Hamburg. Für das Duo, das 2016 Gold bei den Olympischen Spielen in Rio geholt hatte, war es das erste Aufeinandertreffen als Gegnerinnen.

Erst einmal musste Kira Walkenhorst das Pflaster auf ihrem Oberschenkel erklären. „Es war ein Haushaltsunfall“, erzählte die Olympiasiegerin, nachdem sie sich mit einer großen Überraschung im Top-Kreis der deutschen Beachvolleyballerinnen zurückgemeldet hatte. „Ein Glas ist kaputt gegangen, Scherben, dann wollte ich die Kinder weghalten und habe mich geschnitten.“

Doch anders als noch vor eineinhalb Jahren, als Schmerzen und gesundheitliche Probleme ihre Karriere gestoppt hatten, konnte Walkenhorst am Freitag in Hamburg über die kleine Verletzung lächeln. „Es hat nichts mit Sport zu tun“, sagte sie. Die Gefahren lauern mit ihren Drillingen, die sie gemeinsam mit ihrer Lebenspartnerin groß zieht, jetzt woanders. „Es ist eine große Doppelbelastung. Aber ich genieße gerade jede Trainingseinheit“, berichtete Walkenhorst.

Erster Comeback-Versuch platzte wegen Corona

Sportlich wird das Comeback der einstigen weltbesten Blockspielerin immer mehr zu einer mega-coolen Beach-Story. Auch mit Hilfe von alternativer Medizin gelang der 29-jährige Walkenhorst die Rückkehr in den Leistungssport. Der erste Comeback-Versuch platzte, da in der Corona-Krise in ihrer Wahlheimat Hamburg die Kita schließen musste und an regelmäßiges Training nicht mehr zu denken war.

Schließlich suchte sie sich ihre neue Partnerin über eine Anzeige in den sozialen Netzwerken - und bekam von den Bundesnachwuchstrainern das 19 Jahre junge Talent Anna-Lena Grüne aus Stuttgart empfohlen. Beim ersten gemeinsamen Start qualifizierte sich das Duo sofort für die deutschen Meisterschaften.

Und jetzt im ersten Spiel im Top-Turnier in Hamburg bezwang Walkenhorst völlig unerwartet ihre einstige Gold-Partnerin Laura Ludwig, mit der sie Olympia-Gold, den WM-Titel, den Welttour-Sieg, zwei EM-Erfolge und drei nationale Meistertitel errungen hatte.

Walkenhorst von eigener Leistung überrascht

„Wir sind ohne Erwartungen reingegangen. Wir hatten erst drei Spiele zusammen absolviert. Dass wir dann direkt so aufschlagen, war definitiv eine Überraschung“, sagte Walkenhorst und lachte. Beim 2:1 (21:18, 21:23, 18:16) gegen das Nationalteam Ludwig und Margareta Kozuch zeigten Walkenhost/Grüne schon viel Konstanz.

„Ich bin nicht überrascht“, bemerkte Ex-Partner Ludwig über den starken Auftritt von Walkenhorst: „Kira ist Kira, die weiß, wie man spielt.“ Dabei hatte die gebürtige Essenerin ihre Karriere nach zahlreichen Operationen schon für beendet erklärt. Nicht mal eines ihrer drei Babys konnte sie schmerzfrei tragen, berichtete sie einmal. Das ist vorbei. „Tatsächlich habe ich auch heute komplett schmerzfrei gespielt“, betonte Walkenhorst im August 2020.

Von der Athletik und Kraft her aber sei sie „noch weit weg davon, wo ich mal war“, sagte Walkenhorst. „Auch in Timmendorf werden ich die 100 Prozent nicht erreichen können“, blickte sie bereits auf das nationale Championat vom 4. bis 6. September.