegen Behrens/Tillmann absagen. Schon beim 0:2 im Halbfinale gegen Ittlinger /Laboureur quälte sich Bieneck mit Schmerzen über den Sandplatz.

Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) zog nach vier Tagen Timmendorf ein positives Fazit der Meisterschaften. „Wir sind dankbar, dass sie überhaupt stattfinden konnten“, sagte Präsident René Hecht. Der neue Verbandsvermarkter David Klemperer freute sich über die „für Randsportarten“ guten Einschaltquoten im Streamingdienst Sportdeutschland.tv und bei Sport 1 – „und dass sich vor Ort fast alle Zuschauer diszipliniert verhalten und sich an die Corona-Regeln gehalten haben. Das war auch für unsere Sponsoren sehr wichtig.“