Hamburg. Mediziner mahnen zur Vorsicht: Gerade Hochleistungssportler sind derzeit gefährdet. Worauf es für die Athleten jetzt ankommt.

Es ist eine Annahme, die derzeit gern verbreitet wird: Junge, gesunde Menschen müssen sich nicht vor dem Coronavirus fürchten – selbst bei einer Infektion zeigen sie keine lebensbedrohlichen Symptome. Sportmediziner sehen die Situation allerdings weitaus kritischer – vor allem, was das Risiko von Leistungssportlern angeht.

Der Hamburger Internist Michael Ehnert zum Beispiel ist überzeugt davon, dass kein Athlet eine Infektion mit dem Coronavirus auf die leichte Schulter nehmen sollte. „Gerade Hochleistungssportler sind in intensiven Trainingsphasen, wie sie in Trainingslagern oder der Vorbereitung auf wichtige Wettkämpfe üblich sind, anfällig für virale Infekte“, sagt der 57-Jährige, der das Institut für Sportmedizin und Prävention der Asklepios-Klinik St. Georg leitet und im Deutschen Schwimmverband leitender Verbandsarzt der Beckenschwimmer ist.

Auch schwere Verläufe sind nicht auszuschließen

Im Falle einer Infektion seien auch schwere Verläufe nicht auszuschließen. So wie aktuell etwa beim französischen Profi-Volleyballer Earvin N’Gapeth (29). Vor einer Woche sei er positiv auf das Coronavirus getestet worden, schrieb der Nationalspieler auf Instagram. „Nach drei schwierigen Tagen und Nächten habe ich wohl das Schlimmste hinter mir“, schrieb N’Gapeth, der seit 2018 bei Zenit Kasan in Russland spielt. In einer Woche soll er entlassen werden.

In Frankreich meldete sich zudem der Sportkardiologe Laurent Chevalier zu Wort. „Im Moment sieht man viele Profisportler, die Videos vom heimischen Fitnesstraining in den sozialen Netzwerken posten“, sagte der Mediziner der französischen Sporttageszeitung „L’Equipe“. „Ohne medizinische Überwachung halte ich das nicht für ratsam.“ Der Mediziner appellierte zudem auch an alle Freizeitsportler, derzeit auf Hochintensitätstraining zu verzichten. Niemand wisse, ob er das Virus nicht doch in sich trage. Nicht jeder Infizierte zeige sofort Symptome, die Inkubationszeit sei mit bis zu 14 Tagen außerordentlich lang. „Was wir aber mit Sicherheit wissen: dass das Virus auch den Herzmuskel angreift.“

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Michael Ehnert rät den Olympiakaderathleten derweil nicht nur zu besonderer Vorsicht und Beachtung der Hygienevorschriften, sondern vor allem auch zu ausreichenden Regenerationsphasen. „Die Tendenz dazu, diese nicht zu beachten, ist leider bei vielen ausgeprägt. Ich kann nur an die Athletinnen und Athleten appellieren, sich nicht zu übernehmen und ihr Immunsystem nicht unnötig zu belasten.“

Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

  • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Händewaschen
  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
  • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
  • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
  • Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen