Mainz. Der FC Augsburg hat drei eminent wichtige Punkte aus Mainz entführt und damit die Abstiegssorgen der Gastgeber verschärft.

Augsburgs Torhüter Andreas Luthe fiel beim Schlusspfiff dem verdutzten Schiedsrichter Marco Fritz um den Hals, auf der Gegenseite sanken die Mainz-Profis völlig enttäuscht auf den Rasen: Mit einem hart erkämpften 1:0 (1:0) im Kellerduell hat sich der FCA am Sonntag nahezu aller Abstiegssorgen entledigt, die 05er hingegen müssen nach der bitteren Pleite mehr denn je um den Klassenerhalt zittern. Am Abend trennten sich Schalke und Leverkusen mit 1:1.

„Letzte Woche war ich noch der Depp, diese Woche bin ich der Held“, sagte Augsburgs Matchwinner Florian Niederlechner, der nach 43 Sekunden das Tor des Tages erzielte. Der Stürmer hatte eine Woche zuvor beim 1:1 gegen den 1. FC Köln noch einen Elfmeter verschossen. Der Sieg gegen Mainz versöhnte nun auch ihn: „Das war ein großer Schritt, aber wir dürfen uns nicht ausruhen“, sagte Niederlechner bei Sky angesichts von sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Für die Mainzer wird es auf Platz 15 dagegen immer enger, nur drei Zähler liegen die Rheinhessen vor der bedrohlichen Zone. Diesmal verhinderte die verschlafene Anfangsphase den erhofften Befreiungsschlag. „So ein schneller Nackenschlag schockt erstmal. Wir haben das gut weggesteckt, aber unsere Chancen nicht genutzt“, sagte der Mainzer Karim Onisiwo: „Jetzt haben wir Dortmund. Das wird ein harter Brocken, aber dort kann man auch was holen.“

Niederlechner trifft nach 43 Sekunden

In Mainz wurde ausgerechnet Niederlechner zum Helden, der zuvor 857 Minuten nicht getroffen hatte. Der zuletzt glücklose Torjäger nutzte früh die Unsortiertheit der Mainzer Hintermannschaft und erzielte sein zwölftes Saisontor. Es war bereits der dritte Augsburger Saisontreffer in der Anfangsminute – damit stellten die Fuggerstädter den Liga-Rekord des MSV Duisburg (1974/75) und des 1. FC Saarbrücken (1985/86) ein.

„Das war ein unglaublich gutes Gefühl. Ich habe vor dem Spiel versucht, nicht zu viel lesen. Umso mehr freue ich mich, dass es geklappt hat“, sagte Niederlechner. Augsburg kann nun schon am Mittwoch mit einem Sieg gegen die TSG Hoffenheim den Klassenerhalt perfekt machen und für die zehnte Bundesligasaison in Folge planen kann.

Mainz steht indes am Mittwoch (beide 20.30 Uhr/Sky) bei Borussia Dortmund eine enorm schwere Aufgabe bevor, ehe am vorletzten Spieltag Bremen zum möglicherweise vorentscheidenden Duell um den Klassenerhalt an den Rhein kommt.

Mainzer fällt unglücklich auf den Kopf

Eine Schrecksekunde gab es gleich zu Beginn: Nach einem bösen Zusammenstoß im Kopfballduell mit FCA-Verteidiger Felix Uduokhai (17.) blieb der Mainzer Angreifer Taiwo Awoniyi reglos liegen und musste mit Halskrause vom Platz getragen werden. Nach Schlusspfiff gab Trainer Achim Beierlorzer vorsichtig Entwarnung. „Er ist wieder bei Bewusstsein, kann sich erinnern an die Dinge, die passiert sind. Er hat eine schwere Gehirnerschütterung und muss zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben“, sagte der Coach.

Der Mainzer Taiwo Awoniyi wird verletzt vom Platz getragen.
Der Mainzer Taiwo Awoniyi wird verletzt vom Platz getragen. © dpa

Schalke mit Negativrekord

Am Abend hat Bayer Leverkusen im Rennen um die Champions-League-Plätze beim Crisenklub Schalke 04 wichtige Punkte liegen gelassen. Der DFB-Pokalfinalist kam bei den seit fünf Monaten sieglosen Königsblauen nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Zwar zogen die Rheinländer an Borussia Mönchengladbach vorbei auf den vierten Rang, verpassten es aber, sich deutlicher abzusetzen.

Ein umstrittener Handelfmeter von Daniel Caligiuri nach Videobeweis (51.) bescherte den Gastgebern die Führung. Bayer-Verteidiger Edmond Tapsoba war der Ball bei einer misslungenen Abwehraktion an die Hand gesprungen. Juan Miranda (81.) sorgte mit einem Eigentor für den späten Ausgleich.

Schalke blieb zwar erstmals in seiner Bundesligageschichte zum 13. Mal in Folge ohne Sieg, zeigte sich gegenüber den enttäuschenden Leistungen der vergangenen Monate aber deutlich verbessert – trotz erheblicher Personalprobleme.

Daniel Caligiuri trifft vom Punkt. Später holte er sich seine fünfte Gelbe Karte ab. Nach der Saison wird er wohl nach Augsburg wechseln.
Daniel Caligiuri trifft vom Punkt. Später holte er sich seine fünfte Gelbe Karte ab. Nach der Saison wird er wohl nach Augsburg wechseln. © INA FASSBENDER / various sources / AFP

Schalke setzt auf zahlreiche Talente

Die Knappen traten mit dem letzten Aufgebot an, insgesamt fehlten zehn verletzte Spieler. „Ich habe aufgehört zu zählen“, sagte Trainer David Wagner bei Sky. Als letzter hatte sich am Sonntag Stürmer Benito Raman mit Rückenproblemen abgemeldet. So kam U19-Spieler Can Bozdogan zu seinem Bundesligadebüt. Bayer-Coach Peter Bosz hatte gegenüber dem 3:0 im DFB-Pokal-Halbfinale beim 1. FC Saarbrücken auf zwei Positionen umgestellt und Jungstar Kai Havertz nach muskulären Problemen sowie Nadiem Amiri wieder in die erste Elf geholt.

Schalke begann erstaunlich mutig, attackierte früh und kam auch zur ersten Torchance: Einen Schuss von Weston McKennie wehrte Bayer-Keeper Lukas Hradecky nach vorne ab, Ahmed Kutucu verfehlte im Nachsetzen knapp das Tor (2.). Leverkusen wirkte zunächst überrascht, es dauerte bis zur 23. Minute, ehe Lucas Alario mit einem Kopfball erstmals für Gefahr vor dem Schalker Tor sorgte.

Leverkusen belohnt sich spät

Nach gut einer halben Stunde übernahm der Champions-League-Aspirant mehr und mehr die Initiative, die bessere individuelle Qualität kam zum Tragen, Havertz aber noch nicht zum Zug. Vor allem im letzten Drittel fehlte die Geradlinigkeit in den Offensivaktionen.

Auch nach der Pause blieb Schalke aggressiver, Leverkusen spielte zu sehr in die Breite, ließ den Zug zum Tor vermissen. Erst nach dem 0:1 wurden die Angriffe zielstrebiger, die Abwehr der Gelsenkirchener bekam mehr Arbeit. Anders als in den vergangenen Spielen erhielten die Schalker lautstarke Unterstützung von außen: Die Anweisungen, Anfeuerung und Applaus der Ersatzspieler waren nicht zu überhören. Mit zunehmender Spieldauer erhöhte Leverkusen allerdings den Druck – und wurde spät belohnt.

Die Statistik: Mainz – Augsburg

  • Mainz: Florian Müller - Mwene (46. Baku), St. Juste, Niakhate, Brosinski - Barreiro (65. Boetius), Latza (76. Fernandes) - Öztunali (76. Szalai), Quaison, Awoniyi (23. Onisiwo) - Mateta. - Trainer: Beierlorzer
  • Augsburg: Luthe - Framberger (70. Jedvaj), Gouweleeuw, Uduokhai, Max - Khedira, Gruezo (78. Oxford) - Sarenren-Bazee (62. Hahn), Richter (62. Finnbogason), Vargas - Niederlechner (70. Löwen). - Trainer: Herrlich
  • Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
  • Tor: 0:1 Niederlechner (1.)
  • Gelbe Karten: Barreiro (4), Fernandes (5) - Uduokhai (3), Gruezo (2), Sarenren-Bazee, Framberger (3)
  • Torschüsse: 18:9
  • Ecken: 9:5
  • Ballbesitz: 61:39 %

Die Statistik: Schalke – Leverkusen

  • Schalke: Nübel - Kenny, Kabak, Oczipka, Miranda - Caligiuri (88. Hofmann), McKennie, Schöpf, Bozdogan (69. Becker) - Boujellab (89. Mercan), Kutucu (73. Gregoritsch). - Trainer: Wagner
  • Leverkusen: Hradecky - Weiser, Tapsoba, Sven Bender, Wendell - Demirbay (74. Paulinho), Aranguiz (85. Baumgartlinger) - Havertz (70. Volland), Amiri (70. Sinkgraven), Diaby - Alario. - Trainer: Bosz
  • Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)
  • Tore: 1:0 Caligiuri (51., Handelfmeter nach Videobeweis), 1:1 Miranda (81., Eigentor)
  • Gelbe Karten: Kabak (4), Miranda (2), Caligiuri (5), McKennie (6) - Alario (5)
  • Torschüsse: 6:15
  • Ecken: 1:9
  • Ballbesitz: 32:68 %