Hamburg. Hamburger Tennis-Ass Tamara Korpatsch schlägt nächste Woche im Halbfinale der nationalen Turnierserie auf.

Eine unverhofft gute Nachricht hielt der Freitagnachmittag für Tamara Korpatsch bereit. Die Organisatoren des abgesagten Grand-Slam-Turniers in Wimbledon, das an diesem Wochenende seine Finals erlebt hätte, gaben bekannt, dass sie an alle 128 Tennisprofis, die im Damen- und Herren-Hauptfeld gestanden hätten, jeweils 25.000 Pfund (knapp 28.000 Euro) Preisgeld ausschütten werden.

Und das ohne Gegenleistung, um vor allem diejenigen Spielerinnen und Spieler zu unterstützen, die in der Corona-Pandemie kaum Einnahmen verzeichnen. Für alle 224 Profis, die in der Qualifikation gestartet wären, soll es immerhin noch 12.500 Pfund pro Person geben.

Weltrangliste: Korpatsch auf Position 111

Tamara Korpatsch, vor 25 Jahren in Hamburg geboren, steht in der Weltrangliste aktuell an Position 111. Ob sie es in London ins Hauptfeld geschafft hätte, ist nicht ganz klar; den Geldsegen von mindestens 14.000 Euro nimmt sie aber selbstverständlich gern mit. Die Corona-Krise hat auch sie hart getroffen. Monatelang keine Turniere spielen zu können, das ist für eine Spielerin ihrer Klasse existenzbedrohend. Sogar die Einsätze für das Zweitligateam des Clubs an der Alster wurden gestrichen.

„Am schlimmsten war die Ungewissheit. In der Phase, in der wir nicht trainieren durften, habe ich mir schon Gedanken gemacht“, sagt sie. Nach dem Realschulabschluss hatte die Rechtshänderin auf die Karte Leistungssport gesetzt, einen Plan B in Form einer Berufsausbildung hat sie nicht. „Deshalb habe ich auch versucht, das Beste aus der Situation zu machen und positiv zu bleiben“, sagt sie. Rund 7000 Euro Unterstützung aus der Corona-Soforthilfe der Hamburgischen Investitions- und Förderbank, die sie als Solo-Selbstständige beantragt hatte, halfen über das Gröbste hinweg.

In dieser Saison zählt sie nicht zum DTB-Perspektivteam

Weil Not erfinderisch macht, schlug sie sich mit ihrem Vater Thomas, der sie trainiert, seit sie fünf Jahre alt ist, auf dem Parkplatz von Möbel Höffner in Eidelstedt Bälle über eine Hecke zu, wenn das Geschäft geschlossen und der Parkplatz leer war. „Die Hecke hatte ungefähr Netzhöhe, das war also ganz okay“, sagt sie. Mehr als eine Ausnahme sollte dieser Zustand allerdings niemals sein, findet sie. „Es war sehr wichtig, dass die Lockerungen wieder zugelassen haben, dass wir zurück auf den Tennisplatz und ins Fitnessstudio konnten.“

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Mit 25 zählt Tamara Korpatsch nicht mehr zu den hoffnungsvollen Talenten, dem Perspektivteam des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) gehört sie in dieser Saison nicht an. Sich mit guten Leistungen für eine Rückkehr und sogar für Einsätze im Fedcupteam aufzudrängen, hat sie sich für die kommenden Monate vorgenommen. „Die Top 100 sind mein nächstes Ziel“, sagt sie. Verbesserungspotenzial habe sie in allen Bereichen, vor allem aber beim Aufschlag. „Ich muss daran arbeiten, dass er eine Waffe wird.“

Korpatsch: "Ich werde alles geben"

Weitere Schritte auf dem Weg unter die besten 100 der Welt kann Tamara Korpatsch in der kommenden Woche gehen. In Darmstadt tritt sie von Mittwoch bis Sonnabend zum Halbfinale der nationalen Turnierserie des DTB an. Die beiden Vierergruppen werden am Sonntag um 11 Uhr ausgelost, die jeweils Gruppenersten und -Zweiten erreichen die Endrunde.

In den bisherigen acht Matches der Vor- und Zwischenrunde blieb die 1,70 Meter große Athletin unbesiegt. „Natürlich werde ich alles geben, um diese Bilanz auszubauen. Aber die Gegnerinnen werden von Runde zu Runde härter“, sagt sie. Wie es in den kommenden Monaten weitergeht für sie, hat Tamara Korpatsch noch nicht geplant. Würde in Corona-Zeiten auch wenig nutzen. Und der Freitag hat wieder gezeigt, dass immer Unerwartetes passieren kann.