Frankfurt am Main. Liga fürchtet Wettbewerbsverzerrung wegen ungleicher Regelungen der Bundesländer. Kölns Finanzchef Wehrle warnt vor „Berufsverbot“.

Eigentlich wollte Oliver Ruhnert den Fans von Union Berlin nur die „neue Information“ überbringen, mit seiner Twitter-Botschaft verriet der Sportchef der Eisernen jedoch ein pikantes Detail. „Auf Bitten der DFL“, schrieb Ruhnert nämlich, werde seine Mannschaft erst am 6. April wieder zusammen auf dem Platz stehen. Und genauso soll es doch bitte in München sein. Und in Bremen. Auch in Köln. Einfach bundesweit.

Die 36 Vereine der Bundesliga und 2. Liga haben ein Schreiben der Deutschen Fußball Liga (DFL) erhalten, in dem ein einheitliches Vorgehen erwünscht ist. Da die DFL die Vereine in Sachen Training nicht bevormunden darf, ist es weniger als Vorschrift, sondern wie von Ruhnert angesprochen, als wünschenswerte Maßnahme gedacht.

Zudem verschickte die DFL das Schreiben, das nach der jüngsten Präsidiumssitzung am Dienstag aufgesetzt worden war, vor allem auf Initiative der Vereine. Der Grund: Angst vor Wettbewerbsverzerrung. Dass tatsächlich der Druck der Vereine ausschlaggebend war, ergibt Sinn, da im neunköpfigen DFL-Präsidium sieben Vereinsvertreter sitzen – und auch zuvor bereits Stimmen nach einer deckungsgleichen Vorgehensweise laut wurden.

Kölns Finanzchef warnt vor „Berufsverbot"

„Die Entscheidung, ob ein Mannschaftstraining möglich ist oder nicht, sollte zwingend ligaweit einheitlich geregelt werden, um eine Wettbewerbsgleichheit herzustellen“, sagte beispielsweise Fortuna Düsseldorfs Vorstandschef Thomas Röttgermann. Die unterschiedlichen behördlichen Vorgaben lassen das nämlich nur schwer zu. Während der FC Augsburg und der VfL Wolfsburg in dieser Woche zumindest für ein körperloses Kleingruppentraining ihr Homeoffice verließen, machten der HSV und der FC St. Pauli von einer möglichen Ausnahmeregelung ebenso wie der 1. FC Köln ausdrücklich keinen Gebrauch.

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„Das wäre das falsche Signal“, sagte Alexander Wehrle, Finanzchef des 1. FC Köln und Mitglied im DFL-Präsidium. „Wenn die Kontaktsperre aufgehoben ist, muss aber wieder Gruppentraining möglich sein. Alles andere käme einem Berufsverbot gleich.“ Ob die einheitliche Regelung bis dahin wie erhofft umgesetzt werden kann, erscheint angesichts der unvorhersehbaren Entwicklung der Coronapandemie fraglich.

Innenverteidiger Timo Hübers (Hannover 96), erster Coronafall im deutschen Profifußball, ist wieder als gesund eingestuft und von seiner häuslichen Quarantäne befreit worden. Die Profis von Eintracht Frankfurt hingegen befinden sich nach positiven Tests bei je zwei Spielern und Betreuern mittendrin. „Es ist unser Job, fit zu bleiben – egal ob zu Hause oder in kleinen Gruppen“, sagt Wolfsburgs Stürmer Daniel Ginczek. Wenn aber zwei bis drei positive Fälle genügen, um ein bundesweit gemeinschaftliches Training zu verhindern, bleiben wohl nur zwei Optionen: Einzelgänge oder Homeoffice.