Hamburg. Hamburger Tennisspielerin versucht seit anderthalb Jahren, wieder auf die Beine zu kommen. Nun musste sie Stuttgart absagen.

Neuer Rückschlag für Carina Witthöft: Die 25 Jahre alte Hamburgerin sagte am Montag ihren geplanten Comebackversuch wegen Verletzung wieder ab. Vom heutigen Dienstag an wollte sie in Stuttgart bei der neuen Turnierserie des Deutschen Tennis Bundes aufschlagen.

Es sollte ein Neuanfang werden, ohne Stress, ohne Zuschauer, ohne den Kampf um Weltranglistenpunkte. Ihr bislang letztes Match auf der Profitour hatte sie im Januar 2019 in der ersten Qualifikationsrunde der Australian Open beschritten. Damals musste sie wegen Rückenproblemen aufgeben.

Witthöft beschreibt ihren großen Druck

All den Erwartungen im Einzelsport Tennis fühlte sich Witthöft vor anderthalb Jahren nicht mehr gewachsen. Schlaflose Nächte waren eine der ersten Folgen. Verletzungen kamen hinzu, auch andere private Interessen, sie entschied sich zu einer Pause auf unbestimmte Zeit. "Ich hatte oft ein flaues Gefühl im Magen. Die körperliche Anspannung und die mentale Belastung waren so groß, dass ich nie Appetit hatte und nichts essen konnte", verriet Witthöft kürzlich der "Sport Bild".

Der Druck sei "ins Unermessliche" gestiegen. "Vor Matches habe ich ganze Nächte lang nicht geschlafen", erzählte sie. Bei langen Wartezeiten auf ihre Spiele sei sie dann einfach eingenickt, weil sie körperlich am Ende war. "Ich habe mir alles sehr zu Herzen genommen, war überfordert mit der gesamten Situation. Die ganzen Verletzungen haben es nicht besser gemacht“, begründete sie einst ihren Entschluss.

Drei Hamburgerinnen in Stuttgart dabei

In dieser Woche hätte sie nun erstmals Matches spielen dürfen, die für keine Rangliste zählen. Der DTB will in der Corona-Pause seinen Spielerinnen und Spielern zumindest Matchpraxis ermöglichen. Nach den Herren in der Vorwoche starten jetzt die Damen in Stuttgart, Darmstadt und Versmold. Mit der Weltranglisten-111. Tamara Korpatsch (25), Eva Lys (18) und ihrer Schwester Lisa Matviyenko (22), alle Club an der Alster, sind drei Hamburgerinnen dabei. Witthöft wäre die vierte gewesen.

Die einstige Nummer 48 der Damenwelt (8. Januar 2018) galt lange Zeit als nächste deutsche Top-Ten-Kandidaten. Barbara Rittner, die Damen-Chefin des DTB, hatte Witthöft daher in den vergangenen Jahren mangelndes Durchhaltevermögen vorgeworfen, sie würde ihr Talent verschleudern, weil sie nicht hartnäckig genug ihre Ziele verfolge. "Sie hatte einst alles, was es benötigt, um unter die ersten zehn zu kommen, sie war auf einem sehr guten Weg", sagte Rittner vor Kurzem: "Aber ich war wohl doch zu weit weg, um zu spüren, dass der Druck sie kaputtgemacht oder gehemmt hat, oder dass sie einfach nicht bereit war, diesen Druck auszuhalten."

Ob und wann Carina Witthöft auf den Tenniscourt zurückkehrt, ist offener denn je. Schon im Februar war ihr erster Comebackversuch kurzfristig an Rückenproblemen gescheitert.